Nature – das Interview zu ihrem ersten Single-Release

Am 8. Mai präsentieren „Nature“ ihre erste Single „Walk the Edge“ auf ihrem Release-Konzert im ehrwürdigen Wiener WUK. Die vierköpfige Popband fällt vor allem durch ihren breiten und vielschichtigen Sound sowie ihren energiegeladenen vierstimmigen Gesang auf. In einem ersten Interview haben Michael Burger (Lead Vocals und Gitarre), Andy Liu (Gitarre), Rich Messner (Bass) und Mathias Holzner (Schlagzeug) uns erzählt, warum sie eine EP produziert haben, die sie vielleicht niemals veröffentlichen werden und warum der richtige Drumsound entscheidend für den Gesang ist.
Interview: Mira Achter

„Walk the Edge“ handelt, so wie ich den Song interpretieren würde, davon Angst zu haben aber zugleich mutig zu sein und die eigenen Träume zu verfolgen. Wie geht ihr mit euren eigenen Zielen und Sorgen um, die mit dem Musikmachen verbunden sind?

Michael: Ja, genau. Walk the Edge ist ein Song in dem es darum geht keine Angst davor zu haben neue Wege zu gehen. Ein Neuanfang hat ja immer auch mit Zweifeln und Ungewissheit zu tun. Damit beschäftige ich mich sehr viel, aber ich lass die Dinge am Ende meist gerne auf mich zukommen und bin hier generell eher der optimistische Typ, dass dann alles gut gehen wird.

 Wann kann man mit mehr Musik von euch rechnen? 

Andy: Wir haben im Rahmen eines Crowdfundings nicht nur eine Single, sondern eine ganze EP versprochen und auch produziert. Diese ist aber nicht unbedingt für die Veröffentlichung bestimmt, sondern nur für die Leute, die uns unterstützt haben. Ob wir die restliche EP dann noch veröffentlichen, steht noch in den Sternen.

Ihr habt also eine EP produziert, die ihr eventuell nie veröffentlichen werdet? 

Andy: In Zeiten des Streamings ist es nicht immer ratsam, dass man gleich mit dem ganzen Ding an die Öffentlichkeit geht. Jedes mal, wenn man einen neuen Release macht, hat man die Chance in eine Playlist zu kommen. Mit jedem Produkt hat man die Chance dieses auf Social Media zu bewerben.

Michael: Wir überlegen auch noch mehrere einzelne Singles zu veröffentlichen. Wenn wir gleich die ganze EP rausschießen, ist das nicht mehr möglich. 

Andy: Es geht dabei auch um die Wahrnehmung. Wenn es um ein neues Projekt geht, wie das bei uns der Fall ist, kann ein ganzes Album sehr leicht untergehen. Ich glaube, es ist nicht mehr zeitgemäß gleich mit einem Album oder einer EP an die Öffentlichkeit zu gehen.

Wie sahen der Singwriting- und der Produktionsprozess aus? 

Michael: Beim Songwriting gibt es zwei Phasen. In der ersten Phase sind Andy und ich die Keativen mit Text, Melodie und Akkorden. Wenn das als Grundgerüst steht, dann kommt die Rhythmussektion dazu. 

Rich: Und dreht alles um. 

Michael: Wir bauen alles auf Schlager auf…

Andy:… und sie machen dann Alternative Pop daraus. Die Songs, die dabei entstanden sind, haben wir dann Live in unserem Studio eingespielt. 

Mathias: Wir haben es zusammen mit Hartmut Pfannmüller, der unter anderem schon mit den Scorpions, der Kelly Familiy und Wolfgang Ambros gearbeitet hat, produziert. Für mich als Drummer war es sehr cool, weil Hartmut ein schlagzeuspielendes Urgestein ist. Ich durfte dabei seine Perspektive auf die Dinge kennenlernen und habe viel praktische Tipps bekommen. 

Gibt es einen speziellen Tipp, der dir in Erinnerung geblieben ist? 

