Josef Hinterhölzl

Hot Pants Road Club ist nun schon seit über 20 Jahren unterwegs. Seit wann bist du mit von der Partie?

Ich bin seit 2011 dabei. Da habe ich das ganze Jahr als Substitut für den damaligen Schlagzeuger, der aus gesundheitlichen Gründen pausiert hat, gespielt. Dazwischen war ich kurz weg und seit Mitte 2012 bin ich fix dabei und es läuft echt gut. Wir haben vorm Sommer sehr viel gespielt und nach einer kleinen Pause geht es jetzt im August und September wieder weiter. Durchschnittlich spielen wir so um die 25 Gigs im Jahr, es ist also eine gute Regelmäßigkeit drin und lässt sich ganz gut mit meinen anderen Tätigkeiten vereinbaren.

Die meisten deiner Projekte sind im Bereich Funk und Soul angesiedelt. Wie ist bei dir das Interesse für diese Musik entstanden?

Es war so, dass ich in der Musikschule einen Lehrer hatte, der mich sehr viel mit Musik versorgt hat und zwar in alle Richtungen – Jazz, Funk, Rock, Soul, et cetera. Er hat mir wirklich stoßweise CDs zum Durchhören mitgegeben und dabei hat sich mit der Zeit herauskristallisiert, dass das die Musik ist, die mir extrem taugt. In der Folge ergibt es sich dann eh von selbst, dass man tiefer in diesen Stil eintaucht, sich weiter damit beschäftigt und auch die ersten eigenen Projekte darauf aufbaut. Es war eben kein bestimmter Zeitpunkt oder kein gewisses Erlebnis, sondern eher eine stetige Entwicklung dorthin.

In welchem Alter hast du auf der Musikschule begonnen und was waren dann deine ersten Projekte?

Ich habe zeitgleich mit dem Einstieg ins Gymnasium begonnen, also mit zehn Jahren ungefähr. Ich bin aber in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, vor allem was Blasmusik betrifft. Dadurch dass mein Großvater Gründer des örtlichen Blasmusikvereins war und mein Vater Kapellmeister, war immer die gesamte Familie involviert. Es waren auch immer diverse Leute aus dem Musikverein bei uns zuhause. In diesem Umfeld bekommt man natürlich viel mit und sitzt selbst auch immer wieder dabei. Ich habe dazwischen einmal begonnen, Trompete zu lernen, aber es hat mich dann immer mehr in Richtung Schlagzeug gezogen. Vor allem, weil ich bei den Proben den Schlagzeugern zugeschaut und mir dann aus diversen Trommeln mein eigenes kleines Set gebastelt habe. Später habe ich mir dann den Schlüssel vom Musikheim genommen und dort gespielt. Aber der erste geregelte Unterricht war dann eben erst auf der Musikschule. Dort haben wir eine Bigband gehabt, mit der ich die ersten Nummern in Richtung Funk und Soul gespielt habe und dann kamen einige Coverbands in dieser Richtung dazu. Die erste wirkliche Band, mit der auch eigene Sachen entstanden sind, war dann eigentlich The Royal Drive Affair, mit der ich bis heute spiele.

Du hast später dann an der Anton Bruckner Universität in Linz studiert – unter anderem bei Doug Hammond und Jeff Boudreaux …

Genau. Bei Doug Hammond war der Fokus eher auf Jazz gelegt, also viel Swing spielen. Bei Jeff Boudreaux, der ja selbst aus New Orleans kommt, habe ich dann mehr Funk gespielt.

Gab es in dieser Zeit besondere Einflüsse für dich?

Also zwei Leute, die ich besonders intensiv verfolgt habe, sind Dennis Chambers und Vinnie Calaiuta. Das sind quasi meine zwei Heroes. Chambers war einfach immer ein Wahnsinn, was Groove in Verbindung mit Technik und Geschwindigkeit betrifft. Von ihm habe ich mir immer extrem viel angehört und -geschaut. Naja und Vinnie Calaiuta ist halt auch so eine Abteilung. (lacht) Aber natürlich darf man auch Leute wie Art Blakey oder Elvin Jones nicht außen vor lassen. Das sind schon Schlagzeuger, die eine Zeit geprägt haben – oder eigentlich immer noch mitprägen. Genauso wie die jetzigen Gospel-Drummer.

Gerade im Bereich Gospel und Funk ist viel passiert in den letzten Jahren – denkt man etwa an Stanton Moore, Aaron Spears oder Teddy Campbell. Woher kam dieser Aufschwung?

Mir taugen diese Leute auch irrsinnig. Was sehr offensichtlich ist, ist dass viele Drummer – gerade von den großen Acts im Musikbusiness – aus der Gospel-Szene kommen. Das war bei uns in Europa nie so präsent und gerade der Musikerszene ist hier viel mehr bewusst geworden, was das überhaupt ist, dieser Gospel-Zugang. Vor einigen Jahren hat man mit Gospel noch eher nur „Oh Happy Day“ und dergleichen in Verbindung gebracht. Da hat sicher auch das Internet das seinige dazu beigetragen, dass man mehr kennt. Man kann sich einfach von jedem die Sachen reinziehen. Natürlich haben die Leute, die mit Gospel aufwachsen einen ganz anderen Zugang, den man hier früher kaum kannte. Sie sind auch technisch alle auf höchstem Niveau. Aber wie gesagt, ich glaube, dass das Youtube-Zeitalter vieles dazu beigetragen hat, dass es zu uns übergeschwappt ist.

