„Sündetrische“ Soundscapes aus dem Süden: Die Band Sinetry

Inmitten malerischer Hügellandschaften mit ihren prachtvollen Weingärten, fernab von landeshauptstädtischer Alltagshektik, ist das südoststeirische Gleisdorf seit etwa einem Jahr die Hochburg der Sündetrie. Ebendort traf Backbeat-Redakteur Martin Macho auf Jürgen Hüttner und Patrick Potzinger, zwei namhafte Vertreter dieser neuen Kunstform.

Neben Jürgen (g) und Patrick (bg) vervollständigen Jörg Tlapak (voc), Marco Scheidl (g) und Kaspar Glattfelder (dr) das Quintett. Zu ihrer jetzt bestehenden Besetzung formierte sich die Band Anfang 2012, bereits im darauffolgenden Juli bannten ihre süffige Stilmelange mit der EP 7pm erstmals auf diverse Speichermedien. Fünf außerordentlich starke Tracks lang pries die Gruppe den Fans in souveräner Machart einen Independent-Poprock der neuen Art an. Mit der reißerischen Sündetrie im Köcher wuchsen Anerkennung und Selbstvertrauen. Supports von Kapazundern wie Großstadtgeflüster oder Manfred Mann’s Earthband taten noch ihr Übriges. Am 23. Juni folgt das nächste Highlight: als Sieger des On Stage-Bandcontests werden Sinetry beim heurigen Donauinselfest die Ö3-Bühne bespielen. Sinetry sind neu, weil sie sich gänzlich unaufgeregt in die Generationen-Bresche zwischen Depeche Mode, Green Day und Muse zwängen. Sinetry sind originell, weil sie die berühmten Nachbarn im Geiste zwar anerkennen, jedoch wissen, dass Angrenzung gleichzeitig die Abgrenzung mit einschließt. Und Sinetry sind gut, weil ihnen der Erfolg einfach Recht gibt.

Was kennzeichnet die Musik von Sinetry?
Patrick: Wir sind da recht breit aufgefächert. Unsere Musik zeichnet aus, dass jeder der Bandmitglieder aus einer anderen Richtung kommt und damit auch seinen eigenen Input liefert. Von Pop, Rock, über Indie und Electronic bis hin zur Volksmusik ist da alles mit dabei. Sinetry ist dann die Verbindung der Einzelelemente zu einem doch eigenen Stil.

Jürgen: Man sagt, wir bewegen uns irgendwo zwischen Green Day und Snow Patrol. Auch der Name Coldplay ist in unserem Zusammenhang schon mal gefallen.

Wie habt ihr euch gefunden?
Jürgen: Die anderen Jungs haben sich vorher schon gekannt und gemeinsam in der Vorgängerband gespielt. Die hat auch Sinetry geheißen, war aber musikalisch doch noch ein bisschen rauer. Die Richtung ging damals aber schon eindeutig hin zu Poprock. Ich bin dann im Frühjahr 2012 dazu gestoßen. Das war dann der Beginn der jetzigen Formation Sinetry.

Der Begriff Sinetry findet sich in keinem Wörterbuch. Was bedeutet euer Bandname?
Jürgen: Einfach eine Mischung aus den Wörtern sin und symmetry. Im Grunde nur ein simples Wortspiel – ohne jegliche tiefere Bedeutung. Wenn du willst könnte man das umgelegt auf unsere Musik wie folgt erklären: die Ordnung und Harmonie einer Symmetrie soll den stilvollen und eingängigen Pop als erste Zutat zu unserer Musik verdeutlichen. Die Sünde, und somit die zweite Zutat, steht für ein bisschen was anderes, rotziges, was die ganze Sache einzigartig macht und eine Spannung einbringt. Außerdem klingt es ganz gut!

Seid ihr gelernte Musiker, oder habt ihr euch das Handwerk durch gemeinsames learning by doing selbst angeeignet?
Patrick: Jeder von uns hat Unterricht genommen. Also insofern schon ausgebildete Musiker, was auch immer man darunter versteht.

Jürgen: Das Ganze hat meiner Meinung nach ja sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil beim Notenlesen ist klarerweise, dass man viele Dinge spielen kann, also leichter und schneller draufhat. Der Nachteil ist sicher, dass man durch Schule leicht dazu verleitet wird, in vorgesteckte Bahnen zu geraten. Das Außergewöhnliche entsteht oft aus Spontaneität und Intuition.

