Vida Noa
Sie hat ein Bett in ihrem Auto gebaut. Sie hat gelernt, Selbstakzeptanz auf der Bühne zu leben. Und sie versteht sich bestens drauf, ihre Gedanken zum Klingen zu bringen. Mit uns hat Singer-/Songwriterin Vida Noa über ihr zweites Album gesprochen – und darüber, warum wir immer Lieder über Liebe brauchen werden.
von Stephanie Gaberle
Pic by Ralph König (Wild & Wunderbar)
Seit sie 15 Jahre alt ist, steht Vida Noa auf der Bühne. Wenn sie Songs schreibt, dann klingen die Lyrics so so real wie die Gefühle, die uns täglich begleiten – Gefühle, die uns hemmen und auch pushen können. Das sind Songs vom Suchen und Finden, von Verletzlichkeit und Heilung, von Stärke und bei-sich-selbst-Sein. Songs, die echt klingen. Genau diese Authentizität bewirkt, dass sich so viele Menschen in der Musik der Sängerin wiederfinden – und gut aufgehoben fühlen.
Letzten Montag konnte man deine Musik in der Scherbe in Graz genießen – wie war’s für dich?
„Das Konzert war einfach atemberaubend für mich – es ist jedes Mal wieder wunderschön, meine Songs mit einem größeren Publikum zu teilen. Und ich genieße es so, das alles live zu spielen, zusammen mit meiner Band. Nach einem internen Wechsel letztes Jahr habe ich mittlerweile wirklich vollstes Vertrauen zu den Menschen, die mit mir gemeinsam meine Musik nach außen tragen. Da schwirren nicht mehr so Sachen durch meinen Kopf wie ‘Oh damn, wir haben jetzt das und das geprobt, müssen uns genau den und den Ablauf merken..’ – es flowt einfach und wir müssen uns nur noch fühlen. Da spür ich dann, wie ich beim Auftritt richtig aufblühe. Meine Band und mich verbindet zudem eine Freundschaft, was ich sehr zu schätzen weiß. Das nimmt nochmal ein bisschen Druck raus, wenn wir live spielen.“
Du stehst ja bereits auf der Bühne, seit du 15 bist – wie geht es dir mittlerweile, wenn du ein Konzert gibst?
„Ich merke einfach, mit jedem Live-Auftritt legt man eine weitere Schale ab. Möchte man sich anfangs noch hinter der Person verstecken, die man zu diesem Zeitpunkt gerne wäre, bekommt man mit der Zeit immer mehr Selbstbewusstsein. Ich habe, vor allem in den letzten zwei Jahren, so viel auf persönlicher Ebene geschafft. Heute fühle ich mich richtig wohl mit mir, meinen Gedanken, meiner Weiblichkeit, hab diesen Perfektionismus von früher großteils abgelegt und leb die Selbstakzeptanz auch auf der Bühne. So wird dann das gesamte Konzert echter: für das Publikum, die Band und für mich selbst.“
Sind heuer noch weitere Live-Sessions geplant?
„Aktuell stecke ich meine ganze Energie in die Entstehung meines zweiten Albums und ich merke auch, wie gut mir das tut, mich voll und ganz darauf konzentrieren zu können. Live-Auftritte sind wunderbar, verlangen mir aber immer einiges an Energie ab, weil so viele Komponenten passen müssen. Da freu ich mich jetzt, intensiv im Studio zu arbeiten und das Album so bald wie möglich rauszubringen.“
Was kannst du uns schon über Album Nr. 2 verraten?
„Es wird auf jeden Fall sehr viel von mir selbst gemacht. In den letzten zwei Jahren sind unglaublich viele coole Songs entstanden und auf den Demos klingen sie schon mal nice, also freue ich mich darauf, wie sie sich entwickeln werden. Inzwischen hab ich zudem mehr Vertrauen zu mir und meinen Fähigkeiten als Produzentin gefasst – und mein Papa supported mich nach wie vor, wie seit dem Anfang meiner Karriere. Was ich schon verraten kann – es wird ein sehr herzschmerzlastiges Album werden. Beim ersten habe ich mich besonders auf die Themen Selbstliebe, Akzeptanz und Self-Empowerment fokussiert – diesmal ging es vor allem darum, mit diesen Unmengen an Gefühlen, die ich beim Songwriting empfunden habe, umzugehen und sie mit den Tracks aufzuarbeiten. Das ist für mich keineswegs ein Rückschritt, sondern einer nach vorne – es bestärkt mich zu wissen, dass ich viele Dinge alleine schaffen kann.“
Lieder über Liebe brauchen wir doch immer, oder?
„Genau! In der Vergangenheit haben sich Menschen manchmal viel mehr in den Inhalt meiner Musik eingemischt. Und irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mir dachte, ‘und wenn ich 15 Songs über dasselbe Thema schreiben möchte, darf ich das auch machen.’ Gerade aus einer Phase mit viel Emotionalität entsteht Kreatives und dieses Potential möchte ich dann auch nutzen. Ich weiß ja selbst, wie viel es mir in harten Zeiten hilft, Songs anzuhören, die ausdrücken, was ich gerade fühle. Liebe und der oft damit verbundene Schmerz sind allgegenwärtig und wenn sich ein paar Menschen mit ihren Gefühlen in meiner Musik wiederfinden und ihnen das vielleicht sogar hilft, gibt mir das unglaublich viel zurück.“
Was sind die Vor- und Nachteile bei einem Album, wo du so viel selbst machst?
„Ein Nachteil ist wahrscheinlich, dass der Perfektionismus wieder mehr zuschlägt – bis zu dem Punkt, wo ein Song ‘fertig’ ist, muss ich richtig zufrieden sein und mir fällt es manchmal schwer, etwas ‘loszulassen’, ohne es immer weiter feinschleifen zu wollen. Ich hab auch eine sehr genaue Vorstellung davon, wie meine Musik klingen soll – da ist der Selfmade-Weg ein Vorteil. Aktuell habe ich das Gefühl, meine künstlerische Freiheit wiedererlangt und gleichzeitig mehr Kontrolle über meine Kreativität, meine Vision und darüber, wie ich mich und meine Musik präsentieren will, zu haben. Außerdem macht es echt viel Spaß, so viel in die Entstehung des eigenen Albums involviert zu sein. Es erlaubt mir, meinen Weg zu gehen – in dem Stil und der Qualität, die ich für passend erachte.“
Deine Gedanken zur österreichischen Musikszene?
„Die Szene ist so schön familiär und überschaubar, man kennt sich sofort und ist auch total interessiert daran, wie es anderen geht. Ich verfolg jedes Release, weiß, wer was geschrieben hat, geh auf Konzerte… Die letzten Jahre hab ich viel daran gearbeitet, mein Netzwerk auszubauen und bin mega happy damit – in Graz und auch in Wien, wo ich nächstes Jahr auch hinziehen werde, um noch näher am Geschehen zu sein. Durch das jahrelange Songwriting, auch für andere Musikschaffende, hab ich so viele schöne Kontakte geknüpft, wunderbare Leute kennengelernt und erweitere diesen Kreis stetig. Es passiert ständig so viel cooles Zeug in der österreichischen Musikszene und ich kann ein Teil davon sein.“