Petra Fraißl
Unsere Drummerin des Monats trommelt unter anderem bei Fuchsia und für Das Schottische Prinzip. Im Interview hat sie uns verraten, wie schwierig es manchmal sein kann, Motivation zu finden, warum sie am liebsten live spielt und wie wichtig es ist, den richtigen Flow zu finden.
von Patrick Tilg
Erzähl uns doch mal wie dein Alltag als Schlagzeugerin derzeit so aussieht – wo kommst du z.B. gerade her?
Ich komme von daheim, hab gerade gegessen und hatte für heut eigentlich noch vor, richtig intensiv üben zu gehen. Da die letzten Monate sehr stressig waren, wollte ich mir endlich mal wieder etwas Neues auschecken, etwas das mich herausfordert. Doch leider hat mich dann die Motivation verlassen. Normalerweise bin ich recht gut darin, mir selbst in den Arsch zu treten, aber es ist halt oft nicht ausreichend. Beim Musikmachen muss man ständig neue, intrinsische Motivation suchen.
Welche Musik-Projekte sorgen denn aktuelle für deine Motivation?
Seit Mitte Dezember war irrsinnig viel los, aber das allermeiste war eher Kommerz. Begonnen hat es mit einer Weihnachtsfeier und dann kam mein erster Auftritt in einer Ball-Band. War aber trotzdem beides auch sehr spannend. Vor allem bin ich draufgekommen, dass es nicht darum geht, dass man sich alles ganz genau im Detail auscheckt, sondern eher die Skills, die man hat, anwendet und „durchgroovt“. Die letzten zwei Tage hatte ich dann z.B. Gigs mit Rock for Kids. Das waren Konzerte in Volksschulen – wirklich eine crazy Tour: zwei Tage, vier Städte. Das war erstaunlich lustig, denn den Kindern ist egal, wenn wir Fehler machen, viel wichtiger ist es da eine Freude zu vermitteln und Spaß zu haben. Bei all diesen Kommerz-Projekten spielen wir halt entweder Jazz Klassiker oder Coversongs.
Und wie steht es um die nicht-kommerziellen Projekte?
Die waren in den letzten zwei, drei Monaten eher rar. Aber sie sind mir extrem wichtig.
Als erstes möchte ich da die Band Fuchsia erwähnen. Das ist mein langjährigstes Projekt und es gibt uns schon seit Herbst 2015. Es fühlt sich an wie eine alte Ehe, mit all den positiven und negativen Momenten. Wir haben vor einiger Zeit auch einstimmig beschlossen, dass es für uns kein Geld-Projekt ist. Wir wollen dem Projekt nicht den unnötigen Druck von Einnahmen aufzuzwängen, da geht es meiner Meinung nach dann schnell weg von der Kreativität.
Wie klingt Fuchsia, um es den Leser*innen kurz nahezulegen?
Es geht so Richtung Progressive-Rock, mit Grunge- und Metal-Einflüssen. Kurz: nicht Fisch, nicht Fleisch – also genau das, was mir liegt. Mit dem Gitarristen von Fuchsia hab ich übrigens auch die komplett improvisierte backbeat Session gespielt.
Sehr cool, du spielst ja auch noch bei Das Schottische Prinzip?
Die Band fühlt sich irgendwie an, als wäre alles im Zeitraffer. Letztens hat uns Bader Molden unter Vertrag genommen. Letzten Juni kam dann das Album »Jolly« raus, das wir im Herbst 2021 aufgenommen haben. Wir hatten irrsinnig viele Konzerte und Bader Molden haben uns da sehr verwöhnt. Da haben wir dann auch zum ersten Mal erlebt, wie es sein kann, wenn man nicht alles selbst machen muss. Der Unterschied ist echt krass. Z.B. die Tatsache, dass es auf jeden Fall Fix-Gagen gibt, gibt es in anderen Genres oft nicht. In diesem Jahr kommen auch wieder ein paar neue Konzerte und wir arbeiten auch an neuen Sachen.
Und gibt es aktuell auch noch ein drittes Projekt?
Ein drittes Projekt ist gerade am Entstehen. Und zwar gemeinsam mit Hannes, dem Gitarristen der Band Intra, aber das ist noch ganz ganz frisch. Sein Projekt nennt sich Dreamer Dreamer und in den Osterferien gehen wir erstmals ins Studio. Hannes schreibt die Songs und ich darf an den Drums dann noch meine eigene Handschrift hinzufügen. Auch in den Gesprächen dazu kann man mit ihm sehr gut tief ins Detail gehen. In einem Jahr soll das dann rausgehen und ich freu mich schon sehr drauf.
Spielst du lieber Live-Konzerte oder bist du lieber stundenlang im Studio oder Proberaum?
