Take 3!: Interview mit Szene-Nukleus Peter Fritz
Peter Fritz ist mit seinen 32 Jahren eine singuläre Erscheinung in der steirischen Musik- und Kulturszene. Nicht nur, dass er bei Sole Method gehörig den Turbolader zündet und als ausgebildeter Tontechniker sein eigenes Studio betreibt. Seit 2012 führt er außerdem den Kulturkeller Gleisdorf. Im backbeat-Interview mit Martin Macho plaudert der Musikvollblüter aus dem Nähkästchen – über unbedenkliche Einstiegsdrogen, anmaßende Jungspunde und den Moloch Youtube.
Die Musik, und mit ihr eine bestimmte Art von (Gegen-)Haltung, haben Bedeutung für ihn. Darauf verweist so ziemlich alles, was mit Peter Fritz in Zusammenhang gebracht werden kann. Seine Tätigkeitsbereiche, seine Biographie, registierbare Signets – so stellte er seinem Studionamen die Chiffre 66 nach – stecken einen Wesenszug ab, der geradlinig durch eine zuweilen holprige Musikkulturlandschaft dampft. Da tun Haltebahnhöfe gelegentlich ganz gut.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Wie so viele auch, durchs Selberspielen. Ich habe mit 15 damit angefangen. Die Technikseite wollte ich zuerst gar nicht machen, das hat sich dann erst im Lauf der Zeit so ergeben. Man kommt dann irgendwann drauf, je besser ich im technischen Bereich bin, desto besser kann ich musikalische Ideen auch umsetzen.
Wie war deine Entwicklung als Musiker?
Zuerst ganz klassisch Blockflöte, danach acht Jahre Klavier. Dann ist die Gitarre gekommen, die eigentlich mein Hauptinstrument ist. Alles andere, mit Schlagzeug usw., hat sich ergeben. Ich hab dann in einigen Bands gespielt, mit Gitarre und Gesang. Was übrig geblieben ist, ist eine moderne Trash Metal-Band namens Sole Method. Heuer haben wir noch eine Volbeat-Tribute Band gestartet. Das läuft gerade sehr gut an. Interessanterweise erfährt man als Coverband gleich viel mehr Zuspruch als wie mit eigenem Material.
Musikalische Vorbilder?
Einstiegsdroge waren damals die üblichen Verdächtigen: Guns N‘ Roses, Metallica, also eher im Heavy-Bereich angesiedelt. Durch die Studiotätigkeit hat sich das dann zu wandeln begonnen. Man hört sich rein in das, was man gerade machen muss. Ich bezeichne mich auch als Musiker, und nicht als Metaller, Popper, Rock’n’Roller oder was auch immer. Der Rock’n’Roll ist im Herzen, aber mich interessiert alles.
Die unvermeidliche Inselfrage: Welche drei Platten kommen in den Reisekoffer?
(überlegt lange) Eine Beatles-Best of. Vielleicht sogar eine Musical-CD. Und eine Lamb of God-Platte.
Stell uns dein Konzept des „On Stage-Bandcontest“ vor.
Das ist ganz einfach: Ich sitze schon seit Jahren beim „Local Heroes“ in der Jury und hab schon viel erlebt. Meistens sieht man da die Jury gar nicht. Man darf vielleicht zehn Minuten spielen, hat aber keinen Zugang zu den Jury-Leuten. Beim „On Stage“ geht es zunächst einmal darum, jungen Bands ein Forum zu geben, sodass sie zu Auftritten kommen. Und das nicht über zehn Vorrunden, sondern nur drei. Dann ist schon das Finale. Die Jury setzt sich aus Leuten aus der Szene zusammen, aus Bands die man bereits kennt. Nicht irgendjemand vom Kurier oder der Kleinen Zeitung, der damit eigentlich nichts näher zu tun hat. Der Gewinn ist nicht irgendeine Support-Geschichte für eine große Band, wo man womöglich eh nicht dazu passt. Beim „On Stage“ geht’s um eine Studioaufnahme. Bei mir können die Bands auch durchaus zwanzig Minuten spielen. Es geht vorrangig um den Auftritt, den Gig selber.
Was muss ich tun oder können, um bei dir aufnehmen zu dürfen?
Mit Herz bei der Sache sein, gut vorbereitet sein und mit Spaß spielen. Alles Weitere ergibt sich in der Erarbeitung des Materials.
Das heißt, zu dir kann jeder kommen und sagen: „Ich bin…, bitte, dürfte ich?“
Richtig. Wir haben zum Beispiel gerade um die Weihnachtszeit ein Nebenprojekt laufen, da produzieren wir ein Playback vor, dann singt, sagen wir mal, ein Mädchen drauf, wir korrigieren ein bisschen nach, und das Ergebnis ist ein Weihnachtsgeschenk für die Oma.
