Florian Meindl
Es ist noch gut ein Monat bis zum ESC und ihr seid gerade auf Promotion-Tour durch die Teilnehmerländer. Wie liefen die letzten Tage für dich ab?
Angefangen hat es in Ljubiljana, danach in Budapest und in der Folge quer durch Österreich. Jetzt haben wir noch einige Länder vor uns, es ist also viel hin und her. Dazwischen ist die Zeit mit Presseterminen und dem Abklappern sämtlicher Radiostationen gefüllt. Man lernt aber echt überall viele Leute kennen und kommt viel herum, das ist schon toll.
Wie lange spielt ihr bereits in der jetzigen Formation zusammen?
Es ist quasi wirklich unsere Jugendband. Unseren Sänger Dominik kenne ich seit ich zehn war und mit ihm gemeinsam im Schlagzeug-Ensemble bei Martin Grubinger senior gespielt habe. Wir haben dann bei den Landesbewerben von Prima La Musica mitgemacht und waren zweimal Bundessieger. Ich bin zusätzlich noch Bundessieger im Solo geworden und durch diese Erfolge haben wir hie und da Auftritte am Land gehabt. Dadurch hat sich die Freundschaft entwickelt und seither ist Dominik einer meiner besten Freunde. Mit fünfzehn wollten wir dann mehr in Richtung Band gehen und haben immer wieder gemeinsam im Keller einige Covernummern probiert, bis wir dann auf einem Maturaball – ganz klischeehaft bei einer Flasche Wein – Max kennengelernt haben, unseren Bassisten. Das war 2007 und seither machen wir gemeinsam Musik, seit 2012 unter unserem jetzigen Bandnamen. Das war auch der Zeitpunkt, ab dem wir in eine bestimmte Richtung gehen wollten. Davor haben wir alles mal ein bisschen durchprobiert, von Reggae bis Punk. Dominik und ich haben dann auch eineinhalb Jahre in Wien studiert, er Musik und ich Architektur – also studiert nicht wirklich – eher einfach gelebt (lacht). Das war auch eine tolle Zeit, aber als dann unsere Single in den Charts und wir Support für Bon Jovi waren, haben wir beschlossen, dass wir wieder heim gehen und noch intensiver arbeiten. Mittlerweile passt einfach sehr viel zusammen, wir haben unser Album fertig, das im Mai erscheint, viele neue Songs in petto und unseren Sound gefunden.
Und entspricht euer jetziger Stil deinen damaligen Vorstellungen?
Ja, extrem. Es kommt auch genau meinem Schlagzeugspiel entgegen, es ist das was ich am besten kann. Ich bin jetzt sicher nicht der technisch begabteste Drummer, aber was wir spielen kann ich wirklich gut, denke ich. Im Moment verbindet man uns ja hauptsächlich mit „I Am Yours“, also einer Ballade. Auf dem Album geht es jedoch schon eher in eine rockigere Richtung a la 70er. Also zu einem guten Teil „in-your-face Rock“ und nicht nur Balladen.
Habt ihr bestimmte Vorbilder für euren Sound?
Also eigentlich recht viele „Oldies“, wie Bill Withers – den ich fast jeden Tag höre – aber auch Hendrix und Rolling Stones. Mir persönlich taugen auch Queens Of The Stone Age immer schon, die auch meinen Schlagzeugstil mitgeprägt haben.
Bei Queens Of The Stone Age haben sich ja diverse bekannte Drummer die Klinke in die Hand gegeben. Welcher dabei vor allem?
Ja Dave Grohl hat es fast am besten gemacht, finde ich. Aber es betrifft eigentlich alle Alben. Auch „Wasting Light“ von den Foo Fighters oder „AM“ von Arctic Monkeys gehören zu den jüngeren Alben, die mich begeistert und beeinflusst haben.
Wie hast du dich anfänglich für das Schlagzeug begeistert?
