Ob Dach oder Russland: In jedem Fall Big and Loaded
Ein kurzer Griff in die Klischeetruhe sei erlaubt: Musik dient der Völkerverständigung. Die Punkrocker Big and Loaded schafften es nicht nur, die Parallelwelten Kärnten und Steiermark in sich musikalisch zu vereinen; im Februar steht für die fünf Jungs aus Obdach und Wolfsberg eine Tour im fernen Russland sowie der Ukraine an. Ein Bandportrait von Martin Macho.
Die Gruppe läutet mit diesem doch recht ungewöhnlichen Ostintermezzo das vierte Jahr ihres Bestehens ein. Da lohnt ein Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Gute Chemie
„Wir gründeten Big and Loaded Ende 2009. Alle von uns hatten vorher schon Band- und Bühnenerfahrung“, beschreibt Frontman Gerald Staffaneller die Anfänge. „Ergeben hat sich das Ganze eher zufällig, nachdem man sich beim Fortgehen traf und wir dann merkten, dass wir alle wieder gerne Musik machen würden.“ Schon eine Woche darauf stand man zum ersten Mal im Proberaum und stellte der biomolekularen Zusammensetzung ein viel versprechendes Zeugnis aus – die Chemie stimmte.
Standortsuche
2010 folgten an die dreißig Gigs, als Höhepunkt der Auftritt beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf. Im Mai 2011 dann das Debütalbum Another Wasted Weekend, das zunächst über Online-Vertrieb, kurze Zeit später auch als CD erhältlich sein sollte. Diverse Mitgliederrochaden zeitigten musikalische Weiterentwicklung und trugen zur Standortbestimmung der Band bei. Im Laufe der Zeit fand sich neben Gerald (voc) mit Flo Gruber (g), Chris Habenbacher (g), Dominik Pallik (bg), und Hannes Mohl (dr) die definitive Big and Loaded-Formation.
Musikalische Orientierungspunkte lieferte vor allem der US-amerikanische Punk Rock der 80er und 90er Jahre. NOFX, Blink 182, MEST oder The Gaslight Anthem waren nur einige der Vorbilder, aus denen Big and Loaded attitude und schöpferische Kraft bezog. Für den mahnenden Zeigefinger blieb beim Malträtieren der Instrumente keine Zeit. Wie die Idole aus Übersee verbot man sich von Beginn an die Messagelastigkeit. „Uns ist am wichtigsten, dass wir unseren Fans, auf der Platte sowie bei Live Shows, den Spaß den wir selbst an der Musik haben, weiter vermitteln können“, betont Gerald die Prioritäten.
Zur Herleitung des Bandnamens dürfen übrigens Freudsche Deutungsversuche angestellt werden, hier gibt sich der Bandleader kryptisch: „Um das zu erläutern, müsste das Magazin PG unrated sein.“ (So genau wollen wir’s wahrscheinlich eh nicht wissen)
Begeisterungsfähige Jugend
Gemessen an der generell erbarmungswürdigen Verfassung österreichischer Popkultur ist das Standing der Band – noch dazu aus der steirisch-kärntnerischen Entlegenheit – besser als man vielleicht annehmen möchte. „In Obdach gibt es schon seit Jahren immer wieder großartige Bands aus den verschiedensten Musikrichtungen. Aktuell zum Beispiel The Last Warning“, wirft Gerald Staffaneller ein Licht auf ein vorherrschendes Jugendklima, und ergänzt: „Es gab auch immer schon viele junge und motivierte Kids, die gerne auf Shows gehen oder sogar selbst auf die Beine stellen. Die Musik zum Beruf zu machen ist in Österreich aber ein schwieriges Unterfangen.“
Bisheriges Karrierehighlight
Der Reiseweg in die Professionalität ist ergo steinig. Möglicherweise führt er für Big and Loaded über die Zwischenetappen Russland und Ukraine, wohin man Anfang Februar zwecks Touraktivitäten aufbricht. Vermittelt über eine ukrainische Bookingagentur bespielt die Band dabei zehn Städte in zwei Wochen, darunter Moskau, Wolgograd und Samara. Die Tour firmiert mit Recht als bisheriges Karrierehighlight: „Für uns war von Anfang an klar, dass wir das durchziehen werden. Wer weiß, wann diese Chance wieder kommt.“ Kleiner Wehrmutstropfen, wenngleich aus freudigem Anlass: Schlagzeuger
Hannes Mohl wird nicht dabei sein, er bleibt bei seiner hochschwangeren Frau. Mit Dommi Drums von A Screaming Symphony wurde aber ein würdiger Ersatz gefunden.
Neue Single
Klangliches Mitbringsel aus der Heimat wird die Single „Call Me Maybe“ sein, Neuinterpretation des Carly Rae Jepsen-Titels im Punkgewand. Die Produktion wurde zur Gänze im Do-it-yourself-Verfahren aufgezogen, Videodreh inklusive. Dass offensichtlich auch hier die Spaßkomponente nicht zu kurz kommen sollte, unterstreicht das gelungene Endergebnis, zu sehen auf YouTube.
Liveshows wird es in der ersten Zeit nach der Tournee nur vereinzelt geben. Ganz oben auf der Dringlichkeitsliste steht für Big and Loaded dann die Arbeit am zweiten Album. „Aber natürlich haben wir auch heuer wieder die eine oder andere Überraschung parat“, lässt Gerald die Fans wissen.
Wir sind gespannt!
Kontakt:
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Foto: Big And Loaded