Die Sounds, die dich umarmen
Die Wiener Band Erwin & Edwin verschmilzt in ihrer Musik unterschiedlichste Richtungen zum originellen „Brass Electro“. Am 09. August erschien die zweite EP „Moskau-Wien-Paris“, bereits die Woche darauf wird die Gruppe am Frequency-Festival spielen. Labelchef Dom Kardashian von Dreieck Records erschloss für Backbeat die unendlichen Weiten des E&E-Universums.
Von Martin Macho
Erzähl mir, wer oder was sind Erwin & Edwin?
Erwin & Edwin sind vier engagierte Musiker – Christoph, Simon, Michi und Flo –, die seit nunmehr einem Jahr das Projekt verfolgen, die elektronische Musik mit Big Band-Sounds und Swing zu vereinen. Das Feiern und die Party werden bei aller Chicness aber ganz vorne dran gestellt und sicher nicht ausgeklammert.
Seit wann gibt es die Band?
In der Formation, wie Erwin & Edwin jetzt auftreten, gibt es die Band seit April 2013.
Aus welchen musikalischen Ecken kommen die einzelnen Mitglieder?
Christoph ist unser Produzent und für die Blasinstrumente zuständig, primär Trompete. Er kommt aus dem Electro und House. Seit er denken kann spielt er in Chören, Orchestern und Blasmusikkapellen. Dazu war er bei der Militärmusik und hatte hie und da Gastauftritte bei Jazz-Bands. Christoph ist praktizierender Live-Tontechniker, ohne Scheu vor neuer Musik. Unser Drummer Simon ist der Stimmungsmacher. Er kommt aus dem Punk und Jazz, sowie A capella-Chören. Michi war Gitarrist in vielen Skabands, und ist ebenfalls Live-Tontechniker mit vielseitigem Geschmack was Rock und Indie betrifft. Flo – unser DJ – ist ein hartgesottener Drum´n´Bass-Fan. Zu niemandes Überraschung ist seine Lieblingsnummer „Anakonda“ (von der letzten EP „Kobra“, Anm. d. Red.). Man merkt, glaub´ ich, wie durchmischt die musikalischen Hintergründe der Burschen sind. Das macht das Arbeiten mit ihnen für mich als Labelchef und Manager sehr angenehm. Wir können stets Neues ausprobieren, ohne dass es jemandem sauer aufstoßen würde.
Ihr bezeichnet eure Musik als “Brass Electro”. Was kann man sich darunter vorstellen?
Die Basis ist elektronisch, sie wird mit Big Band-Sounds von analogen Musikinstrumenten, die im Studio aufgenommen wurden, vermengt. Live steht man dann im Publikum vor vier Personen, die sichtlich glücklich ihre Musik spielen. Gleichzeitig befindet man sich in einem Club, wo man von den vertrauten elektronischen Sounds umarmt wird. Summa summarum also eine ungewohnte Mischung aus Club-Kultur und Dandy mit Big Band. Das Konzept geht gut auf, weil's doch ein ungewohntes Bild für Partys nach 24.00 Uhr ist. Deutlich ist hervorzuheben: E&E sind eine Band, keine DJ´s! Diese Mischung aus Band und DJ, Club und Konzert, Party und Chic ist genau das, was Erwin & Edwin ausmacht, und woran die Band in Zusammenarbeit mit mir in der Vergangenheit gearbeitet hat.
Woher stammen die musikalischen Bezüge für diese Musik?
Auf jeden Fall aus den Jahren vor E&E. Das „Big Bandige“ aus den Chor- und Jazz-Dingen von Christoph und Simon. Die Gitarrensounds und Flairs aus der Ska- und Indierock-Zeit Michis, und das perfekte DJing von Flo, der selbst jahrelang Drum´n´Bass auf Vinyl gespielt hat.
War eure Intention immer, etwas völlig Neues zu machen?
Etwas völlig Neues zu machen entstand durch die enge und lange Zusammenarbeit mit Dreieck Records. Die Sound-Ideen und das Grobkonzept waren da, jedoch hat erst die Kooperation sozusagen Licht ins Dunkel gebracht. Soundtechnisch gehen die Props an alle. Während Christoph stets das Rohgerüst der Tracks schafft, geht Simon über die Beats drüber, Michi kümmert sich um Streicher und das Thema im Hintergrund, und Flo kommentiert noch aus DJ-Sicht auf das Ganze. Die Intention etwas Neues zu machen war sicher da, aber gestützt auf eine Basis, die es schon gibt und etabliert ist. Damit sich der Zuhörer bereits an etwas anhalten kann, wenn er E&E zum ersten Mal hört.
Ihr beschreibt als ein wesentliches Ziel, die Leute mit eurer Musik zum Tanzen zu animieren. Wie groß ist bei Erwin & Edwin selbst die Spaßkomponente beim Produzieren, bzw. wie viel Tüftelei steckt hinter der Musik?
Der Spaß beim Produzieren besteht vorrangig darin, die Ideen umzusetzen, die man selbst hat, und die Ideen der anderen Mitglieder einfließen zu lassen. So sollen Nummern geschaffen werden, die vier Viertel der Band gefallen.
Muss man für „Brass Electro“ Musiker und Techniker zugleich sein?
Beides kann nie schaden!
Die neue EP „Moskau-Wien-Paris“ ist letzten Freitag erschienen. Was gib´s darüber zu berichten?
„Moskau-Wien-Paris“ ist die zweite Veröffentlichung von E&E, und zeichnet drei tonale Bilder von drei völlig unterschiedlichen Stilrichtungen und Flairs. Während "Moskau" vom Polka-Beat getrieben wird und sehr aufheiternd ist, wirkt "Wien" orchestral durchproduziert und etwas ernster. "Paris" hingegen fängt mit den Sounds des Bandoneon die atypische Stimmung ein, die man unterm Eiffelturm hat, während man bei Sonnenschein um neun Uhr morgens seinen Kaffee mit Croissant schlürft.
Wie war die bisherige Resonanz des Publikums auf Erwin & Edwin?
Für uns persönlich unbeschreiblich gut! Dass man immer gutes Feedback bekommt, ist ja natürlich. Leute, die einem sagen, „Eigentlich war's mies“ sind, höflichkeitsbedingt, inexistent. Gemessen an den zahlreichen Bookinganfragen für Herbst und dem, was medial – verhältnismäßig – los ist, können wir sehr zufrieden sein.
Worauf dürfen sich die Besucher beim Frequency-Gig freuen?
Auf eine klassische Erwin & Edwin-Show. Anzüge und Zylinder, Krawatten und Jackets. Bei 37 Grad und guter Stimmung werden die Jungs versuchen, der Show vom Alkaline Trio (US-Punkband, Anm. d. Red.) in nichts nachzustehen und den Leuten genau das zu geben, was sie auf dem Frequency eben haben wollen – gute Musik und gute Stimmung!
Frequency-Auftritt: 17.08./22.45 Uhr
Green Park/St. Pölten – Weekender Stage
Fotocredits:
Band: Eugen Prosquill
Moskau-Wien-Paris: Katja Sonnleitner