Oxyjane »0 2 9«

Die Band Oxyjane legt mit »0 2 9« ihr Debüt-Album vor, dessen Release am kommenden Freitag (25.11.) im Grazer Musichouse gefeiert wird. In den zehn neuen Songs kombiniert die Band introspektive Texte mit lauten und leisen Gitarren und schafft dabei gekonnt den Spagat zwischen triefender Melancholie und euphorischem Optimismus.
von Maximilian Zeller

 

 

Der Sound der Grazer Band Oxyjane lässt sich besonders gut unter dem Begriff »Gitarrenmusik« subsumieren, genauer gesagt unter jener der 90er-Jahre. Ganz so einfach ist ihre Musik dann aber doch nicht zu fassen: Genrebezeichnungen wie Grunge, Alternative-Rock, Indie oder zeitgenössischer Pop treffen allesamt auf die zehn Songs auf »0 2 9« zu. Bereits das zeigt, wie gekonnt die Band mit diversen Referenzen der Pop- und Rockgeschichte umzugehen weiß und sich diese in ihrem Songwriting zu Eigen macht.


Der erste Song des Albums, Don’t Take It For Granted, ist dafür ein gutes Beispiel. So erinnert das Einsetzen der Lead-Gitarre am Beginn kurz an den Song Twilight vom Electric Light Orchestra und die 80er-Jahre, während der generelle, Chorus-getränkte Sound eher mit dem darauffolgenden Jahrzehnt in Verbindung gebracht wird. Die Gesangsmelodie bleibt dabei aber auch in den rockigen Refrains durchwegs leichtfüßig und zart. Dadurch spiegelt sich bereits im Opener wider, wie raffiniert die Band den Spagat zwischen verträumtem, zeitgenössischem Indie-Pop und punkigem Grunge der 90er schafft. I Wanted You, das als zweite Single des Albums vorab veröffentlicht wurde, folgt der im Grunge typischen „Loud-Quiet-Loud“-Formel mit ruhiger Strophe und lärmendem Chorus. Außerdem zeigt sich hier exemplarisch, was sich das ganze Album hinweg durchzieht, nämlich die spielerische Leichtigkeit, mit der die Band die scheinbaren Gegensätze Melancholie und Euphorie zu vereinen mag.

Der Song Reminder sticht als einziger rein instrumentaler Track etwas heraus, unterstreicht aber gleichzeitig die Songwriting-Stärken der Band. Trotz der fehlenden – doch für die Band sehr charakteristischen – Stimme, bleibt der Song catchy und aufregend. Der reverblastige Gitarrensound erinnert hier sogar ein wenig an wüstenrocker Bands wie Yawning Man. Das Stück I Thought I Was Dead schaltet dann einen deutlichen Gang zurück und beschließt das Album. Hier verschiebt sich der Fokus vor Schluss nochmal deutlich in Richtung Melancholie, um eine Hymne auf die Gleichgültigkeit zu besingen. Das klangliche Ergebnis liegt irgendwo zwischen The Cure und Radiohead und bildet eine schöne Klammer zu den restlichen Songs auf »0 2 9«.

Interessant ist auch die Instrumentierung der Songs auf dem Album, da – ohne dass es oftmals wirklich akustisch erkennbar ist – manchmal zwei Gitarren und kein Bass verwendet werden. Die tieferen Frequenzen werden dabei von der Band vor allem durch einen zusätzlichen Gitarren Pick-up, der durch einen Bass-Verstärker läuft, bespielt.


Während die Produktion bzw. der Mix des Albums teilweise ein wenig ungewohnt klingt und vor allem das Schlagzeug oftmals etwas zu komprimiert wirkt, besticht »0 2 9« vor allem durch die starken Melodien von Gitarre und Gesang und die introspektiven Texte. Letztere schaffen in Kombination mit der musikalischen Gestaltung durchwegs ein abwechslungsreiches Hin und Her zwischen Schwermut und Optimismus. Auf ähnliche Weise funktioniert auch der Albumtitel »0 2 9« (sprich: „zero-two-nine“) als Wortspiel zu „Serotonin“. Ob dabei aber ein Überschuss oder Mangel des Glückshormons gemeint ist, bleibt – auch musikalisch – im positivsten Sinne offen.

 


Oxyjane live:
25.11.22 Musichouse Graz, mit ZINN

Cover-Artwork: Juli Haberlik
Beitragsfoto: Alexander Krischner