Barbara Schmauss aka. Barb Ahoi

Unsere Drummerin des Monats ist über einen Volkshochschulkurs aufs Schlagzeug gekommen und dabei hängen geblieben. Sie trommelt in der Band Bipolar Penguins und hat uns im Interview unter anderem vom unkontrollierten Drauffallenlassen und ihrer Liebe zum Punk erzählt.

von Patrick Tilg

 

Was bedeutet Schlagzeugspielen für dich?
Einfacher wäre zu sagen, was es für mich nicht bedeutet. Alle fragen mich immer, ob ich mich dabei sicher gut abreagieren und auspowern kann. Oder überhaupt, ob ich dabei in eine Art Trance falle. Aber das stimmt für mich überhaupt nicht. Für mich ist es eher ein absolut unkontrolliertes Drauffallenlassen und ein idealer Raum, um Fehler zu machen, die am Ende aber zu etwas richtig Großartigem führen können. Beim Schlagzeugspielen hab ich zum ersten Mal wirklich erkannt: Fehler – whatever. Denn Fehler machen und Scheitern kann eben zu etwas Schönem führen. Für mich ist das Schlagzeug also eher so ein Freiheits-Ort in meiner sonst eher versucht-strukturierten Welt.

 

Wie kam es zu deiner ersten Begegnung mit dem Schlagzeug?
Oh, also ich hab als Kind begonnen Klavier zu spielen. Das war alles viel einfacher, am Land, in der Musikschule und so. Allerdings hat mein Opa mütterlicherseits auch Schlagzeug gespielt – bzw. hauptsächlich die kleine Trommel, vielleicht rührt das auch irgendwie daher. Denn eigentlich war ich immer viel verliebter in den Bass. Die Grundpatterns waren für mich immer interessanter als irgendwelche verspielten Gitarrensoli. Es gab auch nicht wirklich eine*n Schlagzeuger*in, die mich extrem beeinflusst hat. Es war eher so, dass ich einen 40h-Job hatte, alles sehr geordnet ablief und dann bin ich tatsächlich über einen Volkshochschulkurs zum Schlagzeug gekommen. Das war dann mal ein Semester in einem Kellerraum. Und so blieb ich dann beim Schlagzeug hängen.

 

Welche Bands haben dich besonders geprägt?
Zu Beginn hatte ich nicht wirklich die Möglichkeit zu üben und hab dann unter anderem auf Pölstern herum getrommelt. Und da begleitete mich vor allem Jamiroquai. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Aber auch The Police hat mich sehr interessiert. Wobei ich das nicht wirklich spielen konnte. Ich hatte das Gefühl, das was ich am Schlagzeug mache, das sind eher so nette kleine Spaziergänge, die nichts mit der echten Musik da draußen zu tun haben.

 

Wie kam es dann zum ersten Projekt?
Eine Zeit lang hatte ich eine Radioshow, zu der ich immer spannende Leute eingeladen hab und so lernte ich sehr viele Leute kennen. Unter anderem lernte ich so über Umwege den Musiker Aaron Dall kennen, der zu dieser Zeit schon in diversen Musikprojekten gespielt hat. Als er dann mit einer seiner Bands im Wiener Lokal Einbaumöbel gespielt hat – zu dem ich leider zu spät kam – kamen wir nachher ins Gespräch. Kurz darauf trafen wir uns wieder und unterhielten uns sehr intensiv über Sprachspielereien und Musik. Irgendwann kam dann der Begriff „bipolar“ in den Raum und ich meinte nur, wenn es irgendetwas mit Pinguinen gibt, ist  das die Band, in der ich spielen möchte. Kurz darauf trafen wir uns als Bipolar Penguins zum ersten Mal im Proberaum.

 

Wann war das ungefähr?
Das müsste so im April 2019 gewesen sein. Wir haben also noch geschafft, unsere ersten zwei Konzerte zu spielen, bevor Corona kam. Das war ein guter Startschuss und eine große Motivation während den Lockdowns viel Zeit am Schlagzeug zu sitzen und das Drumset so richtig kennenzulernen. Während dieser Zeit wurde mir unter anderem bewusst, dass weniger – vor allem beim Schlagzeug – manchmal tatsächlich mehr ist.

