Gabriel Haider
Gabriel Haider, Schlagzeuger des sympathischen Mundart-Trios Folkshilfe, erzählt im Interview mit Beatboxx.at über Tourlaub, wie sich dadurch die Freundschaft erhält und wie der typische Folkshilfe-Sound zustande kommt.
Hi Gabriel! Wie war die „mit F“-Tour?
Hallo! Die Tour war super. Nachdem die Show im mittleren Posthof ausverkauft war, haben wir uns ein halbes Jahr später in den großen getraut. Das war bestimmt eines der Highlights. Die Konzerte in Innsbruck, Graz und natürlich Wien, sowie die Shows in Bayern im Februar haben uns auch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit der Tour.
Ihr habt ein interessantes Straßenmusiktour-Konzept. Wie kann man sich das vorstellen?
Das Prinzip ist in der Zeit entstanden, in der wir noch nicht einmal eine richtige Band waren. Die Idee war, sich einen Urlaub mit Straßenmusik zu finanzieren. Wir haben in verschiedenen Städten unsere Lieder akustisch zum Besten gegeben und die Leute haben sehr positiv darauf reagiert. Was uns daran bis heute gefällt, ist, mit dem Publikum auf einer Augenhöhe zu sein. Wenn du eine geplante Show spielst weißt du, es kommen 200 Leute die dafür bezahlt haben dich zu sehen. Wenn du hingegen auf der Straße spielst und einfach schaust was passiert, ist das etwas ganz Besonderes. Wir machen das mittlerweile jährlich und sind im letzten Jahr durch Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich und die Niederlande getourt. Ich habe mein Set dabei auf das Wichtigste, also ein Cajon, ein Splash-Becken, ein Fußpedal und eine Cowbell, reduziert. Das ganze Equipment haben wir mit einem kleinen Anhänger transportiert.
Wie reagiert man in Frankreich auf österreichische Mundart?
Wir haben zuerst befürchtet, dass die Mundart nicht so gut ankommt, waren aber am Ende des Tages positiv überrascht. Im Grunde haben wir vor jedem Song erklärt, wovon er handelt. Die Leute haben dann von selbst begonnen die Melodien mitzusingen. Die Reaktionen im Publikum waren überwältigend. Da gab es kleine Kinder, die bei deiner Musik herumspringen oder ein altes Ehepaar, das mitten im Song zu tanzen beginnt. Das war sehr schön anzusehen. Lukas Wögerer hat mit seiner Kamera diese Stimmung sehr gut eingefangen. Im Zuge dessen ist auch das Musikvideo zu „Summa Sun“ entstanden.
Ihr geht auch jährlich auf „Tourlaub“.
Genau. Dabei packen wir unsere Instrumente ein und schreiben aus, wann und wo wir spielen. Wir zelebrieren die Musik und verbringen einfach Zeit mit Freunden. Es entstehen außerdem oft neue Songs, was ein netter Nebeneffekt ist. Wir sehen das ganze jedenfalls als Quality Time.
Jetzt gönnt ihr euch eine kreative Pause?
Nachdem unser neuer Proberaum fertig ist, verbringen wir viel Zeit darin, um sich auszutauschen. Wir legen großen Wert darauf, da wir viel Zeit miteinander verbringen. Dabei lernt man alle Facetten der Anderen kennen. Wir können im Proberaum auch viele Ideen sammeln, da wir nur auf Record drücken müssen. Das kommt dann alles in den Kreativ-Pool, was uns bei der Produktion des neuen Albums, das nächstes Jahr erscheinen wird, sehr entgegen kommt.
Ihr seid alle drei gleichermaßen am Songwriting-Prozess beteiligt?
Genau. Es werden die Ideen des Einzelnen gesammelt und der Feinschliff erfolgt im Plenum. Jeder von uns hat einen anderen musikalischen Einfluss. Mathias hat ein Vokal-Ensemble, Flo hört viel Hip Hop und ich agiere eher im Singer/Songwriter Bereich. Das Album „mit F“ haben wir mit Vlado Dzihan von dZihan & Kamien produziert, der für den Feinschliff und einen leichten Electro-Touch sorgte. Diese Bandbreite wirkt sich auf unseren Sound aus und macht Folkshilfe zu Folkshilfe.
