Drummer des Monats Februar: Joris Dudli
Der gebürtiger Schweizer, der seit seiner Kindheit in Wien lebt und einige Jahre in Amerika (New York) verbracht hat ist schon viel herumgekommen, auch an der Seite von namhaften Jazzmusikern wie Art Farmer. Der Schlagzeuger Joris Dudli im Gespräch mit backbeat.
Du bist als Schlagzeuger ziemlich umtriebig. Bleibt da überhaupt noch Zeit zum Üben?
Wie gesagt: ich würde gerne üben, am liebsten drei Stunden täglich. Aber es geht einfach nicht. Nicht nur das Booking nimmt viel Zeit in Anspruch, sondern auch der ganze Papierkram. Wenn ich etwa von einer Tournee zurückkomme, gibt es so viele Zettel, die steuerlich erklärt, abgerechnet und geordnet werden müssen. Und natürlich möchte ich auch möglichst viel Zeit mit meiner Familie verbringen, wenn ich in Wien bin. Aber zumindest eineinhalb Stunden täglich bringe ich schon oft zusammen.
Ist es spannender für dich mit Musikern zu spielen, die du schon kennst oder mit Musikern, mit denen du noch nicht gespielt hast?
Beides! Wenn längere Zeit die selben Leuten die selben Nummern spielen, ist es natürlich ganz klar, daß sich das Ganze entwickeln kann. Es ist aber natürlich auch total schön und spannend neue Leute kennenzulernen, wie diesen Gitarristen aus Irland [Mark McKnight, mit dem Joris die nächste Tour spielt, Anm.], der mit seiner positiven Art ganz besonders erfrischend ‘rüberkommt und toll spielt. So etwas ist natürlich auch ein schönes Erlebnis.
Aber wie gesagt, man muß sich beim Spielen auch kennenlernen, damit man ein gegenseitiges Vertrauen aufbauen kann. Für mich als Schlagzeuger ist das besonders wichtig in Bezug auf die Time – bis ich weiß, daß jemand eine gute Time hat, damit ich machen kann, was ich will.
Du hast schon mit einigen bekannten Jazzmusikern zusammengespielt. Was war für dich die wichtigste Zusammenarbeit?
Auf jeden Fall die Zeit mit Art Farmer. Er hat mich damals so in meinem Selbstbewußtsein gestärkt, daß ich nach Amerika gegangen bin. Er hat mich total unterstützt und als ich dann schließlich nach Amerika gefahren bin, hat er mich auch wirklich engagiert. Es gibt kaum ein Schöneres Gefühl, als in New York von einem Weltstar, zusammen mit anderen Weltstars, engagiert zu werden.
Ich hab nur damals so viel lernen müssen und ich wünschte, ich hätte mich davor besser vorbereitet. Ich bin erst nach ca. 4 Jahren in Amerika wirklich drauf gekommen, daß ich eigentlich noch meilenweit entfernt war, von dem was ich alles können musste. Ich hätte so viel schon davor in Österreich lernen können: einfach die richtigen Sachen üben, anhören und die Geschichte des Jazz lernen.
Mit welchem Musiker würdest du gerne noch zusammen spielen?
Ich hätte sehr gerne mit Freddie Hubbard gespielt. Wenn ein Jazzmusiker Jazz verkörpert, dann ist das für mich Freddie Hubbard. Wenn ich ihn spielen höre, dann regt jeder Ton – auch die kleinsten Töne – auf. Mit ihm hätte ich wirklich gern gespielt. Nur die letzten Jahre hat er wegen seiner Lippe nicht mehr spielen können. [Infektion nach einem Unfall, Anm.] Und es wäre sogar unter Umständen dazu gekommen, weil Vincent Herring mit ihm gespielt hat und auch gerne mit den Earth Jazz Agents mit Freddie Hubbard etwas gemacht hätte, aber es ist dann leider nichts daraus geworden.
Als du angefangen hast Schlagzeug zu spielen: war dir von Anfang an klar, daß du Profimusiker werden willst?
Ja, das wollte ich eigentlich schon von Anfang an. Ich habe mit 13 angefangen Schlagzeug zu spielen. Mit 14 bin ich in die Grafische gekommen, wollte aber nach ein bis zwei Jahren wieder aufhören, weil ich da schon in ein paar Bands hineingerutscht bin. Mit 16 hab ich dann beim Peter Rapp in der Sendung Spotlight gespielt. Und dann habe ich auch schon Studioaufnahmen in der Austropop-Szene gemacht. Also wollte ich noch bevor ich 18 war mit der Grafischen aufhören und Musik studieren. Aber meine Eltern wollten, daß ich die Schule noch fertig mache.
Wie genau bist du damals zu den Studiojobs gekommen?
Da gibt’s einen großen Faktor: damals – Mitte der 70er Jahre – hat es noch keine drum machines gegeben. Da haben alle was zu tun gehabt und jeder der gut spielen konnte hat zum Beispiel Werbejingles einspielen können. Da sag ich ganz bescheiden, daß das sicher ein Hauptgrund war, daß ich Profi werden konnte. Vielleicht hab ich auch Talent und einen guten Groove gehabt. Aber es hat auch einfach nicht so viele Popschlagzeuger gegeben.
Später bin ich dann durch das Vienna Art Orchestra zum Jazz gekommen und habe mich von der Studioszene entfernt. Die Leute haben anscheinend geglaubt, daß man als Jazzschlagzeuger keinen simplen Groove mehr spielen kann.
Und seit einiger Zeit unterrichtest du auch?
Ja, ich unterrichte in Linz Schlagzeug [an der Bruckner Universität, Anm.] und auch am Vienna Kons. Aber da unterrichte ich nicht Schlagzeug, sondern mache Gehörbildung. Das macht mir unheimlich Spaß. Ich kann ein bißchen Klavier spielen und kenne mich genug aus, um das zu vermitteln. Hoffe ich zumindest.[lacht] Und Intervalle und Akkorde sollte man auch als Schlagzeuger hören können.
Aber das war’s dann auch schon wieder. Also vielleicht ein Drittel meines Einkommen ist Unterrichten, der Rest ist Spielen. Wobei ein Teil davon auch Gebrauchsmusik ist. Aber auch da spiele ich zum Glück immer mit guten Musikern und da macht auch eine Hochzeit oder ein Ball Spaß.
Interview: Matthias Rigal
Fotos: Joris Dudli