Jakob Grünberger
Jakob Grünberger ist angehender Volksschullehrer. Schlagzeug spielt er seit seiner eigenen Volksschulzeit. Er hat in zahlreichen Konstellationen die verschiedensten Genres bedient. Im Gespräch mit ihm merkt man, dass er Wert auf zwei Dinge legt: Professionalität und Klang.
von Stefan Dammerer
Wie hat es dich zum Schlagzeugspielen verschlagen?
Angefangen habe ich in der zweiten Klasse Volksschule, in einer Musikschule im zehnten Bezirk. Warum weiß ich selber ehrlich gesagt nicht (lacht), das hat alles nicht wirklich einen Grund. Mein Vater hat Gitarre gespielt, meine Mutter und Schwester haben Klavier gespielt, das war also alles abgedeckt und mir zu langweilig. Long Story short, ich habe im zweiten Dienstjahr meines Schlagzeuglehrers – Michael Kihn - begonnen Unterricht zu nehmen. Michael unterrichtet mich 15 Jahre später immer noch, nur an einer anderen Musikschule.
In welche Projekte bist du involviert?
Seit fünf Jahren spiele ich beim symphonischen Jugendblasorchester – endlos langer Name, kurz SJBO – mit. Heuer spielen wir, wie jedes Jahr, zwei Konzerte im großen Saal des Konzerthauses mit den Wiener Stimmen. Die sind eine Komposition aus verschiedenen Wiener Kindersingchören, in Summe sind das 800 Kinder. Das ist eine sehr amüsante Angelegenheit. Ich selbst spiele dabei Set oder Pauken. Gespielt wird typisches Wiener Programm, dieses Jahr freue ich mich besonders auf Auszüge der Carmina Burana, das könnte mit 800 Kindern mächtig werden.
Wie organisiert man ein Konzert mit derartig vielen TeilnehmerInnen?
Zuerst wird in 30er bis 50er Gruppen geprobt. Dann proben wir an drei Nachmittagen mit 300 Personen in einer Berufsschule und am Schluss kommen alle Kinder zusammen. Das ist dann schon ein riesiger Haufen von Fünf-, bis Vierzehnjährigen. Dabei geht es vorrangig um die Kinder, was ziemlich leiwand ist. Im Konzerthaus geht sich das platzmäßig überraschend gut aus, die Bühne ist groß. Vorne, das 70-köpfige Orchester, hinter uns die Kinder. Das nächste Kind steht einen halben Meter hinter dir, da hab ich einem schon Mal – versehentlich – fast eine gehaut. Im Sommer kippen cirka zehn Prozent der Kinder um, weil es zu heiß ist. Letztes Jahr haben wir in der Votivkirche gespielt. Selber Chor, aber in Partnerschaft mit einem japanischen Orchester. Das war – abgesehen von der Akustik – sehr geil! Man hört dort leider gar nichts, außer sich selbst und nicht einmal das wirklich.
Das bedeutet, du bist vollkommen vom Dirigenten abhängig.
Genau, mit diesem Dirigenten verstehe ich mich sehr gut. Sein Name ist Daniel Muck. Ein genialer Musiker, sehr jung, ein Wunderkind eben. Mit ihm spiele ich voraussichtlich eine Konzertreihe in der Stadthalle, Halle D, mit 2000 Kindern.
Wow!
Ungefähr so hab ich auch reagiert. Die Proben beginnen im Mai.
Steigt der Probeaufwand proportional zur Teilnehmerzahl?
Mit den Kindern proben wir nur zwei Mal – voraussichtlich. Mit dem Orchester proben wir sieben Mal. Das Programm ist relativ leicht, wir spielen halt Kinderlieder, das bedeutet eher Polka und gerade Nummern. Sonst habe ich heuer nicht viel vor, da ich mich um meine ECTS kümmern muss. Aus diesem Grund bin ich jetzt auch mein letztes Semester an der Musikschule.
Du nimmst seit 15 Jahren Unterricht beim selben Lehrer. Kann man nach so vielen Jahren noch etwas lernen?
Ja, selbstverständlich. Er ist ein unglaublich guter und sehr umtriebiger Schlagzeuger. Er spielt bei vielen Konzerten und Projekten mit, sowohl Schlagwerk, als auch am Set. Zudem schmiedet er seine eigenen Triangeln. Für die größte Triangel hat er drei Meter Stahl verarbeitet. Das Teil kann man kaum aufheben, hat aber einen Hammerklang. Nach einer so langen Zeit an der Musikschule habe ich auch – nicht zuletzt dank Michael – viele Connections gemacht. Ich hab wahrscheinlich schon mit so gut wie allen Musikschullehrern und Unilehrern zusammengearbeitet.
Sind das meist klassische Projekte?
Nein, einmal habe ich bei einer Drumline mitgespielt, das war sehr fett. Die Marching-Snare habe ich noch immer zu Hause. Ich liebe den Klang und das Feeling, wenn ich auf ihr spiele. Weiter bin ich bei verschiedensten Projekten, Bands oder Veranstaltungen dabei. Da lässt sich keine klare Richtung erkennen. Besonders gut gefällt mir das Spielen mit dem SJBO. Es werden klare Anforderungen gestellt, wenn du diese nicht erfüllst, wird dir das gesagt. Das ist zwar ein gewisser Druck, aber ich übe genug, um diesem Druck standzuhalten. Ensembles finde ich auch ganz interessant, da man in einer zufälligen Konstellation zusammengestellt wird. Das ist immer sehr aufregend.
Wie bereitest du dich auf diese Anforderungen vor?
Viel Koordinationstraining, Rudiments, Schnelligkeit, Dynamik und Wirbel. Außerdem bemühe ich mich, viele Genres am Set abzudecken. Ich wohne in einem Reihenhaus, da steht und fällt alles mit den Nachbarn, die sind glücklicherweise sehr kooperativ. Meistens spiele ich nur bis 20 Uhr, daher klappt das ganz gut. Am allerwichtigsten beim Schlagzeugspielen ist das Spielen mit andern Musikern. Wenn man Schlagzeug lernt und kein einziges Mal in einem Ensemble gespielt hat, kann man vielleicht 30 % von dem, was ein Drummer kann, der regelmäßig Ensemble spielt. Wenn man 120 Takte Pause hat, ist es wichtig zu wissen, was der Trompeter an welcher Stelle spielt. Ansonsten muss man halt zählen.
Du spielst neben dem Schlagzeug auch andere Instrumente, hilft dir das bei deinem Hauptinstrument weiter?
Ich spiele sonst noch Bass, Gitarre, Ukulele, Xylofon und Marimba. Musiktheoretisch bin ich auch ganz gut gefestigt. Das hilft sowohl beim Schlagzeugspielen, als auch bei der Arbeit mit meinem Projekt „Fruit Salad“. Es ist mir generell wichtig, viele verschiedene Instrumente zu spielen. Wenn ich mir ein Instrument kaufe, spare ich auch nie. Selbst meine Ukulele war verhältnismäßig teuer.
Foto: Jakob Grünberger