Welchen Anteil hat der Tontechniker an der Qualität einer Aufnahme?
Es kommt immer drauf an, inwieweit die Band eine Mitsprache zulässt. Es gibt Bands, die wollen sich gar nicht reinreden lassen, meistens die ganz jungen. Da muss jeder alles selbst machen, auch wenn er’s noch gar nicht zusammenbringt. Bei den Älteren geht es schon mehr um das Produkt selbst. Da kann es dann schon mal sein, dass ich bestimmte Instrumentalparts übernehme, oder eingehender über’s Arrangement geredet wird. Ziel ist, das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten, auch was das Equipment betrifft, heraus zu holen.
Wie beurteilst du die Situation für heimische Musiker im Moment?
Es wird eher immer schwieriger. Erstens gehen die Möglichkeiten, geeignete Auftrittsorte zu finden, in letzter Zeit drastisch zurück. Es war ganz sicher schon einmal viel mehr los. Und zweitens glauben die Leute, durch Youtube wird alles viel leichter. Das Gegenteil ist der Fall. Jeder kann irgendwas ins Netz stellen, und hat gleich ein paar Millionen Zuschauer. Und sich da dann noch von der Masse abzuheben ist eben schwierig.
Erlebst du das als Konkurrenz?
Das nicht, aber generell sind Homerecordings relativ günstig geworden. Viele Bands scheuen heute den Weg ins Studio. Das Geld wird lieber in ein kleines Equipment für zu Hause investiert. Viele kommen dann drauf, dass das doch nicht so leicht ist. Es ist ja damit nicht getan, das Ganze auf Band zu bringen.
Was sind die Aufgaben eines Kulturkellermanagers?
Der Kulturkeller gehört der Gemeinde Gleisdorf. Ich habe den Auftrag, die Terminvergabe und das Gemeindeprogramm zu machen. Ich muss im Prinzip darauf schauen, dass der Laden läuft, Technik und alles was dazu gehört. Das Meiste läuft bei uns über Fremdveranstalter, die wir bei der Durchführung unterstützen.
Wie viele Mitarbeiter sind zur Zeit im Kulturkeller beschäftigt?
Im Team sind wir zu dritt.
Werbeplatz für dich: Highlights des Kulturkellers im nächsten halben Jahr.
Im Gemeindeprogramm ist noch nicht viel fix. Im Kabarettbereich werden Leo Lukas und Simon Pichler bei uns auftreten. Jugendkonzerte sind meistens Fremdveranstaltungen, das wird sich erst ergeben. Highlight ist sicher auch der Bandcontest, da ist immer sehr viel los gewesen. Der startet mit Ende Februar. Weiter ist noch nicht viel geplant.
Deine persönlichen Highlights als Kulturkellerbetreiber, Musiker und Musikproduzent?
Im Kulturkeller mit Sicherheit Ulrike Beimpold. Internationale Highlights waren für mich eher die härteren Sachen: Lucifer, The Black Dahlia Murder oder Cataract. Namhafte Bands, die man nicht so leicht in einem kleinen Venue sehen kann. Als Musiker selbst waren es sicher die Supports von Lamb of God, DevilDriver, Sepultura. Einfach bei den Großen mitzurocken, weil da auch das Umfeld passt und alles superprofessionell ist. Im Studio kann ich das gar nicht so sagen. Es kann mit einer jungen Band lustig sein, etwas zu recorden, manchmal auch schwierig. Da kann und will ich jetzt gar nichts raus filtern.
Hast du einen Ratschlag für angehende Musiker parat?
Üben, üben, üben. Viele DVD’s anschauen, um zu sehen, wie es die Großen machen. Aber trotzdem schauen, dass man zu Auftritten kommt. Jeder Gig zählt soviel wie zehn Proben. Sich dabei aber nicht von Veranstaltern über den Tisch ziehen lassen. Ist manchmal schwierig genug.
Abschließend noch deine drei dringlichsten Wünsche fürs neue Jahr, in welcher Funktion auch immer.
Genug Budget zu bekommen, um im Kulturkeller überhaupt noch etwas durchführen zu können. Was oft einmal gar nicht so leicht ist, weil bei der Kultur immer zuerst gespart wird. Dazu noch viel Aufträge, und einfach viel Spaß auf der Bühne.
Mehr Infos:
zum Kulturkeller auf: www.gleisdorf.at
zum Tonstudio 66 auf: www.studio66.at
zu Sole Method auf: www.solemethod.com
Fotos: Privat