Peter Vorhauer

Als Schlagwerker unterrichtet Peter Vorhauer an etlichen Schulen und leitet sowohl Percussion- als auch Bläser-Ensembles. Im Interview spricht der Oberösterreicher über seine berufliche Rolle als Pädagoge, den Wert von Musikwettbewerben und die Parallelen zum Sport.

Du bist recht vielseitig unterwegs, sowohl klassisch als auch am Drumset. In welchem Bereich hast du mit dem Schlagzeugspiel begonnen?

Ich hatte zu Beginn zwei verschiedene Lehrer. Wie viele andere Schlagzeuger, begann auch ich an der kleinen Trommel. Da beide Lehrer ihren Schwerpunkt im Rock-, Jazz- und Fusion-Bereich haben, kam auch sehr schnell das Drumset hinzu. Im Jahr 2000 bekam ich meine ersten Unterrichtsstunden an der Landesmusikschule Ried im Innkreis, wo mein damaliger Lehrer Werner Gittmaier die klassische Linie verfolgte. Das Spiel an der kleinen Trommel hat dabei eine große Rolle gespielt. Werner legte aber auch großen Wert darauf mir die enorme Bandbreite der Schlagwerkinstrumente näher zu bringen. Daher war speziell diese Zeit sehr abwechslungsreich.

Du bist ursprünglich gelernter Blechblasinstrumentenerzeuger. Wie ist es dazu gekommen, dass du dann doch den beruflichen Weg als Perkussionist und Musikpädagoge eingeschlagen hast?

Ich wollte schon immer in die klassische Musikrichtung und dabei vor allem in den pädagogischen Bereich. Beim Landeswettbewerb „Prima la Musica“ habe ich Professor Josef Gumpinger kennengelernt und erfahren, dass dieser zur damaligen Zeit an der Konservatorium Wien Privatuniversität unterrichtete. Ich hatte das Glück, dass meine Berufsschule in Wien war. Durch diese Konstellation konnte ich neben meiner zweimonatigen Berufsschulzeit in Wien die ein oder andere Stunde bei ihm haben und wichtige Inputs und „to do´s“ für die Aufnahmeprüfung sammeln. Professor Gumpinger war und ist bis heute eine der wichtigsten Personen auf meinem musikalischen Weg, da er meine Motivation, in diese Musikrichtung zu gehen, erkannt und immens gefördert hat.

War die angesprochene Motivation in früheren Jahren noch weniger ausgeprägt?

Anfangs war meine Motivation für das „freie Spiel“ am Drumset sehr ausgeprägt, weniger aber die Motivation Grundlagen, Technik und Bewegungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Programm, das mir mein Musikschullehrer auferlegt hat, habe ich meist hintangestellt. Mit 14 Jahren habe ich dann meinem Lehrer erklärt, dass ich gerne einen musikalischen Weg einschlagen möchte. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass doch einiges aufzuholen ist, um dieses Vorhaben zu schaffen. Da wurde mir vor allem während der Vorbereitungszeit zum Vorstudium am Konservatorium bewusst, dass ich speziell der Basistechnik sowie der Koordination viel Übezeit schenken muss. Ich sehe mich daher in diesem Bereich als „Spätstarter“. Im Studium habe ich dafür umso intensiver geübt. Acht Stunden oder längere Probezeiten gehörten da zum fixen Tagesablauf. Dazu hatte ich das Glück immer die richtigen Leute um mich herum zu haben. Vor allem in David Panzl fand ich während meiner Studiumszeit an der Musik und Kunstuniversität, damals Konservatorium Wien, einen guten Freund und WG-Kollegen, der mir viele Inputs lieferte, mich forderte und mit dem sich diese doch arbeitsreiche Zeit dann auch sehr lustig gestaltet hat. Ein von ihm organisiertes Projekt, bei dem wir ein Stück des Komponisten Johannes Motschmann gemeinsam mit dem Pianisten Christian Seibert im Rundfunk aufgenommen haben, ist bis heute ein Highlight, an das ich gerne zurück denke und bei dem ich enorm viel lernen durfte.

Was hat dich fasziniert am Unterrichten, dass du so früh gewusst hast, auch Musikschullehrer werden zu wollen?

