Unbedeutendes aus dem Trommel-Dschungel
Die Vielfalt an verschiedenen Trommeln, Becken, Percussion und anderen schlag tauglichen Instrumenten ist mittlerweile enorm. Sowohl gebraucht, als auch neu findet man so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann und so ziemlich alles darüber hinaus. Somit gibt es unzählige Wege seinen individuellen Sound zu gestalten. Die Herangehensweisen sind dementsprechend vielseitig: Es gibt den naiven Typ, welcher einfach mit dem spielt, was er in seine Finger bekommt. Es gibt die Gruppe der Fanatiker, welche über jeden Trend und jede Neuheit auf dem Markt Bescheid wissen und dieses Wissen auch unbedingt teilen wollen. Man könnte sich noch viele weitere Schlagzeuger-Typen ausdenken, doch darum soll es hier nicht gehen. Ziel ist durch meine persönlichen Erfahrungen Rat zu geben. Dabei werde ich auf einige Veränderungen eingehen, welche ich in den Jahren gemacht habe und was ich dabei lernen konnte.
Das Schülerbudget
Das erste Problem, wenn man beginnt Schlagzeug zu spielen, ist die Rechtfertigung der Kosten. Das klassische Problem also: Der kleine Junge oder das kleine Mädchen will anfangen zu trommeln, jedoch sind die Eltern sich nicht sicher wie lange seine oder ihre neu entdeckte Begeisterung anhalten wird. In meinem Fall wurde mit dieser Grundeinstellung ein recht günstiges Einsteiger-Set für rund fünfhundert Euro gekauft. Becken und Hardware inklusive! Wenn wir die Becken mal außen vor lassen, war die Entscheidung, günstige Kessel zu kaufen natürlich absolut kein Fehler. Lediglich die Wahl war aus heutiger Sicht nicht optimal. Es gibt für rund fünfhundert Euro weit besseres, als ein Einsteiger-Set ohne Namen. Wenn man sich im Internet schlau macht, wird man für diesen Preis ein recht ordentliches Set eines namhaften Herstellers (z. B. Sonor, Pearl, PDP, etc.) finden können. Deshalb die erste Lektion: gebrauchte Schlagzeuge zum Einstieg, ergeben mehr Sinn, da man eine bessere Qualität für denselben Preis bekommt.
Die Becken-Frage
Als ich mich das erste Mal mit der Beckenthematik auseinandersetzte, wurde mir schnell bewusst, dass es hier nicht so einfach sein wird Geld zu sparen. Aus heutiger Sicht, kann ich vorab schon sagen, dass ich bisher keine Lösung für Einsteiger und Einsteigerinnen gefunden habe. Es ist schließlich so, dass ein Beckenset für den Einstieg, bestehend aus Ride, Crash und Hi-Hat, immer noch zwischen zweihundert und vierhundert Euro kosten. Wohlgemerkt ich spreche hier von Becken die nicht nach einer ordentlich lauten Jamsession bereits zerfallen wie getrocknetes Laub im Herbst. Für die Eltern eines jungen Schlagzeugers oder einer Schlagzeugerin sind diese Zahlen jedoch sehr schmerzhaft zu verkraften. Wer diese Phase bereits hinter sich gelassen hat und mit gutem Gewissen sich auch bessere Becken zulegen will, bekommt hier Tipp Nummer zwei: Glaubt nichts was auf den Becken steht. Hierzu eine kleine Anekdote: Vor ein paar Jahren bin ich durch Zufall an ein Becken geraten, welches sehr mitgenommen aussah und die Aufschrift kaum mehr lesbar war. Was ich erkennen konnte war, dass es sich um ein Ride-Becken handeln musste. Für mich jedoch war es das perfekte Crash-Becken. Anfangs tat ich mir schwer mit dem Gedanken ein Ride ausschließlich, als Crash zu benutzen. Als ich dann mit einem Schlagzeug-Verkäufer über meine Zweifel sprach versicherte er mir, dass es früher gar keine Beckenbezeichnungen gab und deshalb die typischen Rollen für die Becken keinen Sinn ergaben. Mit dieser Erkenntnis fiel es mir leicht die typischen Rollen zu überdenken und vertraute von nun an mehr meinen eigenen Ohren.