Mathias: Das ist jetzt eigentlich kein Tipp, aber er hat mir eine supercoole Snarecollection mitgebracht. Das waren Snares, mit denen schon viele Hits aufgenommen wurden. Das hat mich sehr inspiriert.

Michael: Ich habe noch im Kopf, dass er gesagt hat: Sieh den Klick als deinen Freund, als einen Mitmusiker. 

Wenn man eure Musik hört, fällt schnell auf, dass ihr alle singt und der mehrstimmige Gesang ist ein wichtiger Bestandteil eures Sounds. Wie kam es zu dieser Entscheidung?  

Andy: Das war eigentlich von Anfang an Teil unserer Vorstellung von der Band. Ich finde, die Stimme ist die direkte Emotion und genau danach suche ich immer. Durch diese Emotion soll die Message des Songs transportiert werden. 

Michael: Heutzutage ist das aber bei vielen Bands ein Stilmittel. Ich persönlich möchte nicht so stark den Fokus darauf legen und sagen, wir sind die Band die singt. 

Mathias: Vor allem am Anfang haben wir aber in den Proben auch wahnsinnig viel Fokus darauf gelegt. Es ist eine Challenge den vierstimmigen Gesang im Bandsetting hinzubekommen. 

Rich: Wir machen sogar Chorproben, wo wir uns nur mit einer Akustikgitarre im Kreis aufstellen und die Lieder durchsingen. 

Worin liegt die Schwierigkeit den mehrstimmigen Gesang hinzubekommen? 

Andy: Darin gleichzeitig ein Instrument zu spielen und zu singen.

Rich: Manchmal spielt man zum Beispiel einen Groove, den man eigentlich in und auswendig kennt. Wenn die Gesangslinie dann rhythmisch dagegen geht, muss man sich das aber trotzdem nochmal genau auschecken.  

Mathias: Manche Fills gehen beim Singen nicht so leicht von der Hand. Man spielt dann gerne eines, das rhythmisch genau dem entspricht, was man singt. Es ist dann ganz schön, wenn man es irgendwann hinbekommt, auch etwas anderes zu spielen.

Rich: Wenn man zu viert zu einer Akustikgitarre singt, hat man auch viel weniger Intonationsschwierigkeiten, als wenn jeder sein In-Ear-Monitoring hat. Sich daran zu gewöhnen ist nicht so leicht und Live klingt es dann sowieso immer anders als man es gewohnt ist. 

Mathias: Aus der Perspektive des Drummers ist der vierstimmige Gesang außerdem problematisch, weil dadurch vier offene Mikrophone auf der Bühne stehen und das Schlagzeug davon sehr stark eingefangen wird. Ich musste deshalb alles, was man als Drummer gerne hat, also zum Beispiel laute Snares und laute Becken überdenken. 

Das heißt die Lösung lag darin, den Drumsound zu verändern? 

Michael: Ja, den Drumsound und die Art wie man spielt. 

Mathias: Im Proben- und im Recordingprozess war das ein großer Punkt. Je tiefer die Snare, desto gut. Und Rim-Shots sind tabu!

Michael: Die Sticks haben auch einen riesigen Unterschied gemacht. Jedes Mal, wenn Mathias andere verwendet hat, war auch der Klang ganz anders.

Mathias: Das liegt aber auch daran, wie man mit unterschiedlichen Sticks spielt. Mit einem dicken und schwereren 5B-Stick spielt man einfach anders als mit einem dünneren und leichteren 7A-Stick. Wenn du mehr Beef in der Hand hast, benutzt du das auch. Wenn man einen leichteren Stick hat, dann hat man auch einen leichteren Touch. Das sind Details, auf die man als Drummer oft keine Lust hat, weil wir eher haptisch sind. Mich persönlich stört es als Zuhörer eigentlich gar nicht, wenn das Schlagzeug den Gesang übertönt, aber wenn ich auf der Bühne sitze, darf das nicht passieren. Die Stimme ist das wichtigste und das zerbrechlichste Glied, bei dem man aufpassen muss, dass man es nicht zerschießt.

 

Foto: Ben Leitner