 

Und was steht bei Bipolar Penguins in nächster Zeit so an Releases und Konzerten an?
Ja, wir hatten anfangs einen super Bassisten dabei, der das Projekt sehr vorangetrieben hat. Gemeinsam mit ihm waren wir auch im Studio und haben ein paar Songs aufgenommen. Leider ist er weggezogen und kann nicht mehr dabei sein. Aber wir werden am 22.10. dennoch die dabei entstandenen Songs veröffentlichen. Wir haben bei Dee Rüsche aufgenommen und da ist echt etwas Schönes entstanden, denn er hatte sehr genaue, eigene Ideen und Vorstellungen, wie was klingen soll. Und gemeinsam mit unseren Vorstellungen klingt das dann auch so, wie Bipolar Penguins klingen soll. Mit der neuen Single im Gepäck wollen wir auch endlich außerhalb von Wien spielen.

 

 

 

Erzähl uns doch kurz, was du bei unserer Session in der beatboxx gespielt hast.
Ich hab einen Song von uns performt, allerdings nur zum Click im Ohr, ganz ohne Backingtrack. Deshalb ist es ein sehr rohes Ding und es hat unglaublich Spaß gemacht, die Session zu spielen.

Auch das Zusehen und -hören macht Spaß. Wie würdest du deinen Schlagzeug-Sound mit zwei Worten beschreiben?
versucht, verspielt;

Welche Rolle spielen elektronische Drum-Sounds oder andere Percussions für dich?
Aktuell noch gar keine, aber ich merke, dass es mich immer mehr interessiert, das Drumset etwas zu erweitern. Früher dachte ich zum Beispiel immer, dass ich niemals ein China spielen würde… Aber vielleicht könnt es gar nicht mal so falsch sein. Also ja, in Zukunft werde ich da sicher noch einiges ausprobieren. Bin sozusagen abgekommen vom Gedanken: ein Schlagzeug, ist ein Schlagzeug, ist ein Schlagzeug. Wobei mein Versuch, die Cowbell bei  Bipolar Penguins zu integrieren, nicht so gut ankam.

Bleiben wir bei den Geschmacksfragen: Welche aktuellen österreichischen Künstler*innen findet man in deiner Playlist oder Plattenkiste?
Platten hab ich leider keine eigenen. Aber was ich wirklich liebe ist die Band Szene Putzn. Unglaublich, wie eine Punk-Band heute noch immer so roh sein kann und so neu klingt. An denen finde ich wirklich alles super. Ansonsten höre ich auch gerne Ausfluss, ebenfalls eine sehr coole Band. Aber auch die Band Good Cop ist super. Die Schlagzeugerin Manuela Rabitsch ist auch eine riesen Inspiration für mich. Als ich sie zum ersten Mal im fluc live gesehen hab, wie sie hinten am Schlagzeug sitzt und singt, dachte ich mir, wenn sie das kann, will ich das auch können. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Dominik Hölzl spielt auch sehr cool Drums, aber der ist in einer anderen Liga. Also ja, ich bin sehr im Punk zu Hause. Früher hab ich sehr viel Singer-Sonwriter Sound gehört, das mag ich schon immer noch. Aber gerade, wenn es um Musik aus dem eigenen Umfeld geht, wo man sich dann auch Konzerte ansieht, bin ich eher beim Punk zu Hause.

Unsere Spezialfrage: Welcher Groove passt für dich zu den folgenden Moods?
Glücklich: vermutlich würde ich so einen verkappten Roll spielen und dann zur Hängetom wechseln. Das ist zwar eher ein Fill, als ein Groove per se, aber das wäre wohl glücklich für mich.
Traurig: Da denke ich sofort an eine ultrafette Ride, die bei uns im Proberaum liegt und so ganz düster und lange nachklingt und etwas ganz Getragenes spielen. Ironischerweise fast schon geswingt.

Und zum Abschluss: Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?
Am liebsten mag ich den Kaffee aus einer italienischen Schraubkanne und trink da dann eine große Tasse Kaffee. Ohne Milch und Zucker.

Live zu sehen ist Barb mit Bipolar Penguins am:
14.Oktober 2022 im rhiz, Wien
22.Oktober 2022 im 9. Bezirk (for more Infos – pm an Bipolar Penguins)


Foto: Elina Nilsson