Große Dinge müssen langsam wachsen
Arbeit gegen Arbeit und der Kunst ihre Verantwortung. Das sind die Prinzipien des Vereins Back2Human, der seine Ideen mit der Förderung von heimischen und internationalen Musikerinnen und Musikern transportieren möchte. Backbeat hat zwei der treibenden Kräfte im Verein, Flo Wirth und Ulla Fasser zum Interview getroffen. Von Alexander Schöpf
Wann ist Back2Human eigentlich gegründet worden?
Flo: Back2Human ist 2009 entstanden. Wir waren damals vier Leute und die eigentliche Idee dahinter war, kapitalbedingte Vorteile in unserer Gesellschaft abzubauen. Ich bin selbst mit Herzblut Musiker und für mich war es auch ein Versuch andere Kunstschaffende davon zu überzeugen, dass Kunst eine Verantwortung hat. Ein Künstler sollte in seiner Seele den Anspruch tragen, die Welt zu verändern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Tauschgedanke. Wir möchten Arbeit gegen Arbeit tauschen und wir versuchen auch die Message „back to human“ raus zu tragen. Den Künstlern soll nicht vorgehalten werden, dass sie ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, sondern eine Möglichkeit geboten werden, diese Verantwortung in einem professionellen Rahmen wahrzunehmen.
Warst du auch von Anfang an dabei?
Ulla: Nein, ich bin vor zwei Jahren dazugestoßen. Ich spiele ebenfalls in einer Band und Flo hat uns damals zwei Auftritte im Ostklub organisiert. Ich hab dann meine Hilfe für die Organisation einer anderen Konzertreihe angeboten und seitdem bin ich dabei. Meine Hauptaufgaben sind Bandbetreuung, Bandscouting sowie Organisation und PR.
Und welche musikalischen Genres gibt es bei den von euch organisierten Konzerten zu hören?
Flo: Da ich aus dem Reggae-Eck komme, haben wir anfangs Reggae und Ska-Konzerte veranstaltet, dann ist es rockiger geworden und jetzt haben wir so ziemlich alles dabei.
Wie oft im Jahr veranstaltet ihr eigentlich Konzerte?
Ulla: Wir haben uns jetzt auf vier fixe Events im Jahr eingependelt. Letzes Jahr waren es noch mehr, aber das wurde dann zu turbulent und teilweise von der Planung her auch zu kurzfristig. Wir haben dann gesagt, dass wir längere Vorlaufzeiten brauchen, um das entsprechend planen zu können. Wir sind ja nicht so ein großes Team und haben gemerkt haben, dass wir da sehr schnell an unsere Grenzen stoßen. Zudem haben wir jetzt mit dem Aera einen guten Partner gefunden. Aber es wird, so wie’s ausschaut eh nicht bei den vier Events bleiben, da sich schon wieder andere Sachen reinschummeln, wo wir dann sagen, das können wir nicht auslassen.
Konzentriert ihr euch hauptsächlich auf heimische Künstler oder arbeitet ihr auch mit internationalen Acts zusammen?
Flo: Einer unserer Ansätze ist schon der, heimische Künstler zu fördern. Das hat für mich auch sehr viel mit Green Eventmanagement zu tun – sprich Berücksichtigung des CO2-Ausstoßes usw. Gleichzeitig gibt es in Österreich sehr viele, sehr gute Bands die etablierten internationalen Acts eigentlich in nichts nachstehen. Trotzdem versuchen wir es aber international zu machen. Mein persönlicher Eindruck ist der, dass es für österreichische Bands sehr demotivierend ist, hier zu agieren und zu arbeiten, weil das Umfeld einfach sehr frustrierend ist. Wir als Back2Human haben uns mittlerweile einen guten Ruf erarbeitet und bekommen auch Anfragen von internationalen Bands. Und da versuchen wir natürlich internationale mit heimischen Acts zu vernetzen.
Ulla: Und die heimischen Künstler kann man durch solche Kontakte auch sehr gut fördern, weil sich dadurch Austausch-Gigs und ähnliches ergeben. Viele Bands wollen nicht nur in Wien herum grundeln.
Mittlerweile machen es viele Veranstalter so, dass sie gerade unbekanntere Bands nur buchen, wenn sie einen Kartendeal eingehen. Ist das bei euch auch ein Thema?
