King Kongs Of Rock´n´Roll: Go! Go! Gorillo
Wie der Riesenaffe im Film plätten die Wiener Go! Go! Gorillo die Gegend, nur halt kraft musikalischen Umhaufaktors. Der ist mit Brutal Boogie etwa so hoch, wie für den Kong das Empire State Building hätte sein müssen, um nicht gemeuchelt zu werden. Am 11. April erscheint mit „King Kongs Of Rock´n´Roll“ das Debütalbum des Quartetts. Von Martin Macho in Kooperation mit mica – www.musicaustria.at
Boys Like Booze! Die vier Bandmitglieder von Go! Go! Gorillo stellen sich als dampfende Destillerie für schnell wirkenden, guten alten Rock´n´Roll vor. Aus der Mischkulanz geeigneter Zutaten gewinnen sie die scheppernde Quintessenz der Rockmusik. Rocco Carlettos tief schneidende Gitarrensplitter, die zielsicheren Bassläufe von Lukas Krenmayr, bedingungslos mitziehende Drum-Grooves von King Kong Kolic, darüber Martin Opitz´ raue Vocals, Marke Schleifpapier der Körnung 50, gerinnen zum hochprozentigen Destillat Brutal Boogie. Steigt rasch zu Kopf, führt unmittelbar zu Abhängigkeit. Mögliche erwünschte Wirkung: Dazed And Confused. Gorillas im Nebel.
Dschungelmusik
Brutal Boogie bezeichnen Go! Go! Gorillo ihre besondere Art, verschiedene Elemente der Rockmusik aus der Prä-Punk-Ära bis 1977 zu verdichten. Gitarrero Rocco: „Wir mischen den Rock´n´Roll der 50er, 60er und 70er Jahre zu einer hochenergetischen und tanzbaren Musik.“ Denn: „Wesentlich bleibt immer der Groove der Songs. Alles bei uns basiert auf Energie und Stimmung.“ Frontman Martin Opitz sekundiert: „Ziel war es von Anfang an, unsere Musik zwar durchgearbeitet, dabei aber immer noch roh und ungeschliffen klingen zu lassen.“
Doch einen Schritt zurück, alles der Reihe nach. Gorillas sind ihrem Wesen nach äußerst friedfertige und gutmütige Geschöpfe. Wie passt das zu „hochenergetisch“, „roh“ und „ungeschliffen“, wie überhaupt zum Wundergral Rock´n´Roll? Es ist richtig, Animalismen waren immer schon Orientierungshilfe im Dickicht des als Dschungelmusik diffamierten Rock: Lou Reed ging eine zeitlang als Rock´n´Roll Animal hausieren, Keith Moon stand angeblich Pate für das durchgeknallte Animal der Muppet Show, sogar eine ganze Band benannte sich danach. Das Bekenntnis zum Wilden wurde als Lockreiz eingesetzt. Warum aber müssen es hier gerade die handzahmen Gorillas sein?
Kickstart Your Aggression! „Es ist wie die Wandlung von Clark Kent zu Superman“, umschreibt Rocco den Vorgang. „Sobald wir im Bühnenmodus sind, ändern sich unsere Rollen vollkommen.“ Wer Go! Go! Gorillo jemals live erlebt hat, versteht, was damit gemeint sein soll. Dann nämlich ist Schluss mit friedfertig und gutmütig. Jubel, Applaus, jedes „Yeah!“ der Fans rütteln das Monster auf. So wie man postwendend
die Rechnung präsentiert bekommt, wenn man die sanften Primaten in natura reizt. Hier wie dort sind es die Anstachelungen von außen. „Im Moment als Künstler agieren, die Stimmung und das Ambiente aufnehmen, und in Sound umsetzen“, nennt es Schlagzeuger King Kong Kolic. Wenn die Band den Schalter umlegt, ist Rock´n´Roll so, wie er sein soll: bedrohlich, aggressiv, böse. Kultivierte Instinktsteuerung. Der Dschungel beginnt für Go! Go! Gorillo am Bühnenaufgang.
