Ein Ensemble netter Menschen – Studio Dan
Seit seiner Gründung im Jahr 2005 vollführt das Wiener Ensemble Studio Dan den Spagat zwischen zeitgenössischer und U-Musik in ihren diversesten Spielarten. Die künstlerischen und organisatorischen Geschicke des auch als Verein statuierten Kollektivs leitet Zappa-Adorant Daniel Riegler. Ein Porträt von Martin Macho.
Studio Dan entstand 2005, als man im Rahmen der ersten Konzertserie der Jazzwerkstatt Wien auch ein großes Ensemble auftreten lassen wollte. Daniel Riegler, gelernter klassischer Posaunist mit jazzigen Vorlieben und damals im Gründungsgremium, kuratierte diese Aufgabe. Die zunächst einmalige Gelegenheit wurde weiterbetrieben, Studio Dan war aus der Taufe gehoben.
Zappa als Vorbild
„Studio Tan“, das Frank Zappa-Album (1978), stand bei der Namensgebung Pate, seinen eigenen Vornamen packte Daniel Riegler dann noch hinein. Zappas Musik stellte zu dieser Zeit ein zentrales Interesse dar, gerade sein programmatischer Eklektizismus. „Einerseits war da dieser starke Rock-Background, der doch immer wieder vom Jazz durchsetzt wurde, andererseits der starke Einfluss zeitgenössischer Musiken“, begründet Riegler sein Faible für den 1993 verstorbenen Pop-Provokateur.
„Wir nähern uns aktueller Klangkunst nicht wie das andere Ensembles dieser Größenordnung tun, sondern orientieren uns auch an verschiedenen Unterhaltungsformen wie dem Jazz“, erklärt Riegler das künstlerische Selbstverständnis des Kollektivs, dessen Kern aus Graz stammt und das sich in erster Linie aus der Jazz-, Elektronik- und der zeitgenössischen Szene speist. In Summe entsteht Musik, deren ästhetische Ausgestaltung einer „amerikanischen“ Gussform zufließt: „In den USA ist es selbstverständlich, dass Richtungen miteinander verwoben werden“, weiß der künstlerische Leiter.
Bei jedem Neuzugang zum je nach Programm etwa zwischen 25 und 30 Mitglieder umfassenden Ensemble ist neben der selbstredenden Musikalität das hohe Ausmaß an persönlicher Integrität entscheidend: „Weil Allüren in einer großen Gruppe nicht funktionieren würden. Es sollten einfach nette Menschen sein“, sagt Daniel Riegler zum „sozialen Anforderungsprofil“ von Studio Dan bodenständig.
Die Marke Studio Dan
Der ausgeprägte Crossover-Approach bildet sich in einer nennenswerten Reihe an Programmen und Kollaborationen ab, die Studio Dan als Marke festlegen: Die 2009 erschienene Debüt-CD „Creatures & Other Stuff“ wurde sehr lange und erfolgreich gespielt, zudem mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Großer Beliebtheit erfreut sich das Kinderprogramm „Studio Dan spielt…“, Mischung der allerersten beiden Aufführungsreihen der Formation. Erwähnungswürdig sind in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeiten mit dem US-Avantgardisten Elliott Sharp und dem slowenischen Komponisten Vinko Globokar. Die Musik von Größen wie Steve Reich, Anthony Braxton und George Crumb steht im Zentrum einer in Kürze anlaufenden vierteiligen Konzertreihe im Porgy & Bess. Im Herbst 2016 folgt dann wieder eine große Kinderproduktion in Kooperation mit Wien Modern.
Studio Dan – Verein für Neue Musik
Jägerstrasse 45/10
A-1200 Wien
info@studiodan.at
Foto: © Birgit Dietze-Mellak