Du bist jetzt auch selbst Musikschullehrer. Wie weit hat das deinen eigenen Unterricht bereichert, dass man von fast allen Drummern Videos findet?

Auf alle Fälle sehr. Man kann das einfach gut nutzen. Vor allem bekommt vieles für die Schüler ein Gesicht. Wenn man zeigen kann, wer Schlagzeug bei – zum Beispiel – Robbie Williams spielt und man sich den gleich anschauen und auschecken kann. Man muss auch nicht stur nach einem Buch vorgehen, sondern kann alles flexibler gestalten. Außerdem bekommen die Schüler mehr Bezug dazu, wenn sie sich vieles selbst anschauen können. Es geht auch darum, dass man up to date ist, sodass es für die Schüler interessant bleibt. Im März habe ich beispielsweise eine Drumclinic von Aaron Spears organisiert. Dadurch, dass die Schüler mitbekommen haben, dass das der Drummer von Usher ist, hatten viele einen besseren Bezug dazu und wollten ihn dann auch live sehen.

Organisierst du öfters solche Clinics?

Ich bin eigentlich immer eher der Kontaktmann. Die Ausführung macht man dann eh meistens in Kooperation mit jemand anderem. Viel habe ich noch nicht gemacht in diese Richtung. Das letzten März war eben eine Aaron Spears Clinic in Kooperation mit dem Roadhouse Music Store in Braunau. Im Zuge dessen habe ich auch gleich den Kontakt für eine Clinic in der Schweiz hergestellt. Genauso wie ich Kontaktmann war für eine Clinic mit Brian Frasier Moore. In Braunau war ich schon auch bei der Abwicklung dabei, aber sonst meist nur als Vermittler. Ich bin einfach der Meinung, dass Leute wie Brian Frasier Moore oder Chris Coleman enorm wichtig sind, man aber von ihnen hierzulande wenig mitbekommt und selten die Gelegenheit bekommt, sie zu sehen. Die meisten Kontakte habe ich einfach über Unterrichtsstunden geknüpft, die ich bei ihnen genommen habe, wenn ich in den USA war. Dadurch haben sie mich auch schon gekannt, als ich für die Clinics angefragt habe.

Bist du regelmäßig in den USA?

Ja schon, aber meistens nur kurz und meistens in L.A. – einfach weil dort sehr viel passiert im Musikbereich. In der Zeit schaue ich aber immer, dass ich Stunden nehme, Konzerte oder Sessions besuche und einen Eindruck bekomme, was gerade los ist.

Was ist in deinen Augen wichtig, um gerade dieses Gospel- und Funk- Feeling draufzubekommen?

Ich würde sagen, ganz egal, was für einen Stil man spielt – Lockerheit ist immer wichtig. Schlagzeugspielen hat wenig mit Kraft zu tun. Mittlerweile muss ja alles lauter und schneller sein und genau dabei ist die Lockerheit wichtig. Oft will man höhere Geschwindigkeit mit mehr Kraft meistern – das ist aber genau der innere Schweinehund, den man überwinden muss. Als ich in L.A. eine Stunde bei Teddy Campbell hatte und er in einem enormen Tempo gespielt hat, dachte ich zuerst auch: „Puh, das wird hart“ – und genauso habe ich es auch gespielt. Bis er mich dann dran erinnert hat, locker zu bleiben. Wenn man das bewusst versucht, dann klappt es. Daran sollte man immer denken.

Hast du eigentlich einen Lieblingsgroove?

Natürlich gibt es da mehrere und grundsätzlich finde ich die ganzen James Brown Grooves super – ohne mich jetzt auf einen bestimmten, wie Funky Drummer oder Cold Sweat, beschränken zu wollen. Trotzdem gibt es einen, der mich immer schon enorm gefesselt hat und an dem ich viel gekiefelt habe – und zwar Soul Vaccination von Tower of Power. David Garibaldi spielt da nicht den einfachsten Groove, das sieht man vor allem wenn man dann die Noten vor sich hat und schaut, was da überhaupt passiert. Aber wenn man genug dran arbeitet, dann geht es und dann ist es einfach ein verdammt cooler Groove.

Stehen abseits des Hot Pants Road Club in nächster Zeit Konzerte auf deinem Programm?

Ich bin im Moment mit den unterschiedlichsten Bands unterwegs, auch als Substitut. Was gerade ebenfalls aktuell ist, ist ein Earth, Wind & Fire Projekt, mit dem ich gerade unterwegs bin und das – wenn man das so nennen will – mein Herzensprojekt ist, da ich seit jeher ein großer Earth, Wind & Fire-Fan bin. Für mich ist es eben immer wieder ein tolles Erlebnis, diese Musik live spielen zu können. Generell muss ich eigentlich sagen, dass ich es gut erwischt habe und ich einfach froh bin, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Ich würde auch nichts anderes machen wollen. Die Kombination aus Unterrichten und Livespielen passt derzeit einfach perfekt für mich und auf der Bühne zu sein macht mir gerade mehr Spaß als je zuvor.

 

Interview: Moritz Nowak

 

Weitere Links zu Josef Hinterhölzl:


www.hprc.com
www.ewfproject.com

https://www.youtube.com/watch?v=fiIS9QSGSDk

Endorsements:

Sonor Drums 
Istanbul Mehmet Cymbals
Los Cabos Drumsticks
Ahead Armor Cases