Ich glaube, es ist kein Geheimnis zu sagen, dass ich etwas Studioangst habe – bin also auf jeden Fall mehr der Live-Typ. Ich steh zwar eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt, aber es ist irgendwie schön, über meinen eigenen Schatten zu springen. Und was mir am Studio so Angst macht, ist die Einbildung bzw. der Glaube, dass ich nie perfekt genug spiele.. Das muss gar nicht in einem richtigen Studio sein, da reicht es schon, wenn ich im Proberaum die Mikros aufbaue und auf Play drücke. Aber ich bin dabei, das zu überwinden und es wird auch immer besser. Ich finde auch, dass Studio und Live beides etwas ganz Eigenes sind, das nicht so einfach verglichen werden kann. Live geht es um Ausdruck, Dynamik, Reaktion auf die anderen Musiker*innen und vielleicht sogar Show. Im Studio musst du halt genau wissen, was du da jetzt machst und nur auf dich selbst achten.
Deine Projekte sind vom Sound her durchaus sehr unterschiedlich, aber wo kommst du musikalisch her, mit welchen Bands bist du aufgewachsen?
Zu Beginn hat mich meine Schwester extrem stark beeinflusst. Das war damals ganz viel Pop und RnB. RnB hab ich z.B. in den letzten Jahren wiederentdeckt, da gibt es schon ein paar gute Sachen.
Irgendwann kamen dann Bands wie System of a Down und das hab ich zu Beginn überhaupt nicht einordnen können. Aber irgendwann, so mit 13 oder 14, hab ich es dann langsam verstanden. Eine Band, die mich danach sehr lange begleitet hat war Good Charlotte und in die Richtung ging es anschließend auch. Mit 15 hab ich dann angefangen Schlagzeug zu spielen, das war auch mein erstes Instrument.
Und beim Schlagzeug ist es dann auch geblieben oder kamen andere Instrumente dazu?
Im Studium kam das Piano dazu, aber da kann ich nur die Grundlagen. Also ich hab eines zuhause stehen, aber da klimpere ich nur manchmal darauf herum. Aber auch singen tu ich sehr gerne und eigentlich schon immer. Seit einem Jahr nehme ich sogar Unterricht.
Also hören wir dich bei Dreamer Dreamer dann auch an den Vocals?
Wer weiß, ich hab es beim Hannes schon angedeutet. Ist auf jeden Fall ein ganz anderer Blickwinkel.
Gib es in deiner Laufbahn als Drummer*in ein Ereignis, an das du dich besonders gerne zurückerinnerst?
Ich glaube es war keine bestimmte Situation oder irgendein Release, aber was sich schon oft bemerkbar gemacht hat, ist, dass ich fürs gemeinsame Musizieren lebe. Gemeinsam in diesen Telepathie-artigen Flow zu kommen. Das sind für mich die wichtigsten Momente.
Und wenn schon nicht in einer Gruppe, dann wenigstens allein, beim Üben.
Gibt es einen Drum-Groove oder ein Percussion-Element, durch das du leichter in diesen Flow kommst?
Am ehesten ist es ein Schlagzeug, das ich gewohnt bin. Wie die Sachen stehen und welche Körperhaltung dadurch entsteht, das sind sicher wichtige Faktoren für mich.
Percussions muss ich gar nicht so viele haben. Also ich lege gerne mal verrückte Sachen als Effekt auf die HiHat oder auf eine Trommel. Shaker oder Tamburine verwende ich auch gerne, aber sonst verwende ich kaum Percussions. Aber für den Flow ist mein Standardsetup am besten, sprich Bassdrum, Snare, HiHat, zwei bis drei Toms, zwei Crashes und Ride.
In welchem aktuellen österreichischen Song findest du die Drums richtig gut? Sowohl Sound als auch Arrangement.
Mother‘s Cake finde ich richtig gut, vor allem die ersten Alben. Es wirkt einfach unglaublich kreativ und es ist nicht das, was man erwartet. Es klingt fast nach perfekter Improvisation. Und das find ich auch vom Drum-Sound her sehr gut gemischt. Also sehr sauber gemacht, aber jetzt nicht so super fancy. Wenn es um spezielleren, fancy Sound geht, dann finde ich Marco Kleebauer sehr cool. Man hörts auch sofort raus, wenn er irgendwo beteiligt ist. Hab ihn damals schon bei LEYYA gut gefunden, als ich die beiden bei einem Workshop arbeiten sehen durfte und er hat da echt einiges in mir geweckt. Seitdem achte ich auch mehr auf Producing, denn es ist ein weiterer Kreativitätsfaktor einer Musikproduktion.
Hörst du lieber auf Spotify oder Vinyl?
Meistens läuft es auf Spotify hinaus, obwohl ich mich wirklich lange dagegen gewehrt hab. Aber mittlerweile benutze ich es auch. Trotzdem hab ich auch noch einen kleinen MP3 Player, den ich immer mit mir mit hab. Da kommt alles drauf, was ich für irgendwelche Musik-Projekte brauche.
Und zum Abschluss: Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?
Wenn ich ihn zuhause selbst mache, dann einen Verlängerten mit einem Mini-Schuss Milch und mit ganz wenig Zucker. In Cafés, so wie jetzt, bestelle ich aber meistens einen Cappuccino.
Foto: Martin Winzisch