Rote Augen »Augenlieder«
Rote Augen wünscht man in der Grippe-Saison zwar niemandem, die »Augenlieder« der gleichnamigen Grazer Band dafür umso mehr. Auf den Songs ihres Debütalbums machen die Sounds der 60er klangliche Ausflüge ins Hier und Jetzt – wir haben für euch in die Platte reingehört!
von Maximilian Zeller
»Augenlieder« heißt das auf Nette Alte Dame Records erschienene Debütalbum der Grazer Band Rote Augen. Wirft man einen Blick auf deren Besetzung, stellt man sehr schnell fest, dass es sich hier zwar um ein neugegründetes Projekt handelt, die Mitglieder aber durchaus keine Unbekannten in der österreichischen Musiklandschaft sind. So stammen die meisten Stücke des Albums aus der Feder von Matthias Krejan, den man unter anderem bereits als Gitarristen bei den Incredible Staggers und als Sänger von Sado Maso Guitar Club kennt. Dieser konnte für die Roten Augen etwa die Hälfte der Band Sado Maso Guitar Club rekrutieren und zudem noch Siegfried Franz Ulrich – Gitarrist und Sänger bei den Jigsaw Beggars – mit ins Boot holen.
Dass mit dieser Besetzung eine gewisse Nähe zum Sound der 60er-Jahre einhergeht, lässt sich auf »Augenlieder« keinesfalls bestreiten. Das Stück »Marrakesch« beispielsweise erinnert mit Sitar, Tabla und rückwärts abgespielten Gitarren an »Tomorrow Never Knows« der Beatles. Dennoch klingen die insgesamt 14 Songs deutlich moderner als eingangs vielleicht erwartet. Hat man durch einen ersten Blick auf die Bandmitglieder zunächst noch die garagigen Klänge der Incredible Staggers im Kopf, überraschen einen auf „Augenlieder“ Synthesizer und elektronische Drum-Samples. Diese Symbiose funktioniert hier aber gut. Von Anfang an wird man auf diesen vielfältigen Sound des Albums eingestimmt: Auf den eher rockigen Opener »Kreis« folgt mit »Du bist ja ganz arg Dude« gleich zu Beginn eines der moderneren Lieder. Diese zum Teil recht unterschiedlichen musikalischen Ausformungen werden auf dem Album besonders durch eine durchwegs ausgewogene Produktion zusammengehalten. Dabei merkt man auch, dass die Band im Studio wohl ziemlich Spaß hatte und sich austoben konnte. So wird beispielsweise in der Mitte von »Ich hör nie wieder von der Liebe« die Gitarre plötzlich durch die unterschiedlichsten Effektgeräte geschickt und der Gitarrensound wechselt von Takt zu Takt. Aber nicht nur die klanglichen Änderungen zu vorhergehenden Projekten der Mitglieder sind auf »Augenlieder« neu: Wie die Songtitel bereits vermuten lassen, schrieb Matthias Krejan zum ersten Mal deutsche Texte. In diesen zeigt sich unter anderem auch ein gewisser Hang zu Wortspielen – der sich bereits im Albumtitel oder in Song-Namen wie »Du hasst mich gern« widerspiegelt.
Rote Augen schaffen mit ihrem Debüt ein abwechslungsreiches aber dennoch stimmiges Album. Durch das Vermischen verschiedener Stile und das Entfalten unterschiedlicher klanglicher Ideen entstehen so wunderbare Stücke wie etwa »Was hast du getaaan«. Teilweise erscheint das Album jedoch etwas zu poppig, der Sound ein wenig zu glatt. Kennt man die beteiligten Musiker aber bereits von Konzerten ihrer vorhergehenden Bands, kann man auf die Live-Umsetzung der Stücke ziemlich gespannt sein.
Foto: https://roteaugenmusik.bandcamp.com
Cover: Stephanie Tomschitz