Auf ehrwürdigen Spuren: Bernhard Ritt von The Veins im Interview

Spätestens ihr LP-Erstling „Physical Love“ legt nahe, im Adergeäst der Mitglieder von The Veins muss Heavy Blues mit psychedelischem Plasma zirkulieren. Als klassisches Power Trio wandeln die Oberösterreicher auf den ehrwürdigen Spuren der Jimi Hendrix Experience oder Cream. Martin Macho im Interview mit Gitarrist Bernhard Ritt. In Kooperation mit mica – www.musicaustria.at

Anfang zwanzig sind die drei gebürtigen Oberösterreicher erst, doch mit dem am 23. März veröffentlichten Debütalbum „Physical Love“ legten The Veins ihre Maturation im Hauptfach Blues Rock mit Auszeichnung ab. Bei Heavy Blues mit psychedelischem Plasma in den Adern hofft man jederzeit auf den Bluterguss, der uns in die Ahnengalerie des Rock´n´Roll trägt. Hochvirtuos ohne Hochmut, selbstbewusst ohne Selbstverliebtheit, zollen Bernhard Ritt (voc, g), Jakob Preßmair (bg) und Marco Kleebauer (dr) den Idolen der Sechziger und Siebziger ihren Tribut, ohne dabei als schnöde Tribute-Band dahinzuwerkeln.

Verrate mir, wer sind The Veins?
Uns kann man als Classic Rock-Band bezeichnen, die ihre Einflüsse in den späten 60ern und frühen 70ern hat. Moderne Einflüsse sind dabei, aber die Bands die wir privat hören und die uns beeinflussen, sind schon eher Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath und so weiter. Das zu kopieren ist uns aber zuwenig, es soll schon neue Luft hineinkommen, sozusagen.

Ihr habt immer schon in der gleichen Besetzung gespielt. Wie ist eure gemeinsame Geschichte als Band?
Marco und ich stammen aus Eferding. Mit 14 Jahren wollten wir schon ein Bandprojekt starten, daraus ist aber dann nichts geworden. 2010 haben wir uns auf Umwegen wieder getroffen. Da hab ich gemerkt, dass der Kerl mittlerweile sehr gut Schlagzeug spielt. Im August 2010 ist dann noch Jakob zu uns gestoßen. Bei unserer ersten Session haben wir eine Art Hendrix-Version von James Browns „I Feel Good“ gespielt. Die Stimmung in der Band hat sofort gepasst, musikalisch haben wir gleich super miteinander kommuniziert. Darauf folgten die ersten Auftritte, auch einige Band-Contests. 2012 sind wir sogar ins Finale des Austria Bandcontest gekommen, und haben da im Wiener Prater vor etwa 1200 Leuten spielen dürfen. Ende 2012 sind wir ins Studio gegangen, weil wir bei diesem Contest als Vierte vier Studiotage im Wert von ca. 1000 Euro gewonnen haben. Die Aufnahmen für „Physical Love“ fanden um den Jahreswechsel 2012/2013 statt. Als, wenn man so will, Retro-Band wollten wir das Album unbedingt auf Vinyl veröffentlichen, weil so eine Musik einfach auf das LP-Format gehört. Das war im Nachhinein die richtige Entscheidung, bei jedem Konzert gehen so fünf bis sechs Platten weg. Mit CDs hätten wir sicher nicht so viel verkauft.

Ursprünglich hieß eure Band Frantic Frequence. Warum die Änderung des Namens?
Frantic Frequence klingt eher funky, so haben wir damals auch gespielt. Als wir „Physical Love“ aufgenommen haben, passte der Namen nicht mehr zum vorhandenen Songmaterial. Außerdem hat sich den alten Bandnamen niemand gemerkt. Da sind dann so Sachen wie Funny Frequency oder Freaky Friday herausgekommen. Darum haben wir nach einem kurzen, prägnanten Namen gesucht, der zudem genrefrei ist. The Veins kann alles sein, von Smooth Jazz bis Death Metal. So haben wir jetzt mehr Freiheiten. Der Name hat auch keine tiefere Bedeutung, er soll nur gut klingen und merkbar sein.