Wählerische Ohren
Der Puls der modernen Populärmusik ist zweifelsfrei der Backbeat oder in anderen Worten, die wiederkehrende Snare. Aus diesem und vielen weiteren Gründen stellt sie den zentralen Punkt in der Aufstellung eines Drum-Sets dar. Es sollte für jeden Schlagzeuger bzw. jeder Schlagzeugerin ein Anliegen sein, sich mit dem Snare-Sound zu beschäftigen. Als ich mir das erst Mal eine Snare nach meinem Geschmack aussuchte, beschäftigte ich mich vor allem mit den technischen und konstruktiven Merkmalen. Deshalb fiel meine Wahl auf das Free-Floating Konzept von Pearl. Es schien mir, als müsste, ein Kessel in dem keine einzige Bohrung vorhanden ist, am besten klingen. Ich bestellte sie und es stellte sich heraus, dass sie ganz anders klang, als ich es mir vorgestellt hatte. Sie gefiel mir zwar trotzdem, jedoch überkam mich ein unangenehmes Gefühl der Unwissenheit. Die Wahrheit, welche sich hier offenbarte ist, dass jedes Instrument ein Unikat ist und in dem YouTube-Videoreview anders klingt als in echt. Daraus resultiert ein typischer Konflikt: bestellen oder im Geschäft kaufen? Den Ausweg hierfür tat sich mir nur nach und nach auf. Gründe dafür waren z. B. das ich durch die Bekanntschaft vieler Gleichgesinnter, die Möglichkeit bekam auf verschiedenen Drum-Sets zu spielen. Da waren gut gepflegte Schlagzeuge dabei und auch welche, die aussahen als hätte man sie ein Jahr im Regen stehen gelassen. Zu meinem Entsetzen klangen auch die Letzteren teilweise richtig gut. Und das bringt mich zur wohl wichtigsten Erfahrung, welche ich aus meiner bisherigen Safari durch den Trommel-Dschungel mitnehmen konnte: Was gut klingt, ist auch gut! Um wieder auf die Frage zurückzukommen, ob man besser was bestellen soll oder in ein Geschäft geht und sich was kauft, ist die Antwort in dem Fall, dass das Geschäft den Vorzug bekommt. Um herauszufinden, ob etwas gut klingt, muss man es immer ausprobieren und dies geht am besten in einem Geschäft. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber wenn es eine wichtige Anschaffung sein soll wie z. B. eine Snare oder ein paar edle Becken, gehe ich eigentlich immer zum Verkäufer meines Vertrauens. All die wichtigen Sachen wie, dass die Beckenaufschrift nicht zu ernst genommen werden sollte und dass auch „verbrauchtes“ Equipment gut klingen kann, wären mir nicht aufgefallen, wenn ich es nicht in echt gehört hätte. Außerdem wird es uns das Kleinunternehmertum danken, wenn wir nicht immer beim Preisdumping der großen Versandhäuser mitmachen. Ich bestelle zwar immer noch teilweise mein Equipment, jedoch sind das meistens gebrauchte Teile, welche deutlich erschwinglicher sind. Finden kann man solche Schnäppchen auf den klassischen Seiten wie eBay und Shpock, jedoch gibt es in den sozialen Medien auch jede Menge Leute, welche altes Zeug verkaufen oder tauschen wollen. Zum Schluss ist also zu sagen, dass man am besten so viel Equipment wie möglich ausprobiert und anhört und sich nicht zu sehr von gängigen Meinungen und online Reviews beeinflussen lässt.
Artikel: Adam Zehentner