Backstage. Abseits des Rampenlichts – Networking beim Betten beziehen
Eines Morgens stand Lukas, seines Zeichens Booker/Musiker, vor seiner gewohnten Veranstaltungslokalität. Es war noch ziemlich früh, vier Uhr um genau zu sein und anders als sonst wartete er auf ein paar Musiker für die er zwar die Übernachtung arrangiert hatte, nicht jedoch das darauffolgende Konzert. Dieses fand einen Tag später ein Städtchen weiter, in Feldkirch, statt. Da man sich nach Vorarlberger Manier immer gerne hilft, wenn es irgendwo klemmt und in Feldkirch leider keine Schlafplätze zur Verfügung standen, war er diesmal nur dafür verantwortlich die Bands in Empfang zu nehmen und sie in ihre Schlafgemächer zu bringen.
Gut organisiert, wie man Lukas so kennt, hatte er bereits im Voraus klargestellt, dass sie selbst Schlafzeug mitbringen sollten. Nun wie es bei vielen Rockbands eben so ist, sind sie nicht immer so gut organisiert wie ihre Gastgeber, weswegen „The Freeks“ und „Komatsu“ natürlich keine Schlafsäcke oder ähnliches im Gepäck hatten. Für den Vorarlberger bedeutete dies um 04:15 mittlerweile Betten, Decken und Polster für zehn Mann zu beziehen. Wieder einmal drängte sich in ihm die Frage auf, warum zum Teufel er sich das immer wieder antut. Diese Zweifel legte er aber schnell wieder ab und dachte sich: „Scheiß drauf, da steht gerade der Gründungsschlagzeuger von Fu Manchu vor mir (Ruben Romano, The Freeks). Das passiert einem auch nicht alle Tage…“
Nach einer kurzen Nacht fasste sich der junge Mann erneut ein Herz und verbrachte den Tag mit den zuvor angekommenen Musikern. Da er selbst mit seinem Projekt „Lukas & the Bad Thoughts“ als Support für die rockigen Gesellen von Los Angeles und den Niederlanden gebucht war, bot es sich sowieso an gemeinsam etwas zu unternehmen. Nach einer kleinen Wanderung in den nahegelegenen Bergen spielten sie also am Abend im alt ehrwürdigen Keller des Graf Hugo Gebäudes in Feldkirch. Ein Abend voller harter Riffs, viel Freude und ein schwitzendes Publikum ließen ihn die Strapazen des Vorabends schnell wieder vergessen.
Nun war es für Lukas schon etwas Besonderes, die Bühne mit solch alten Hasen und beeindruckenden Musikern zu teilen, doch auch die Gäste aus Amerika erinnerten sich noch länger an den jungen Kerl aus Vorarlberg. Wie es der Zufall so will, ging Lukas ein Jahr später nach Übersee, um Urlaub zu machen. Als „The Freeks“ das hörten, luden sie ihn, immer noch dankbar für sein Engagement, direkt nach San Clemente (Kalifornien) auf ein Konzert ein. Und so kam es, dass Lukas einen Gästelistenplatz auf einer Rock-Show bekam, die fast Zehntausend Kilometer von seinem zu Hause entfernt stattfand. Für ihn war das ein mehr als nur fairer Lohn für das früh morgendliche Betten beziehen.
von Adam Zehentner