Ihr spielt jetzt unter anderem Sachen von Zeppelin, Hendrix oder den Beatles. Wie wichtig ist euch bei den Covers die Originaltreue?
Es ist eine Mischung. Es gibt genug Cover-Bands, die die Originale komplett verfremden. Wir wollen schon unseren eigenen Senf dazugeben, gleichzeitig soll aber das Gesicht des Genres gewahrt bleiben, wenn man so will. Alle diese Nummern haben etwas Spezielles, das die Musik geil macht: Den Gesang, den Sound, das Arrangement, was auch immer. Unser Ziel ist es, dem Song dieses Element nicht wegzunehmen.

Technisch seid ihr bereits sehr versiert. Wie war eure musikalische Entwicklung?
Jakob und Marco haben das BORG Linz besucht, ein Oberstufengymnasium, das Popmusik als Schwerpunkt hat. Ich selbst habe mit sechs Jahren begonnen Gitarre zu spielen, ab neun Jahren an einer Musikschule. Nebenher habe ich immer schon Rockmusik gemacht, das ist die Sprache, in der ich mich einfach am Besten artikulieren kann, bis heute. Wirklich geübt habe ich auf der E-Gitarre übrigens bis zu Beginn meines Studiums nicht. Ich habe immer nur Songs nachgespielt und dabei die Stellen, bei denen es gehapert hat, so lange ausgecheckt, bis es funktioniert hat. So hat sich dann halt ein Repertoire an Techniken und Phrasen angehäuft.

Welche Ausbildung macht ihr jetzt?
Marco studiert Medienmusik am Jam Music Lab in Wien. Da geht es mehr um Filmvertonungen, Werbejingles und Produktion. Das kommt uns vor allem im Studio zugute, weil wir dann gleichzeitig einen Produzenten haben. Ich bin am ipop in Wien Gitarre-Student, zuvor hab ich an der Bruckner-Uni in Linz klassische Gitarre gemacht. Jakob wird dort höchstwahrscheinlich auch E-Bass studieren.

Das heißt, es soll schon in Richtung Musik als Beruf gehen?
Man kann es nur probieren, vielleicht nimmt uns jemand unter Vertrag. Rechnen darf man nicht damit, aber natürlich ist es der Traum eines jeden Musikers, mit seiner eigenen Band zu spielen und davon leben zu können. Unsere Ausbildungen sind also eher der Sicherheitsanker, falls es nicht funktionieren sollte.

Wollt ihr die Stilrichtung weiterhin beibehalten?
Vielleicht finden wir in Zukunft noch andere Musikformen, die eine ähnliche Stimmung in der Band erzeugen. Das wollen wir auf uns zukommen lassen. Jetzt kommt einmal am 19. Juli ein Gitarren-Festival in Barcelona, auf das wir uns schon sehr freuen. Das Langzeitziel ist dann sicher ein nächstes Album. So wie beim ersten sollte es aber nicht sein. Unsere Musik gehört einfach in einem analogen Studio aufgenommen, mit dem Equipment von vor 40 Jahren. Kostet eine Heidenkohle, darum heißt es jetzt erst einmal sparen. Bis dahin möchte ich eine Gesangsausbildung absolvieren, denn die Vocals sehe ich noch als Schwachpunkt der Band. Die Stimmlagen der Sänger unserer Vorbilder sind zumeist extrem hoch, daher kann ich die Hälfte gar nicht singen, oder mein Hals tut nach einem Lied schon weh. Die Kollegen Ian Gillan oder Robert Plant werde ich natürlich nicht erreichen können (lacht), Luft nach oben ist aber bestimmt. Bevor wir wieder ins Studio gehen, will ich erst einmal schauen, wie viel man aus meinem Gesang herausholen kann. Das Projekt verdient, dass meine Stimme genauso gut wird wie das Instrumentale.

 

Nächste Live-Dates:

12.07. Bruck an der Leitha – „Wienergassenblues“

19.07. Barcelona – Gitarrenfestival

01.08. Pichl bei Wels – „Kultursymposion“

 

Weblink: www.facebook.com/theveinsmusic

Booking: theveins@gmx.at

 

Foto: © The Veins