Heinz Berger
Jazz, Swing, Boogie, Blues. Unser Drummer des Monats August bewegt sich schon seit Jahrzenten durch die österreichische Musiklandschaft und stand auch schon mit Szenengrößen wie dem Hamburger Pianisten Axel Zwingenberger auf der Bühne. Mit uns spricht der passionierte Schlagzeuger über seine Bands, Wien und natürlich über seine größte Leidenschaft: den Jazz.
Markus Hartmann
Vom Schlagzeugspielen allein lässt es sich in Österreich ja sowohl als Amateur als auch als Profi leider nicht gut leben. Was machst du hauptberuflich und welche Rolle spielt der Jazz in deinem Leben?
Ich bin Lehrer an der HTL und geh jetzt im Dezember in Pension. Was bedeutet, dass ich jetzt noch mehr Zeit für Musik hab. Im Moment spiel ich in zwei Jazzbands und immer wieder mit anderen Formationen. Was sich eben alles so anbietet. Ich spiel auch noch Gitarre und komponiere selber ein bisschen. Musik ist halt mein Leben. Und Schlagzeug eben mein Hauptinstrument.
Eine der Bands ist Connection (http://www.connection-band.at) oder?
Genau, die Band gibt’s schon seit 1976. Da haben wir alle noch studiert und uns auf der Uni getroffen. Als erstes war das ein Trio, dann ein Quartett und dann kam irgendwann auch mal ein Saxophon und einer Sängerin dazu. Also die Besetzung hat immer mal wieder gewechselt. Und ja, die Band gibt’s nach wie vor. Allerdings mit einem neuen Pianisten und einem neuen Sänger. Aber Gitarrist, Bass und Schlagzeug ist nach wie vor die Urbesetzung. Den Bassisten kenn ich schon seit 50 Jahren. Die Freundschaft untereinander hält sozusagen die Band zusammen.
Und deine andere Band?
Das ist das Swingtime-Quartett oder Quintett. Manchmal sind wir auch zu sechst oder zu siebt. Oft sind ein paar Sängerinnen mit dabei. Da spielen wir viel Boogie und Blues. Nette Sachen, die mir auch richtig viel Spaß machen
Hast du dann Schlagzeug als Instrument studiert?
Naja, man kommt halt irgendwann an den Punkt, wo man merkt, dass man mit dem Selbststudium nicht mehr weiterkommt. Ich hab dann zwei Jahre Unterricht im Jazzschlagzeug genommen. Das ist mittlerweile aber auch schon eine Weile her. Aber studiert hab ich nie. Der Unterricht hat für meine Ansprüche damals voll ausgereicht.
Die Faszination Jazz hängt ja auch stark mit der Improvisation zusammen. Wie bekommt man da ein Feeling für und wie übt man das eigentlich?
Also man muss auf jeden Fall gut zuhören können. Also wenn das Thema gespielt wird, ist allen klar, dass das jetzt ein bestimmter Rhythmus ist und dass der für eine bestimmte Weile gespielt wird. Und dann kommt der Chorus und beginnt oft vielmals von neuem. Der Solist geht dabei am Anfang meist sehr zart mit dem Thema um und steigert sich dann langsam. Und dem muss man eben zuhören wie er seine Session aufbaut. Und das lernt man mit der Zeit. Alleine im Proberaum üben wie bei anderen Stilrichtungen bringt da nichts.
Jazzclubs in Wien gibt es ja einige. Gibt es welche, die du besonders empfehlen kannst? Vielleicht auch jemandem, der mit Jazz sonst nicht so viel am Hut hat, aber einfach mal die Szene ein bisschen kennenlernen will?
Eine gute Adresse ist da auf jeden Fall mal das Jazzland. Das gibt’s schon seit über 40 Jahren. Da waren wir als Studenten schon und haben uns die Jazzstars aus Wien und aus der ganzen Welt angeschaut. Auch das Porgy & Bess, das 1019 oder der Reigen sind super. Da haben wir auch schon ein paar Male selbst gespielt. Und auch das Zwe sollte man nicht vergessen. Dort spielen die Studierenden vom Konservatorium oft Sessions. Oft kann man in die Locations auch einfach mal hineinspazieren. Da herrscht meistens nicht so eine strenge Konzertatmosphäre. Wenn’s entspannt ist, dann spielt sich’s ja auch leichter.
Jetzt bist du ja schon seit den 70er Jahren in der österreichischen Jazzlandschaft aktiv. Hat sich in der Szene in der Zwischenzeit viel getan?
Auf jeden Fall. Mit Sicherheit existieren mittlerweile sehr viel mehr Jazzlokale. Und es wird einfach mehr angeboten an Jazzmusik in Wien. Es gibt auch wirklich sehr viele begabte junge Musikerinnen und Musiker, die auch regelmäßig auftreten. Das Dilemma in Wien ist leider nur, dass das Publikum sehr dünn ist. Und dann sitzen manchmal abends nur 10 Leute in einem Jazzlokal, obwohl ein tolles Programm geboten ist. Viele konsumieren das Ganze heute eben digital von daheim aus. Obwohl ich immer sage: Jazz muss man erleben! Eine Jazz-CD ist ganz lustig und gut, aber wenn ich selber sehe wie die Band spielt und auf der Bühne interagiert, dann hat man viel mehr davon. Als Publikum ist man ja auch ein Teil von der Performance, gibt Beifall und geht mit der Musik mit.