Also da muss ich in erster Linie meiner Mutter danken, die Sekretärin an der Musikschule in Mondsee ist und mich für etliche Kurse angemeldet hat. Sie hat mir aber auch immer die Wahl offen gelassen und da ich ja schon als Zweijähriger aus Kochtöpfen und Schachteln mein Schlagzeug gebastelt habe, hat es sich eh schon angedeutet, wohin die Richtung geht. Mit vier Jahren habe ich dann bei Martin Grubinger begonnen.
Hast du am Anfang also klassisch gelernt?
Ich habe mit der kleinen Trommel begonnen, so wie ich es jetzt auch bei meinen Schülern mache. Ich glaube, dass man irgendwo die Basics lernen muss und wenn man Spaß an der kleinen Trommel hat, kann man vieles ausweiten auf das gesamte Drumset. Ich war aber nicht der einfachste Schüler in der ersten Zeit und ich hatte dann irgendwann auch einen kleinen Durchhänger, wo nicht klar war, ob ich lieber mit Fußball oder mit Musik weitermachen soll. Zum Glück habe ich mich aber damals für die Musik entschieden. Bis letzten Sommer war ich immer bei Martin Grubinger. Er ist also mein einziger Lehrer und ich glaube auch der Beste, den es gibt. (lacht) Er wird übrigens ebenfalls beim Songcontest auftreten im Zuge der Show, mit seinem Junior gemeinsam.
Ihr seid vor kurzem auch in Amsterdam aufgetreten, gemeinsam mit sehr vielen anderen Songcontest-Acts. Dabei hebt ihr euch stilistisch natürlich ein bisschen ab vom restlichen Teilnehmerfeld…
Wir sind sicher nicht der klassische Eurovision Songcontest-Teilnehmer, da stechen wir in der Tat ein bisschen heraus und sind quasi die Paradiesvögel. Allein dadurch dass wir eine Band im klassischen Sinne sind. Noch dazu haben wir unmittelbar davor unseren eigenen Gig in Salzburg gespielt und das war dann schon ein bisschen ein Flash, wenn man diesen Kontrast vergleicht. Aber unser Ziel ist ja auch, beim Songcontest wieder die Musik in den Mittelpunkt zu bringen und nicht nur die Show oder das Drumherum.
Wärt ihr auch ohne den Sieg von Conchita Wurst angetreten oder war dieser Sieg mit ausschlaggebend dafür?
Man muss schon sagen, dass Conchita das in eine andere Richtung gelenkt hat. Auch der ORF wollte das Ganze stilistisch in eine neue Richtung lenken, das hat man bei der Vorausscheidung gesehen. Es wurde vielmehr die Alternative-Szene angesprochen und auch mit anderen Leuten zusammengearbeitet als zuvor, um diese Szene überhaupt zu erreichen.Schon allein wenn man Radio hört, merkt man einen massiven Unterschied zu den letzten Jahren. Es geht schon in eine qualitativ bessere Richtung. Es kommt auch der analoge Sound zurück, denke ich.
Ist man von offizieller Seite direkt an euch herangetreten oder war es eure Idee, euch zu bewerben?
Uns hat Alex Deutsch darauf aufmerksam gemacht und gemeint, ob wir das nicht einmal probieren wollen. Wir waren uns recht schnell einig, denn es hat auch rechtlich alles gepasst für uns und wer will sich nicht vor zweihundert Millionen Menschen präsentieren können?
Ihr habt eure Songs für den Songcontest gemeinsam mit dem Produzenten Jimmy Harry in Los Angeles erarbeitet. Wie lief diese Zusammenarbeit ab?