King Kongs Of Rock´n´Roll
Nach einer relativ langen und intensiven Vorbereitungsphase ist es nun endlich soweit: „King Kongs Of Rock´n´Roll“, der erste Longplayer von Go! Go! Gorillo, wird am 11. April veröffentlicht. Seit der Bandgründung im Herbst 2010 häufte sich peu à peu ein Repertoire an selbst geschriebenen Songs an, dessen Wirkung sich vor allem in der Gegenprobe Live-Auftritt bestätigte. In den knappen drei Jahren zwischen der Geburt von Go! Go! Gorillo und Sommer 2013 wurde permanent an den Nummern geschraubt, bis sie schlussendlich den Reifegrad „albumtauglich“ erreichten. Nachdem in einer Pre-Production ein erster Testlauf gemacht worden war, nahmen die vier Musiker das Album im August letzten Jahres im Wiener Tonstudio Plattenwerk sowie in den Dynamite Studios auf.
Elf Songs spielten Go! Go! Gorillo ein, zehn kommen auf die CD, auf LP wird ein weiterer als Bonus-Track enthalten sein. Zeilen wie „I´ll never change my mind/So think twice about us now“ aus der Single „Barely Innocent“ weisen hin auf den unverrückbaren Ausgangspunkt des Wahnsinns-Trips. Der Track
behandelt das „57er Chevy“-Thema Dr. Ostbahns sel. mit weitaus radikalerer Diktion: „Dare to trust me and I´m disappointing you.“ Kann kein Zufall sein, dass die am 14. März erschienene Vorauskopplung als Album-Opener ausgewählt wurde. Gleich mal die Lebenshaltung vornweg geschoben, damitst waaßt was da bliaht.
„My Home Is My Hell“, „I Like Destruction“, oder „Howlin´ At Midnight“ zeigen schon im Titel an, wohin die Reise dann geht. Getreu dem Indikativ im Bandnamen spielen Go! Go! Gorillo straighte Rocknummern im Up Tempo-Beat mit der typisch kurzen Zwei- bis Drei-Minuten-Laufzeit und dem Zartgefühl einer Dampframme. Und dann schalten sie ganz am Ende doch noch ein paar Gänge zurück: Der letzte Song „Wet Nightmare“ taucht da plötzlich als edle Rock-Rumba mit Tango-Intermezzo auf. „Was a big dark freakin´ wet nightmare/A supernatural experience to be fair.“ Besser könnte man auch „King Kongs Of Rock´n´Roll“ kaum resümieren.
Zum Gelingen des Albums trug mit Sicherheit auch das Zusammenwachsen als Band bei. Das präsentable Endprodukt zehrt von allen Mitgliedern. Martin verweist hier auf ein Bonmot von King Kong Kolic: „Go! Go! Gorillo funktionieren wie ein Leintuch. Jeder zieht an einer Ecke, weil er glaubt, dass das seine Richtung ist. Nur dann klappt es aber, weil das Tuch gespannt ist.“ Dadurch wurde „King Kongs Of Rock´n´Roll“ als Ganzes weit mehr als die Summe seiner Teile. Bassist Lukas: „Die gemeinsame Erfahrung hat uns auch geholfen, uns nicht mehr ewig an einer einzelnen Nummer abzuarbeiten.“
Don´t Concentrate On The Tiger! Alle brachten somit ihren eigenen Style mit ein, denn „sonst würden Go! Go! Gorillo klingen, wie jede andere Band“, glaubt Rocco Carletto. Unverwechselbarkeit wird zum Credo. Schwer genug, denn die heilige Kuh Rockmusik ist schon lange leer gemolken worden. Alles wurde schon gesagt, geschrieben, jedes Riff, jede Melodie. Go! Go! Gorillo ließen sich erfolgreich auf die Challenge ein, der moribunden Kuh mit deren eigenen Mitteln doch noch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die kühne Einstellung tilgt Ungemach nach zwei Richtungen: Die Gruppe entkommt der Gefahr, als blässliche Revival-Band gescholten zu werden; Selbstverleugnung durch die wackelige Übernahme einer vielleicht zwar zeitgemäßen Ästhetik, die aber nicht die ihre ist, schließt sich aus. Loops frisst der Rock-Gorilla auch in Zukunft höchstens zum Frühstück.
„King Kongs Of Rock´n´Roll“ erscheint bei Tempel Records (VÖ: 11.04. 2014)
Album-Release-Show: 11. April 2014 im Loop,
U-Bahn Bogen 26, 1080 Wien
Bandfotos: © Michael Keller