Da ich selbst spät gestartet habe mit dem Üben, dadurch aber in relativ kurzer Zeit viele Erfolgserlebnisse hatte, wollte ich dieses „lässige“ Gefühl gerne weitergeben. Das war einer der Hauptgründe, warum ich Lehrer geworden bin. Außerdem macht mir die Arbeit mit den Jugendlichen viel Spaß. Wesentliche Punkte, warum ich mich dann entschieden habe Schlagwerk zu unterrichten, waren aber auch, dass man speziell in diesem Bereich viel Abwechslung genießen kann. Ganz gleich ob im Ensemble oder im Einzelunterricht. Im Schlagwerkbereich merkt man eine ständige Entwicklung. Der Gedanke, dass ich natürlich mit den Schülern im Unterricht mitspiele und somit auch selbst als Musiker immer am Ball bleibe, ist mit ein Grund warum ich nun voll und ganz zufrieden mit dem Job bin. Vor allem hat man speziell in diesem Berufsfeld die Möglichkeit Kinder für etwas zu begeistern.

Gibt es Dinge, die du heute anders angehst als du es früher als Schüler gelernt hast?

Ja und Nein. Ich durfte auf meinem bisherigen Weg viele verschiedene Lehrer und Kollegen kennen lernen. Ebenso wurden mir durch sie auch alle Facetten, die das Schlagwerk hergibt, mitgegeben. Demnach versuche ich mir aus dieser Zeit die Rosinen heraus zu picken und das weiterzugeben, was mich selbst am meisten geprägt hat. Ich beschäftige mich aber auch vor allem mit dem, was ich für mich in meiner Anfangszeit hätte besser machen können. Rhythmus, Koordination und Technik sind die Basis. Für Schüler sind diese Themen aus meiner bisherigen Erfahrung als Lehrer schwer zu verstehen. Oft ist es für Kinder und Jugendliche schwierig, wenn man ihnen sagt, dass sie einen Takt oder Groove zehn Minuten in der Schleife spielen sollen, um ihn zu perfektionieren. Das ist für viele nicht wirklich greifbar, weil oft geglaubt wird, dass man einen Groove einmal richtig hinbekommt dann „passt's“. Aber das ist ähnlich wie beim Spitzensport: Wenn David Alaba einmal einen Freistoß ins Kreuzeck trifft, hört er auch nicht auf zu trainieren. Im Prinzip ist Schlagwerkspiel vergleichbar mit Spitzensport – ständig muss man Bewegungsabläufe wiederholen und perfektionieren, damit man auch nachhaltiger ins Musizieren kommt. Genau diese Elemente möchte ich als Pädagoge interessant und lustig verpacken. Die Verbindung und der Vergleich zum Sport spielen im Unterricht daher auch eine wichtige Rolle. Die Schüler verstehen dadurch oft besser, warum was so ist, wie es ist und Bewegung und Wiederholung wichtig sind.

Nutzt du Sport selbst auch als Ausgleich zur Musik?

Ich habe früher viel Fußball und Tennis gespielt und bin auch jetzt noch beim Sportverein eingeschrieben, aber ich komme leider derzeit seltener dazu. Wenn ich Zeit dafür habe, dann immer noch sehr gerne.

Hat die körperliche Verfassung direkte Auswirkungen auf das Spiel?

Auf alle Fälle. Egal ob Schlagwerk oder Schlagzeug, man lebt an diesen Instrumenten einfach von seinen Bewegungen und der Körperspannung und Entspannung. Man muss lernen diese Bewegungen zu koordinieren. Stick Control ist das beste Beispiel dafür. Oft kommen Schüler erst nach zwei Jahren zu mir und erzählen, wie viel ihnen das letztlich gebracht hat. Wenn man körperlich fit ist, kann man damit auch in einer größeren Bandbreite arbeiten. Man kann Technikübungen ähnlich zu „Cardio-Training“ verstehen.

Wie hast du selbst generell zu deinem Instrument gefunden als Kind?