Du bist jährlich bei einem Gospel-Workshop dabei. Wie kam es dazu?
Ich wurde gefragt, ob ich für den Schlagzeuger einspringen kann und habe zugesagt, mittlerweile mach ich das schon zum dritten Mal. Dieser Workshop wird von Malik Young geleitet. Dabei geht es weniger darum, den Song perfekt vom Notenblatt zu spielen, sondern vielmehr darum, die Musik zu feiern. Diese Begeisterung macht auch einen großen Teil der Folkshilfe-Konzerte aus. Man muss sich, wie zum Beispiel in Frankreich, nicht unbedingt mit Worten unterhalten. Es reicht völlig, die Musik sprechen zu lassen.
Du Studierst Schlagzeug. Dabei liegt der Fokus doch eher darauf, vom Blatt zu spielen.
Nicht nur. Natürlich ist es im Studium wichtig, nach Noten spielen zu können. Aber ich war nie der Typ, der ausschließlich vom Blatt gespielt hat, da ich mich dabei sehr auf die Noten versteife und das Stück dann nicht so klingt wie ich das möchte. Man muss schon die vielen Bereiche zu einem gewissen Grad abdecken können, aber darüber hinaus geht es darum, seine eigenen Stärken zu erkennen und sich auf diese zu fixieren. Dabei hat mir mein Professor Mario Lackner unheimlich geholfen, da er sich Zeit für eigene Projekte nimmt und diese fördert. Von ihm kann man sich einige Anregungen holen. Das weiß ich sehr zu schätzen.
Eine deiner Stärken ist, trotz schwierigen Grooves nebenbei singen zu können. Hast du das bewusst gelernt oder bist du da einfach ein Naturtalent?
Ich bin in einem musikalischen Umfeld aufgewachsen, daher habe schon immer viel gesungen, sei es Chor oder einfach so. Das war neben dem Schlagzeugspielen ein Hauptfokus. Man muss sich trotzdem bewusst hinsetzen und das üben. Wir verbringen viel Zeit im Proberaum, da kann man das ganz gut lernen.
Warum hast du aus deinem musikalischen Umfeld genau das Schlagzeug gewählt?
Puh, gute Frage. Ich glaube, dass mich das Schlagzeug damals einfach am meisten fasziniert hat. Ich habe mit fünf Jahren begonnen, kleine Trommel zu spielen. Nach zwei Jahren habe ich in der Musikschule Schlagzeug gelernt und später hat mein Lehrer Wolfger Buchberger den Schulversuch Popularmusik am BORG in Linz gegründet. Dabei hab ich den Flo kennengelernt. Nach Matura und Zivildienst habe ich begonnen, Schlagzeug in Wien zu studieren.
Wie seid ihr auf die Konstellation Schlagzeug, Gitarre und Akkordeon gekommen?
Wir drei lieben den steirischen Sound von den Ausseer Hardbradlern und Hubert von Goisern. Und als wir begonnen haben, auf der Straße Musik zu machen, hat sich das alles so ergeben. Im Grunde wäre das was wir machen ohne unsere Freundschaft nicht dasselbe.
Bei euch drei merkt man, dass die Chemie stimmt. Wie glaubst du, dass sich das auf eure Konzerte auswirkt?
Du gehst auf die Bühne und legst einfach los. Selbst wenn wir vor den Konzerten nicht gut drauf sind, stimmt nach kurzer Zeit die Energie. Da kann passieren was will. Wenn dein Inner Circle funktioniert, kannst du auch vermitteln was du vermitteln willst. Wir haben nach einem Konzert oft mehr Energie als davor. Wäre das alles nur aufgesetzt, würde das nicht so funktionieren und die Leute würden das auch merken.
Interview: Stefan Dammerer
Foto: (c) Hirandnow Philipp Hirtenlehner