Viktor Ivanovic
Viktor Ivanovic kann auf eine lange Schlagzeugkarriere zurückblicken – in vielen unterschiedlichen Bands hat er schon gespielt und sein Leben der Musik verschrieben. Warum es den Schlagzeuger nach Wels gezogen und was er schon erlebt hat, haben wir im Interview mit ihm herausgefunden.
Nora Blöchl
Wann hast du begonnen Schlagzeug zu spielen?
Eigentlich habe ich zuerst Zugposaune gespielt in einer Kapelle, in Mali Losinj. (lacht) Dann haben sich ein paar Freunde aus der Kapelle aber dazu entschlossen, eine Rock-Coverband zu gründen. Da war ich ca. 15 Jahre alt. Keiner von uns hat ein Instrument beherrscht, außer Posaune und Trompete. Ich wurde gleich gefragt, ob ich mich hinters Schlagzeug setzen möchte.
War es gleich klar, dass du den Drummer-Part übernimmst?
Ja, eigentlich schon. Ich hatte davor zwar nie den Plan, aber in dem Moment war es für mich klar. Mein Vater ist ein sehr guter Musiker, ein Akkordeonist. Ich sollte in seine Fußstapfen treten, aber weißt du, das Schlagzeug ist einfach ein größeres Instrument, so wie eine Harley Davidson. (lacht) Beigebracht habe ich mir alles selbst. In Belgrad konnte ich an einer Musikschule als außerordentlicher Schüler anfangen und setzte mich mit den theoretischen Grundlagen der Musik auseinander. Ich musste Klavierunterricht nehmen – obwohl ich das nur halbherzig verfolgte – und es gab leider kein Schlagzeug, sondern nur Snare, große Pauke, Vibraphon und Xylophon. Das war trotzdem mein großer Vorteil den anderen Schlagzeuger*innen gegenüber. Keiner der Schlagzeuger*innen, die ich kenne, hat sich je mit den theoretischen Aspekten des Schlagwerks auseinandergesetzt. Da kann man dann halt einfach nur Rhythmen spielen und setzt sich nicht in der Tiefe mit dem auseinander, was gehen würde.
Du hast gerade erwähnt, dass du in Belgrad in der Schule warst. Wie bist du von Mali Losinj nach Belgrad gekommen?
Also grundsätzlich wollte ich wegen der Metal-Szene nach Serbien. Ich und meine Band haben schon länger geplant, dass wir nach Novy Sad, in Serbien ziehen, weil das damals das Heavy-Metal-Zentrum war. In Mali Losinj konnte man in musikalischer Hinsicht nicht viel machen, da hat es nicht wirklich eine Szene gegeben. Zu Beginn des Krieges bin ich dann doch nach Belgrad gegangen und habe dort mit Rapidforce ein Album aufgenommen. Ich muss aber sagen, dass es für den Rock’n’Roll in Belgrad auch nicht gerade viel Spielraum gegeben hat. Darum bin ich dann auch am letzten Tag, bevor Serbien den kroatischen Pässen die Gültigkeit aberkannt hat, nach Salzburg zu meinem Vater. Österreich sollte nur eine Übergangslösung sein, um das Geld für Amerika zusammenzukratzen. Ein Kumpel von mir wohnt in Santa Monica und da wollte ich auch hin. Aber naja dann bin ich geblieben und es war hier auch ziemlich gut. Ich würde sagen, es gibt hier in Wels und Umgebung sehr viele gute Musiker*innen und die Metal-Szene war hier auch viel besser als zum Beispiel in Wien.
Und was hat dich dann nach Wels gezogen?
Ich bin bei Armourgeddon, der damals so ziemlich größten Metal-Band in Österreich, eingestiegen und bin nach Wels gezogen und hier gestrandet. So ist es von einem zum anderen gekommen. Ein Freund von mir hat dann ein Studio eröffnet und Evenfall hat mich gefragt, ob ich die Schlagzeugspur für ihr Album einspielen möchte, weil ihr Schlagzeuger ein bisschen geeiert hat. Im Endeffekt bin ich dann ganz eingestiegen. Das ist eigentlich auch gar nicht mein Stil. Black Metal habe ich nie gehört, ich war immer eher der Thrasher- und Hardcore-Typ. Und so klingen die Alben von Evenfall auch: Die einzigen Black-Metal-Alben, die Groove haben. Die andern haben nur Blast. (lacht) Wir haben als Vorband auf Tour mit Rammstein, Type O Negative, Downset., Biohazard, Sepultura und einigen anderen Bands gespielt. Das war eine gute Zeit. Wir hätten auch einen guten Record-Deal bekommen. Zwei Tage bevor wir aufnehmen konnten, ist die Plattenfirma jedoch Bankrott gegangen. Das hat uns dann dazu bewogen, uns aufzulösen. Naja und dann bin ich zu Bijelo Dugme gekommen.
