Review: The Tangerine Turnpike – „Transmission Tiffany“

The Tangerine Turnpike fahren mit ihrem zweiten Album ein ordentliches Programm. Die Salzburger nehmen uns in „Transmission Tiffany“ mit auf eine Tour de Force durch erlauchte Etappen der Rockhistorie. Nun denn, anschnallen, vorglühen, und bitte, bitte, nur kein Schongang! Von Martin Macho                                                                                                                                 

The Tangerine Turnpike, „Transmission Tiffany“. „Motorin´ Mannie“ (Track 3), „Pink Banana Boogie“ (Track 5), „Muffer Stuffin´“ (Track 10) – die Band hat ganz offensichtlich ein Faible für Alliterationen. Die angenehm unkomplizierte, (wort-)spielerische Transmission ist die typische Erzählweise des autovernarrten Yankee-Rockers, der das Fahren und Unterwegssein zu den großen Süchten zählt. Geschwindigkeitsräusche sind ihm von allen die liebsten. Das Frontcover von Transmission Tiffany, siehe unten, deutet dann das Weitere an.

The Tangerine Turnpike orientierten sich daran. Die Liebe zu den Ähnlichkeiten von Silben und Lauten ergänzt sich mit der Direktheit der Rocksongs und dem unprätentiösen Vortrag zu einer Dreifaltigkeit der Botschaft. Es müssen ja nicht immer gleich Sex, Drugs & Rock´n´Roll sein. Wie sagte uns Iggy Pop? „Keep it simple.“ Und Stefan Wascher (voc, g), Kevin Maier (g, kb, bg, tamb), Markus Trattner (bg, kb) und Hannes Potocnik (dr, perc) taten, wie ihnen vom greisen Spiritus Rector geheißen ward. Anstrengende Verschwurbelungen sind auf „Transmission Tiffany“ mehr als flüssig, sofort baut sich ein Naheverhältnis zu den zehn Titeln auf. Authentizität oder großspurige Pose? Vollkommen Powidl, wenn man Clapton abgekauft hat, einen Sheriff erschossen zu haben, dann kann im Rock´n´Roll alles möglich, alles als Hommage ausdeutbar sein. Schmied oder Schmiedl? Detto, denn gut ist, was gefällt.

„Transmission Tiffany“ gefällt in seiner Reichhaltigkeit und Produzierweise. Das seit 2005 bestehende Quartett nahm sich hier die Abarbeitung an der Recyclingware Rockmusik vor. Von Rockabilly, über Sixties-Garagerock und Psychedelia, bis hin zur verwegenen Slickness eines Billy Idol spannt sich der Bogen des Albums. Im Proto-Punk der Motor City Detroit lässt sich das Haupteinzugsgebiet der Einflüsse auf The Tangerine Turnpike leicht finden. Allenthalben lugt die Radikalität der MC 5 oder Stooges hervor. Zumindest die Vororte der Motorenstadt sind bereits fest in der Hand der Salzburger.

Der Hartnäckigkeit der Band vedankt das Album seinen grobkörnigen Lo-Fi-Habitus. Die ursprüngliche Fassung aus den kleinen, aber feinen Wiener Goldlack Studios wurde von The Tangerine Turnpike nämlich wieder verworfen. Grund: „Zu gut abgemischt“. Auf dem Release hört man jetzt das verwaschene Master, das später in Salzburg und Deutschland nachproduziert wurde. Rückbau als exaktes Feintuning, um dem Sound der Granden von ehedem ebenbürtig zu sein. Jede Nummer wurde zum energetischen Treibstoff des inneren Bewegtseins hochgetrieben. Der Schlüsselsong „Motorin´ Mannie“ baut einen Drive auf, der ihn zur geeigneten Begleitmusik für eine Fahrt mit leicht 160 auf der Autobahn macht. Der Sinn fürs Optische darf da ruhig noch etwas geschärft werden:

Bemerkenswert ist zuletzt auch eine methodische Zweiteilung: The Tangerine Turnpike spielten eine gesamte Hälfte der Scheibe im Zuge einer zweitägigen Live-Session ein. Zur Verdeutlichung des Produktionsprozesses und des damit verbundenen Aufwandes wurde das Marathon-Unterfangen mit allen Fehltakes live gestreamt (Zu sehen hier).

 

Transmission Tiffany erschienen bei:

Konkord 060/Hoanzl/Broken Silence

(VÖ: 26.04.2013)

 

 

 

The Tangerine Turnpike im Web:

www.thetangerineturnpike.com

https://www.facebook.com/thetangerineturnpike

 

Bandfoto: Johannes Gierlinger

http://www.johannesgierlinger.com