Woher nehmt ihr die Ideen und Themen für eure Songs?
Jürgen: Ganz unterschiedlich. Es kommt vor, dass einer von uns schon mit einer fast fixfertigen Idee kommt, die dann von den anderen nur noch adaptiert wird. Andere Nummern entstehen wieder direkt im Proberaum durchs Jammen. Auch die Texte sind Gruppenresultat. Jemand hat einen Anfang, der dann gemeinsam ausgearbeitet wird.

Patrick: Ich würd’s so sagen: ein Grundgedanke kommt immer von irgendeiner Person. Durch den Austausch und musikalischen Beitrag eines jeden entsteht dann eine eigene Dynamik, die den Song in eine bestimmte Richtung befördert.

Jürgen: Das ist auch definitiv das Beste an dem Ganzen, das Zusammenspiel und die Ergänzung in der, bzw. durch die Band.

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Wie oft probt ihr, wie viel ist nötig, um am Ball zu bleiben?
Jürgen: Wir haben einen Fixtermin, der ist Donnerstag um 19.00 Uhr. Ansonsten immer nach Bedarf, wie es sich ergibt. Wenn es neue Songwritingideen gibt, wenn es etwas auszuarbeiten gilt, treffen wir uns auch zwei- bis dreimal die Woche. Aber der Fixtermin steht immer.

Patrick: Daher auch der Name unserer ersten EP – 7pm.

Warum die Entscheidung, Englisch zu singen?
Jürgen: Ich glaub‘, wir fühlen uns einfach besser dabei. Wir hören auch sonst hauptsächlich englischsprachige Musik. Daher würd‘ es anders wahrscheinlich nicht zu uns passen und auch nicht authentisch klingen.

Bei noch jungen Bands geht es doch immer auch um die Erzeugung von Aufmerksamkeit. Wie seid ihr das angegangen?
Patrick: Unsere Herangehensweise ist eine andere. Die oberste Prämisse der Band war immer, Spaß zu haben. Wir wollen uns alle durch Sinetry künstlerisch entfalten. Alles Weitere entsteht dann einfach. Ein Patentrezept können wir also nicht anbieten.

Ist Popmusik bei uns ein Konkurrenzbetrieb, oder erfährt man als Newcomer immer die Unterstützung von arrivierten Künstlern?
Jürgen: Man muss sich schon vieles selbst hart erarbeiten. Es ist in Österreich sicher ein gewisses Konkurrenzdenken spürbar. Aber natürlich gibt es auch hier Bands die einem weiterhelfen und Tipps geben, wie man sich in der Szene etablieren kann. Man redet ja miteinander und tauscht sich aus.

Wie war die Erfahrung, Manfred Mann’s Earthband zu supporten?
Jürgen: Äußerst cool, sind alles sehr liebe Leute. Nach dem Konzert waren sie sogar mit uns noch gemeinsam was trinken. Manfred Mann selbst war zwar nicht so lange dabei, da er doch schon ein betagterer Herr ist (lacht). Aber mit der Band haben wir uns noch nett unterhalten. Das war damals unsere erste größere Show. War echt super!

Ein Album ist in Arbeit, und soll noch 2013 veröffentlicht werden. Kann man schon etwas verraten?
Jürgen: Angedacht ist die Veröffentlichung im Herbst dieses Jahres. Ob es wirklich ein volles Album wird oder nur eine EP, wird man noch sehen. Derzeit ist noch alles in der Demo-Phase. Es liegen schon einige Songs vor, die aber noch finalisiert werden müssen.

Patrick: Die Richtung wird wieder einfach Sinetry sein, mit zumindest vier bis fünf neuen Songs.

Noch ein spezielles Anliegen zum Schluss?
Jürgen: An alle Leser: Supportet österreichische Bands! Es sind echt so viele sehr gute Bands in Österreich, die nur leider kein Mensch kennt, weil es halt bedauerlicherweise den einen Monopolsender gibt, der sich nicht wirklich drum schert.

Nächste Live-Dates von Sinetry:
21.06.2013 – Leutschach – Styrian Art Festival
23.06. 2013 – Ö3-Bühne – Donauinselfest Wien

Sinetry im Internet:
www.sinetry.com
de-de.facebook.com/SINETRY