PECHVOGEL mit »Zuversicht«
Wir haben in die Debüt-EP der Tiroler Band Pechvogel reingehört und würden euch gerne von unseren Eindrücken berichten. Fans von deutschsprachiger Rockmusik dürften dabei auf ihre Kosten kommen.
Von Patrick Tilg
Das Projekt Pechvogel rund um die Musiker Paul Krismer, Manuel Fiegl und Gregor Mair lieferte vor ziemlich genau einem Monat eine Debüt-EP ab, die es in sich hat. Um genau zu sein am 29. Oktober 2021. Schon der Titel »Zuversicht« passt gut zu den selbstbewussten, massiven Gitarrenwänden, die sich großteils durch die Songs der EP ziehen. Laute Gitarren sind immer gut!
Im Kontrast dazu stehen die Texte. Denn die lassen die Hörer*in dann doch sehr nah an sich heran und legen sich wie in frühen Songs von Madsen oder noch früheren von den Sportfreunden Stiller ohne Wenn und Aber über das mächtige Soundkonstrukt.
Manchmal scheinen die Songs sich kurz in Jam-artige Rock-Phantasien zu verlieren, doch kurz bevor man beim Hören den Faden verliert, biegen die Songs dann wieder ab und überraschen entweder mit poppigen Mitsing-Refrains oder heftigen Intermezzos. Und die sind eindeutig zu progressiv um in einen klassischen Rock-Song zu passen. Langweilig wird es jedenfalls nicht. Denn kaum wiegt man sich in catchy Songtexten, findet man sich plötzlich in Punk-Rock Basssolos wieder.
Textlich entführen uns Pechvogel in eine Welt der Fragen. Teenage Angst vollgepackt mit realitätsnahen Themen wie Meinungsfreiheit, Selbstzweifel, Gesellschaftskritik und die Angst vor dem »Alleine Sein«. Die Drei laden auf ihrem Debüt also durchaus auch zum Nachdenken ein. Im aktuellen Lockdown ist dafür ja genug Zeit vorhanden.
Getragen werden die Texte von harten E-Gitarren-Riffs, die mit der Unterstützung von Energie-geladenen Drums und verzerrten Bässen durch die ersten fünf Tracks der EP wandern. Mit dem sechsten Track legen Pechvogel schließlich ihre Strom-Gitarren ab und überzeugen mit schön arrangierter Lagerfeuerstimmung.
Manchmal würde man sich wünschen, dass der Sound noch etwas roher und unmittelbarer daherkommt und an anderen Stellen könnte es dann doch noch mehr Pop sein. Ein Widerspruch – vielleicht gehört es also genau so.
Ganz angekommen sind Pechvogel mit ihrer ersten EP zwar noch nicht, aber wie der Titel »Zuversicht« schon verspricht, liegt das Ziel in der Zukunft. Außerdem ist bekanntlich ja der Weg das Ziel und deshalb hoffen wir, dass die drei Tiroler noch einiges an Musik veröffentlichen werden, bevor sie in die Zielgeraden einlaufen.
Foto + Cover: (c) PECHVOGEL