Frauen* in der österreichischen Musiklandschaft – eine kleine Bestandsaufnahme
Die Frauenquote – in der Musikszene, wie in vielen anderen Bereichen, ein leidiges und viel diskutiertes Thema. Doch wie ist es denn wirklich um die Frauen* in der österreichischen Musikszene bestellt?
von Clara Pacher
Am 23. April werden heuer wieder die Amadeus Austrian Music Awards an österreichische Künstler*innen verliehen. Bereits zum 20. Mal jährt sich dieses Prozedere heuer und lässt – obwohl sich in diesem Bereich bereits einiges geändert hat – in Bezug auf den weiblichen Anteil der Nominierungen noch zu wünschen übrig.
72 Prozent der Nominierungen wurden an männliche Solokünstler oder Gruppen mit ausschließlich männlichen Mitgliedern vergeben, während die Zahl der Nominierungen von rein weiblichen* Acts, wie Lylit oder My Ugly Clementine, bei nur 14 Prozent liegt. Die restlichen 14 Prozent der Nominierungen erhielten Gruppen und Duos wie HVOB, Anger oder 5KHD, die zumindest einen Frauenanteil haben, wobei dieser Anteil in sieben von neun Fällen bei genau einer Frau liegt.
Die Kategorien „Album des Jahres“ und „Live-Act des Jahres“ kommen überhaupt ganz ohne weibliche Nominierungen aus. In allen anderen Kategorien sind maximal zwei von fünf Nominierungen rein oder zumindest teilweise weiblich*. Am vorbildlichsten erscheint noch die Kategorie „HipHop / Urban“, die mit KeKe und Hunney Pimp unter den fünf Nominierungen zwei weibliche Solokünstlerinnen hervorbringt.
Während die Anerkennung von Künstler*innen durch Musikpreise eine gute Möglichkeit zur Sichtbarmachung und Wertschätzung bietet, dienen die Amadeus Austrian Music Awards hier der Veranschaulichung eines Problems, das sich weit über die Grenzen von Awardshows hinaus erstreckt. Auch auf Festival-Lineups fällt der Anteil an weiblichen Acts meist unbefriedigend gering aus. Als Extrembeispiel mit verschwindend kleinem Frauenanteil ist wohl das Lineup des heurigen Nova Rock Festivals anzuführen. Als österreichische Vorzeigebeispiele gelten das Lineup des Hyperreality Festivals in Wien mit 63 Prozent Frauenanteil und das Grazer Elevate Festival mit 33 Prozent weiblichen Acts.
Zumindest international weist der Trend in eine Richtung mit mehr Frauen* auf Festival-Lineups. Das lässt allenfalls die vom Netzwerk female:pressure veröffentlichte Studie FACTS 2020 zum vergangenen Weltfrauen*tag vermuten. Aus deren Analyse internationaler Festivals der elektronischen Musikszene geht hervor, dass der Anteil weiblicher Acts in diesem Bereich zwischen 2012 und 2019 von knapp 10 auf fast 25 Prozent gestiegen, sowie jener der männlichen Künstler von 82 Prozent auf 65 zurückgegangen ist. Hoffentlich Tendenz steigend!
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