Wir waren zuerst im Schloss Wasserburg in der Nähe von St. Pölten, wo wir uns mit ihm getroffen haben. Dort haben wir uns zuerst einmal zusammengesetzt und diskutiert, in welche Richtung es gehen soll und welche Songskizzen infrage kommen. Es war uns dann recht schnell klar, dass es „Big Bang“ und „I Am Yours“ werden sollen, da hat das Gefühl einfach gepasst. Wir haben die Songs daraufhin im Proberaum ausgearbeitet und sind dann nach Los Angeles geflogen, wo wir in seinem Studio mal alle Instrumente zusammengestellt, über die Songs gejammt und unsere Vorstellungen davon präsentiert haben. Es wurde also musiziert und wir sind zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen. Er hat uns dann quasi noch den letzten Schliff gegeben.
Seid ihr für die Zeit nach dem Songcontest auch schon eingespannt?
Wir werden uns wahrscheinlich mal eine Woche Pause gönnen. Im Juni geht es dann auf Osteuropa-Tournee mit One Republic, also eine große Stadiontour. Außerdem releasen wir ja jetzt auch unser Debütalbum, das wir gerade fertiggestellt haben. Wie bei unseren Konzerten hört man da die volle Bandbreite unserer musikalischen Wege. Im Großen und Ganzen wollen wir also genauso weitermachen wie bisher. Vor allem aber wollen wir unserer Linie treu bleiben, uns nicht verstellen und nach Möglichkeit bis zum Ende unseres Lebens Musik machen können. Das ist unser großer Traum. Wir werden nach dem Songcontest gleich wieder ein neues Album aufnehmen, da wir bereits wieder sehr viele neue Lieder haben.
Wisst ihr schon, wo ihr es einspielen wollt?
Noch nicht, aber es wäre zum Beispiel toll, es in Los Angeles zu machen, dort hat es uns schon ziemlich getaugt und es war einfach eine coole Erfahrung mit ganz eigenem Flair. Aber ich bin jetzt schon mal extrem gespannt, was die Leute zu unserem jetzigen Album sagen.
Und was sagst du selbst dazu?
Ich selbst bin völlig zufrieden damit. Erst letztens, nach unserem Konzert in Innsbruck, ist die erste Ladung davon eingetroffen und ich habe es direkt nach dem Gig in der Nacht mit Kopfhörern durchgehört. Ich bin das gesamte Album hindurch mit einem breiten Grinser dagesessen. (lacht)
War es sehr gewöhnungsbedürftig für dich, auf der TV-Bühne zu spielen und dabei nur einen Song, im Unterschied zu euren Konzerten?
Du gehst halt auf die Bühne und musst sofort für diese drei Minuten auf hundert Prozent sein. Das ist schon was anderes als bei Konzerten, wo du so langsam reinkommst und sich alles aufbaut. Uns hilft dabei sicherlich unsere Erfahrung aus früheren Ensemble-Wettbewerben, wo man auch für ein paar Minuten voll da sein musste. Aus logistischen Gründen muss es beim Songcontest natürlich Halbplayback sein, da man in der kurzen Zeit nicht für alle einen Soundcheck machen und umbauen kann. Wenn man es sich schönreden will, ist es sogar sehr schwer als Schlagzeuger, weil man natürlich jeden Schlag genau kennen und timen muss. Klar würde ich noch lieber alles live spielen, aber es ist ja der Songcontest und da geht es eben um den Song.
Gibt es unter den anderen Songcontest-Acts einen Favoriten für dich? Kann man dir gar einen Tipp entlocken?
Ich habe noch nicht alle gehört, aber die Finnen finde ich recht cool, weil es rockig, kurz und bündig ist – eine coole Nummer. Wenn es um die Show geht, ist der Schwede gut dabei und von der Stimme her ist Bojana, die serbische Teilnehmerin, ein Wahnsinn. Aber man kann es eh nicht sagen, was dem Publikum letztendlich gefällt. Je weiter vorne wir am Ende sind, desto mehr spricht dafür, dass der Songcontest wieder in eine musikalischere Richtung geht. Hoffen wir das Beste.
Interview: Moritz Nowak
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