Paul de Leon – „Spotify ist ein Spiel“
Mit „Criminals“ veröffentlichten Paul de Leon 2018 zum letzten Mal eine Single, bevor sie im diesjährigen Herbst Neues von sich hören ließen. Am Releasetag ihres aktuellen Songs „casually“ wollten wir wissen wer hinter der Vienna-based Band steckt und haben Bandgründer Paul im Café Kafka getroffen. Er hat mit uns über sein Musikprojekt, den Streaming Erfolg von „Criminals“ und die Musikindustrie gequatscht.
von Diana Suteu
Vor drei Jahren erreichten sie mit „Criminals“ über 680.000 Streams auf Spotify. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Band lediglich aus Frontmann Paul und seinem Kindheitsfreund, Drummer und selfmade Producer Josh. Später kam Gabriel als zweiter Gitarrist dazu, ebenso ein Bekannter aus Pauls ehemaliger Schule. Heute bilden die drei Musiker nicht nur eine Band, sondern auch eine WG.
Das Produzenten-Duo Klangkarussell hat die drei Künstler unter ihre Fittiche genommen und veröffentlichen Paul de Leons Musik unter ihrem Label Bias Beach Records. „casually“ heißt ihr neuer Song, der am 21. Oktober erschienen ist. Er schmückt sich mit Einflüssen der britischen Band The 1975 und animiert zu guter Laune. In den vier Minuten kann man sich leicht im Song verlieren. Zusammen mit dem sich wiederholenden Gitarrenriff und der Wärme der Vocals entführt „casually“ seine Hörer*innen in eine Welt, in der man für ein paar Minuten alles um sich herum vergisst. Ein kurzer Ausflug in der Mitte des Songs führt in eine innere Slow-Motion, in der man ihren Herzschlag spüren kann. Hörempfehlung: am besten gleich nach dem Aufstehen für einen Morning-Boost.
Erzähl mal, woher kommen deine ersten Begegnungen mit Musik?
Mein Vater ist Pastor einer Kirche in Wien. Darin kommen mehrere Kulturen zusammen – philippinische, afrikanische, amerikanisch und österreichische etc. – sie leben aber trotzdem in ihrer eigenen Bubble. Sie haben nur eine einzige Sache gemeinsam: jede Kultur hatte eine Band. Ich sang also häufig in der Kirche und ein Rumäne aus der Community hat mich gehört und vorgeschlagen in sein Home-Studio zu kommen.
Kannst du dich noch an deinen ersten Song erinnern?
Der erste Song, den ich geschrieben habe war auf der Akustikgitarre. In der Philippino Kultur singen wir gerne sehr kitschige Texte, sehr dramatisch, so wie wir es in den Fernsehshows sehen. Die Songs, die wir gerne singen sind Lovesongs, Heartbreaksongs. Wir haben nicht wirklich alle gebrochene Herzen, aber das ist halt unsere Kultur. Also schrieb ich etwas in der Form, obwohl ich es eigentlich zu der Zeit gar nicht fühlte. Als ich es dem Producer vorspielte, gefielen ihm das Gitarrenriff und meine Gesangsmelodie ganz gut, aber er fand die Lyrics richtig mies. Also schrieb er sie um.
„Criminals“ kam vor drei Jahren raus und hat heute über 680.000 Streams auf Spotify. Wie kam es dazu?
Dieser Song bedeutet mir sehr viel. Er zeigt den Beginn einer neuen Ära, weil ich zum ersten Mal selbst einen Song geschrieben habe. Ich spielte ihn Josh vor und er half mir dabei ihn weiterzuentwickeln. Ich konnte selbst entscheiden, wie der Song klingt. Ich habe noch nie einen Song so sehr geliebt wie diesen, deshalb habe ich auch viel Zeit und Geld investiert, um ihn auf Spotify zu promoten. Dabei habe ich gelernt, dass es bei Spotify ohne Geld kein Marketing gibt.
Würdest du Spotify eher als Fluch oder als Segen bezeichnen?
Spotify ist ein Spiel! Genauso wie Facebook oder Instagram. Es gehört alles zusammen. Wenn du nicht auf Spotify bist, wirst du auch keine Follows auf Instagram haben.
Heute habt ihr „casually“ veröffentlicht! Happy Release Day! Was verbindest du mit dem Song?
Es geht um eine platonische Beziehung, in der beide merken, dass sie mehr wollen. Ich gebe im Song zu, mehr zu wollen. Es geht eigentlich im Großen und Ganzen darum, dass man immer mehr will als wir gerne zugeben wollen. Das passiert mir sehr oft und ich glaube das passiert sehr vielen Leuten. Es wird einfach zu viel gespielt.
Was ist bei Paul de Leon in nächster Zeit geplant?
Ein Lyric Video zu „casually“, das Josh gemacht hat kommt am 27.10. raus. Am 6. November spiele ich alleine einen Gig im The Church International Pub. Nur ich und meine Gitarre. So fühle ich mich am sichersten, weil ich dann nur auf mich sauer sein kann, wenn etwas schiefgeht. Und in den nächsten Monaten releasen wir monatlich einen neuen Song. Zusammen bilden sie die EP „Younger Years“, die Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.
Foto: © Michael Kvick Photography