Ulla: Wir sitzen sehr oft zusammen und zermatern uns das Hirn, wie wir sowohl für die Bands als auch für uns als Verein die Veranstaltungen und die Veranstaltungsorganisation so verbessern können, damit für alle ein Mehrwert entsteht. Von den Kartendeals sind wir abgekommen und es funktioniert ganz gut. Die Bands kommen hin, spielen und müssen sich um die Organisation nicht kümmern. Sie können sich auf das konzentrieren, was sie am besten können: Musikmachen.
Ihr habt zu viert angefangen. Wieviel Leute seit ihr jetzt?
Flo: Der harte Kern besteht derzeit aus sechs Leuten.
Ulla: Aber wir sind immer auf der Suche nach verlässlichen Mitarbeitern, die uns ehrenamtlich unterstützen. Auch da gilt das Prinzip Arbeit gegen Arbeit, also dass sich Leute gegenseitig helfen. Es soll keine Einbahnstraße sein, dass die Leute was für uns tun und im Gegenzug nichts zurückbekommen. Bei so vielen Menschen, die sich mittlerweile im und um den Verein bewegen, ist meistens einer dabei, der helfen kann. Und natürlich hat jeder der mitmacht, die Möglichkeit gratis auf die Konzerte zu gehen. Derzeit suchen wir ganz konkret einen Host. Mein Wunsch wäre es, einen Moderator für unsere Events zu haben, der die richtige Attitüde hat und das ganze Konzept vertritt und rüberbringt.
Bands können bei eurem Verein Mitglied werden. Was kostet das und was kriegen sie dafür?
Flo: Die Bands kostet die Mitgliedschaft bei Back2Human 100 Euro im Jahr. Wir bieten ihnen in diversen Fragen professionelle Beratung und Unterstützung an. Zum Beispiel helfen unsere Tontechniker den Bands dabei, einen professionellen Rider zu erstellen, den sie dann auch international herzeigen können. Das ist etwas was viele Bands unterschätzen, wie wichtig ein professioneller Auftritt ist. Auf der Back2Human-Seite hat jede Band ein eigenes Profil, wo alles von Video über Rider und Fotos usw. oben ist. Wir machen auch immer wieder Workshops wie Musikrecht, Urheberrecht usw. Unser Ansatz ist der, dass wir von den Leuten Eigenverantwortung verlangen, ihnen aber auch das Werkzeug dafür mitgeben wollen. Nicht nur fordern, sondern auch fördern.
Ulla: Wir haben natürlich Anforderungen an die Bands, geben ihnen aber auch Hilfe auf dem Weg dort hin. Du wirst in Wien niemanden finden, der so eine hohe Qualität um so einen niederen Preis bietet. Und das hat damit zu tun, dass bei uns jeder mit Herzblut dabei ist und auch seine Talente und Fähigkeiten entsprechend einbringt. Viele lassen sich anfangs vom Begriff Verein abschrecken, weil sie damit was anderes verbinden. Aber wir sind mittlerweile eine Community und es entsteht eine Eigendynamik.
Flo: Große Dinge müssen langsam wachsen.
Ulla: … und gemeinsam. Das ist auch der Sinn hinter dem Vereinsbeitritt
Was ist das nächste Konzert, das ihr veranstaltet?
Ulla: Am 25. Mai findet die Reggae-Night statt und am 19. Oktober geht´s rockig weiter. Bei der Reggae-Night spielt Flo mit seiner Band Superstition und die zweite Band ist Trancitiv.
Flo: Trancitiv sind sehr cool, da sie im Wiener Dialekt singen.
Ulla: Seit kurzem ist es so, dass jeder Zuseher eine Nummer beim Eintritt kriegt und wir machen dann bei den Konzerten Verlosungen, wo es z. B. diverses Merchmaterial oder Schlagzeug- und Gitarrenunterricht zu gewinnen gibt. Die Eintrittspreise haben sich auf 5 bis 8 Euro eingependelt. 5 Euro bis 21 Uhr und danach 8 Euro. Das hat den Hintergedanken, dass auch die erste Band schon Publikum hat. Das funktioniert ganz gut. Wir schauen auch drauf, dass die Bands qualitativ hochwertig sind.
Fotos: Back2Human