Vague »Out Soon«

Vague schaffen es, auf ihrem neuen Album Out Soon in gewohnter Art und Weise Melancholie mit einer gewissen Leichtfüßigkeit zu verbinden. Bittersüße Melodien werden hier von flächigen Gitarren und Synth-Sounds getragen, während repetitive Rhythmen diese verträumten Klangflächen zusammenhalten.
von Maximilian Zeller

 

 

Obwohl bereits bei den ersten beiden Vague-Alben das Songwriting vom Dreigespann um Gabriel Hyden, Konstantin Heidler und Simon Dallaserra angeführt wurde, erscheint besonders auf Out Soon die stilistische Diversität der fünfköpfigen Band aufzublühen. Das zeichnete sich bereits bei den drei im Vorhinein veröffentlichten Singles zum neuen Album ab, die jeweils von einem der drei Songwriter geschrieben und gesungen wurden. Diese drei Songs finden sich auch am Anfang von Out Soon wieder, wodurch man gleich zu Beginn des Albums in die vielschichtigen musikalischen Ebenen der Band eintauchen kann.

Während Far Away als melancholische Ballade mit wunderschön schrägem Gitarrensolo am Ende den Einstieg macht, folgt direkt darauf mit Elektrische Tage eine gemütlich dahinwabernde Krautrock-Nummer. Hier hört man außerdem zum ersten Mal einen deutschsprachigen Text von Vague, der durch und durch zu dem krautigen Vibe des Songs passt. Anschließend legt die Band abermals eine stilistische Kehrtwende hin und bietet mit Waters den perfekten Soundtrack für den nächsten Roadtrip quer durch die Wüste.

 

Diese unterschiedlichen Richtungen, die die Band auf Out Soon einschlägt, finden ihren gemeinsamen musikalischen Nenner vor allem im Sound. Dieser wirkt insgesamt viel klarer und runder als noch bei ihrem vorherigen Album Land. Bereits bekannt sind bei Vague die Referenzen an die 80er Jahre, in die man besonders durch die Gitarrensounds mit viel Chorus und Reverb oder die Synth-Sounds zurückversetzt wird. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa der Song Money, bei dem nicht nur der Sound, sondern auch das Arrangement und Songwriting ziemlich stark an Pink Floyd erinnern lässt. Auf Out Soon erahnt man aber gleich zu Beginn, etwa mit dem krautrockigen Elektrische Tage, dass die Band ihre Zelte auch gerne in anderen musikalischen Jahrzehnten aufschlägt. So erinnert beispielsweise der Song Pushing Corners an den Post-Punk Sound der 90er mit Bands wie Lungfish, während Follow beinahe wie eine etwas gezügeltere Version eines Sonic Youth Songs aus den frühen 2000ern klingt.

Mit Im Strom folgt kurz vor Ende noch eine zweite Nummer mit deutschem Text, bevor das Album mit The Rain – mit sechs Minuten auch der längste Song auf Out Soon – schließt. Hier wird mit den scheinbar endlos anhaltenden Synth-Sounds abschließend nochmal ordentlich der Melancholie gefrönt.

 

Auffällig ist, dass im Laufe des Albums keiner der Songs über ein Midtempo hinauskommt, was zwar durchaus für die allgemeine Stimmung von Out Soon förderlich ist, zum Teil aber auch etwas eintönig wirkt. Zwischendurch kommt manchmal das Gefühl auf, dass eine Ballade die nächste ablöst. In diesem Sinne kommt dem Album auch die Länge von einer knappen Stunde nicht ganz zugute. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass Vague hier eben sehr viel mit Nuancen arbeiten. Denn obwohl die insgesamt 15 Songs an teilweise recht unterschiedlichen stilistischen Richtungen Anleihen nehmen, schaffen sie insgesamt trotzdem ein kohärentes und eigenständiges Gesamtbild, was – bezogen auf die Länge des Albums – durchaus bemerkenswert ist.

Alles in allem ist Out Soon kein Album, das man schnell nebenbei aufdreht. Es braucht einige Zeit, um die Tiefe und Länge der Songs wirklich zu erfassen und die Gemeinsamkeiten in der Vielfalt zu erkennen. Nimmt man sich aber die Zeit, gibt das Album einiges her und bietet viel Raum für Entdeckungen!

Die Release-Show zu Out Soon findet am 30. Juni im Wiener Rhiz statt.

 

Artwork: David Einwallner