Ich habe als kleiner Bub ständig auf allem herumgetrommelt und in der örtlichen Blasmusik immer die Augen auf dem Drumset gehabt, wenn ein Konzert gegeben wurde. Meine Eltern haben mich dann auch sehr gefördert und unterstützt. Sie haben mir gleich Instrumente gekauft, noch bevor ich auf der Musikschule war. Auch der Kauf einer Marimba während meiner Vorbereitungszeit für das Studium war kein Problem. Auf der Musikschule hat mein Lehrer dann erkannt, dass ich gerne frei spiele und Formen schnell erkenne. Deswegen hat er mich auch mit vielen Playalongs gefüttert, vor allem von Dave Weckl, der in dieser Zeit sicher ein großer Einfluss für mich war.

Welche Einflüsse sind in deiner weiteren Entwicklung dazu gekommen?

Natürlich habe ich im Studium sehr viel klassische Musik kennengelernt. Aber gerade als Lehrer ist mir die moderne Schlagwerkliteratur sehr wichtig. Da sich diese ständig entwickelt und viele neue Sachen nicht lange auf sich warten lassen, höre ich mir täglich Werke von verschiedensten Schlagwerksolisten und Schlagwerkensembles an, um immer „up to date“ zu sein. Der Fokus hat sich also doch sehr auf das Schlagwerk gelegt, aber trotzdem spiele ich nach wie vor mit dem Drumset gerne zu Jazzstandards, das ist für mich dann die Entspannung zwischen der Arbeit.

Hart arbeitest du ja unter anderem am Camp Styria mit, wo du die Percussion-Ensembles leitest...

Genau. Dort bin ich seit elf Jahren dabei. Für mich war das pädagogisch gesehen ein Glücksfall, weil man einfach top-motivierte Schüler kennen lernt, die auf unterschiedlichem Niveau sind und man gleichzeitig nur zehn Tage Zeit hat das Beste aus jedem herauszuholen. Das ist immer eine Herausforderung und davon habe ich als Pädagoge am meisten gelernt, weil man in der Gruppe differenzieren und den Unterricht so verpacken muss, dass jeder ein Erfolgserlebnis hat. Ich habe dabei ganz bewusst darauf verzichtet bestimmte Anforderungen für eine Anmeldung zu stellen, weil jeder die Chance verdient und viele auch Motivation schöpfen, egal welches Spielniveau sie am Campstart gerade haben. Durch die unterschiedlichen Niveaus lerne ich auch selbst viel. Die Schüler musizieren während der Zeit vermehrt im Ensemble - Call and Response verschiedener Rhythmen steht hier im Zentrum. Speziell in diesem Bereich konnte ich sehr viel von der Arbeit im Camp Styria lernen und entdecken. Diese Erfahrungen erleichtert auch mein Tun im ELEMU- Bereich (Elementares Musizieren, Anm.) an der Volksschule im 10. Bezirk, wo ich seit 2014 dabei sein darf. Dort haben einige Schüler und Schülerinnen Deutsch als Zweitsprache, doch Musik verbindet und Rhythmen bedürfen nicht der deutschen Sprache. Diese Arbeit ist eine sehr schöne, weil man merkt, dass Musik keiner bestimmten Muttersprache bedarf.

Du bereitest auch viele Schülerinnen und Schüler auf Wettbewerbe wie Prima La Musica vor. Auf welche Aspekte fokussierst du dich dabei besonders?

Bei Prima La Musica bin ich regelmäßig sehr gerne mit Schülern dabei. In der Vorbereitungsphase ist es wichtig für mich ehrlich zu sein – sowohl zu den Schülern als auch zu den Eltern. Wenn jemand etwas gut kann oder viel Talent hat, soll das auch offen so gesagt und klar gemacht werden, dass er auch einen Wettbewerb bestehen und wichtige Erfahrungen sammeln kann. Klar nimmt die Vorbereitung auch außerhalb des Unterrichts viel Zeit in Anspruch. Das Positive daran ist aber, dass die Teilnahme am Wettbewerb ein Ziel für die Schüler ist und die Vorbereitung darauf, um dieses Ziel zu erreichen, förderlich für die Entwicklung sein kann. Ich persönlich kann durch die intensiven Proben mit den Kindern nur dazu lernen, da ich den Anspruch an mich selbst stelle, die „Basics“ so gut als möglich auch in Form von Stücken im Programm nicht zu vernachlässigen. Außerdem sind die Bühnenerfahrung und der Umgang mit der Nervosität wertvoll für junge Leute, nicht nur in musikalischer Hinsicht.

 

 

Interview: Moritz Nowak