Wow, das ist eine ziemlich große, bosnische Band!
Das war riesig. Da haben wir in ausverkauften Hallen und Stadien gespielt. Die Sänger waren echt top und haben wirklich gewusst, was sie tun. Gute Showmänner waren das. Der erste Sänger wurde 1983 von einem jungen Sänger, der war 23 Jahre alt und unglaublich, abgelöst. Als ich in der Schule war, war der ein Sexsymbol. Jede*r hatte Poster. Und stell dir vor, dann war ich in dieser Band. (lacht) Von 2006-2011 ist das gut gelaufen und dann hat sich die Partie aufgelöst.
Das müssen ziemlich große Tourneen gewesen sein, wenn du mit diesen Bands unterwegs warst. Wie gefällt dir das Tour-Leben generell?
Sehr gut! Wir mussten oft auf Tour wirklich für gar nichts aufkommen und haben keinen Cent gebraucht. Aber wenn man dann halt nach drei Monaten zurückkommt und nichts verdient hat, fragt man sich doch, wer die Miete bezahlt. Das ist leider so im Rock’n’Roll. Entweder du bist berühmt und hast viel Geld oder du bist es nicht und keiner möchte dir etwas zahlen. Deswegen spiele ich auch gerne in Coverbands. Da habe ich immer am meisten Geld verdient, weil Coverbands immer gut bezahlt sind.
Was hast du mit deinen Bands bisher gecovert?
Bei Della Street haben wir zum Beispiel Hard Rock gespielt, so Metallica und Iron Maiden. Das Gute ist auch, dass man beim Covern lernt, alle möglichen Songs zu spielen. Man wird dann besser und besser, weil man verschiedene Styles lernen muss. Mir ist aufgefallen, dass die Bands die nur eigene Songs spielen, technisch gar nicht so gut sind. Sie spielen nur ihre Sachen und sind technisch limitiert.
Du spielst ja auch in einer Led Zeppelin-Coverband Grand Zeppelin. Wie bist du dazu gekommen?
Ein Freund hat mich gefragt, ob ich da mitmache. Als er mir gesagt hat, wer singt, habe ich nein gesagt. „Der Typ ist ein guter Sänger, aber für Led Zeppelin passt er nicht.“, habe ich mir gedacht. Für Led Zeppelin muss es ein sexy Typ sein und kein Wikinger. Sie haben gespielt und haben einen anderen Schlagzeuger genommen. Als ich die Songs dann gehört habe, habe ich mir gedacht: „Wie geil!“. Da hat es mir dann leid getan. Einen Monat später hat mich mein Freund wieder angerufen und mir erzählt, dass der Schlagzeuger ausgestiegen ist. So bin ich dann reingekommen. Da läuft es schon seit 10 Jahren gut. Wir spielen nicht viel, so 10-15 Konzerte pro Jahr, aber wirklich gute Konzerte.
Was spielst du am liebsten von Led Zeppelin?
Led Zeppelin liegt mir generell. Am liebsten spiele ich aber „Since I’ve been Loving You“. Wenn man das wirklich so spielen will, wie Bonham, hat man einiges zu tun, weil es so komplex ist.
Wenn man sich die Liste der Bands ansieht, bei denen du schon gespielt hast, ist das sehr beeindruckend. Was sind denn deine derzeitigen Projekte? Hast du neben Grand Zeppelin noch andere?
Also die meiste Zeit stecke ich im Moment in ein eigenes Projekt. Ich habe irgendwann eine Umschulung beim AMS vom Schlagzeuger zum Sänger gemacht. (lacht) Nein, ich dachte mir, dass es sehr schwierig ist einen guten Sänger zu finden und dass ich es selbst machen möchte. Ich möchte wieder als Cover-Band starten und dann später eigene Songs spielen. Vielleicht bekommt man da etwas mehr Reichweite. Generell möchte ich David Bowie covern und habe auch schon eine Setlist. Da sind solche Sachen wie China Girl, Modern Love, Ashes To Ashes oder Absolute Beginners drauf. Auch von Billy Idol und den Doors habe ich ein bisschen etwas reingenommen. Aber es gibt auch noch Stray Train. Mit denen habe ich auch schon einiges gemacht. Da haben wir auch eine riesige Tour Ende 2016 gespielt mit Blues Pills und Kadavar. Aber ich weiß noch nicht, wie wir da weitermachen.
Hast du ein Lieblingsequipment und spielst du immer mit demselben Schlagzeug?
Für Grand Zeppelin passt das Ludwig-Set sehr gut. Aber eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang ein Yamaha Recording Custom gespielt. Ich mag auch die alte Big Band- und Jazz-Aufstellung. So wie es Buddy Rich gespielt hat. Das ist eine minimale Aufstellung und da brauchst du Ideen, was du damit machen kannst. Das finde ich spannend.
Fotos: mediamovement (Sidebar), Claus Stockinger (Titelbild)