Vom Trap-Drummer zum Foley Artist
Um von vornherein Missverständnisse zu vermeiden soll gleich geklärt werden was die Bezeichnung Trap-Drummer bedeutet. Man könnte denken hier geht es um das gegenwärtig beliebte Genre Trap, was jedoch falsch ist. Viel mehr ist der Begriff eine Bezeichnung für die Sounddesigner aus der Stummfilm-Ära. Was heute noch von diesem Berufsbild übrig ist, nennt man Foley Artist doch dazu später mehr. Zuerst wagen wir einen Blick in die Vergangenheit.
Adam Zehentner
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Filmbranche zu wachsen und Filme wurden immer mehr zum massentauglichen Unterhaltungsmedium. Um die damals stummen Filme für das Publikum interessanter zu machen, wurden diese meistens live orchestriert. Doch war Musik nicht das einzige, was live eingespielt wurde. Den Schlagzeuger und Percussionisten und Percussionistinnen dieser Orchester, kam die Aufgabe zu, bestimmte Soundeffekte zu erzeugen. Die Klassiker hierbei wären beispielsweise das Galoppieren eines Pferds oder ein den Bahnhof verlassender Zug. Doch wie wurden diese Geräusche damals erzeugt?
Zu Beginn war vieles wohl selbst gebastelt und improvisiert. Da aber zu dieser Zeit die Anzahl der Theatersäle welche Filme zeigten, durch die Decke ging, entstand eine Nachfrage, die es zuvor nicht gegeben hatte. Die Trap-Drummer traten also vermehrt an die Schlagzeughersteller heran und wollten Instrumente, um bestimmte Sounds imitieren zu können. Viele Hersteller begannen solche Dinge zu bauen. Allen voran die noch heute populäre Firma Ludwig Drum Company (die damals noch Ludwig & Ludwig hieß). Es ist faszinierend mit was für Ideen damals herumexperimentiert wurde. Teilweise waren es recht übliche Gegenstände, mit denen die Geräusche erzeugt wurden, wie z.B. eine Feile oder ähnliches. Auf der anderen Seite gab es auch ausgefallenere Sache wie z.B. eine Bootspfeife.
Heute gibt es den Trap-Drummer wohl nicht mehr als Beruf, es sei denn bei einzelnen Ausnahmen wie Vorführungen von alten Stummfilmen. Fakt ist jedoch, dass mit den ersten vertonten Filmen, oder „Talkies“ wie sie früher genannt wurden, eine große Anzahl an Schlagzeugern und Schlagzeugerinnen ihren Job verloren.
Das, was heute noch von den Trap-Drummern übrig ist, wird nun Foley Artist genannt. Der Begriff Foley stammt dabei vom ersten Künstler seiner Art: Jack Foley. Dieser vertonte als erster einen Film hinterher (1927, The Jazz Singer). Dabei wurden die Dialoge im Originalton aufgenommen und alle weiteren Geräusche im Nachhinein. Der Unterschied zwischen den beiden Berufen ist also, dass der Trap-Drummer alles live mitgespielt hat und der Foley Artist im Tonstudio arbeitet. Auch die Art und Weise der Geräusche hat sich verändert. Vertonte Filme haben den Dialog im Fokus und sind deswegen weniger auf beispielsweise „Comedy Geräusche“ oder ähnliches angewiesen, um die Handlung zu unterstreichen. Die Aufgabe des Foley Artists ist es, die Geräusche nachzusynchronisieren, die bei der Filmproduktion schwer aufzunehmen sind bzw. nicht zufriedenstellend aufgenommen wurden. Dabei handelt es sich meistens um Dinge wie das Laufen auf Parkett oder das bereits erwähnte Galoppieren von Pferden. Die berühmten Komiker von Monty Python haben diesen Effekt sogar als Gag eingebaut: In Die Ritter der Kokosnuss reitet der Ritter nicht auf einem Pferd, sondern ein zweiter Mann folgt ihm ständig und imitiert das Geräusch des Galoppierens mit Kokosnussschalen. Auch in den bekannten Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill oder ähnlichen Filmen aus dieser Zeit, kann man bei den Prügelszenen den Foley Artist deutlich hören.
Es drängt sich jedoch die Frage auf was in der heutigen Zeit, wo es unzählige Samplebanks und digitalisierte Originalgeräusche gibt, ein Foley Künstler bzw. Künstlerin noch zu tun hat? Natürlich werden heute Bootshupen nicht mehr nachgeahmt da man ja einfach eine echte Hupe aufnehmen und sie einspielen kann. Jedoch gibt es ganz viele Geräusche, die nicht so statisch sind und bei denen Timing eine wichtige Rolle spielt. Das Reiben von Kleidungsstücken beispielsweise, muss nicht nur ein authentisches Geräusch darstellen, sondern auch genau mit den Bewegungen im Film übereinstimmen. Es gibt eine Menge Samples jeglicher Art, jedoch wäre diese Aufgabe eine Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Man kann sich also Vorstellen, dass Foley Künstler und Künstlerinnen auch heute noch so manches nachträglich zu vertonen haben. Es sind vor allem viele kleine Dinge und für den Zuschauer eher unauffällige Geräusche die hier ins Gewicht fallen.
Auch wenn das Berufsfeld sicherlich kleiner geworden ist und vieles heute von Sounddesignern digital produziert wird, kann man doch nicht immer auf einen Foley Artist verzichten. Auch die meisten der slapstickartigen Geräusche und Sounds, die wir aus älteren Filmen kennen, sind größtenteils verschwunden. Dennoch ist es bei so manchen Geräuschen die einen Film zieren ein witziger Gedanke, wenn man sich eine Person im Studio vorstellt die diesen Sound imitiert.