Mein Album des Halbjahres – Yasmo und die Klangkantine

Yasmo und die Klangkantine haben bereits im Jänner ihr ebenso betiteltes Album herausgebracht. Da es sich trotz halbjährigem Dauerhören in meinen Favoriten gehalten hat, folgt hier nun ein Loblied auf dieses Prachtstück.
von Mira Achter

Als ich anfing diesen Text zu schreiben, habe ich mich gefragt, wie man über ein Album mit der Sprachgewalt von Yasmo und die Klangkantine schreiben kann, ohne wie ein brabelndes Baby zu wirken. Mein Schluss aus diesen Überlegungen: Es ist vermutlich unmöglich und auch gut so, da ich allein durch meine sprachliche Unbeholfenheit, die Qualität des Albums noch stärker hervorstreichen kann.

Yasmin Hafedh aka Yasmo ist eine Wiener Rapperin, die sich mit der Klangkantine, einer funkig-jazzigen Popband, zusammengetan hat. Die Lyrics zeugen, mittels der verarbeiteten Themen sowie der Wortgewandtheit, von Yasmins Aktivitäten als Poetry Slammerin. Ein immer wiederkehrender Stoff ist Feminismus, der auch in vielen älteren Songs von Yasmo die Haupt- oder Nebenrolle spielt. Ähnlich wie in einem ihrer älteren Songs „Eigentlich kein Hip-Hop“, spricht sie explizit ihre eigene Situation als Frau in einem männlich dominierten Feld an.

Außerdem stellt Yasmo Themen wie die aktuelle gesellschaftliche Lage, persönliche Geschichten von Liebe und Freundschaft sowie ihre eigene Entwicklung in den Vordergrund. In Kombination mit den ausgetüftelten Arrangements der Klangkantine werden zusätzlich zu Inhalten auch Emotionen transportiert, die, wenn man sie wiederum in Yasmos Worte fasst, von „Kopf in den Sand stecken“ bis „Wir werden die Welt nicht verändern, baby, wir bauen uns einfach eine neue“, von „Heute bin ich unsterblich “ bis „Ich will heute niemanden sehen“ reichen. Gleichzeitig zieht sich durch alle Arrangements der Groove, Bläsersätze (gute Bläsersätze machen jede Band genial – und Punkt) sowie rhythmische Spannung, wie sie etwa in „Salzwasser“ zu finden ist. Diese Synthese macht so viel Spaß, dass man beim Warten auf den Zug aufpassen muss, nicht zu wilde Moves auf den Bahnsteig hinzulegen für die man sich im Nachhinein doch ein bisschen schämt. Aber wie Yasmo singt: „Es ist nicht peinlich, wenn es dir nicht peinlich ist“.

 

Foto: Lars Homann