Drummer des Monats Dezember: Christian Mühlbacher

Foto: Werner Korn

Als Schlagzeuger, Percussionist, Komponist, Arrangeur und Lehrer ist Christian Mühlbacher viel beschäftigt und ständig aktiv. Am 13. Dezember 2009 war er mit der Big Band Nouvelle Cuisine im Porgy & Bess zu Gast. Vor dem Konzert hat er sich Zeit für ein Interview genommen.

Mit dem Programm „gDoon“ bietet die Big Band Nouvelle Cuisine um Percussionisten Christian Mühlbacher und Keyboarder Christoph Cech – von denen der Großteil der Kompositionen stammt – ein vielfältiges Programm. Die Musik reicht von coolem Swing bis zu heißem Funk und bleibt dadurch immer spannend. In beinahe zwanzig Mann starker Besetzung besticht die Band durch unglaublichen Groove und merklichen Spaß an der Sache.

Seit wann gibt es Nouvelle Cuisine?
Die Band gibt es schon ewig. Spätestens seit 1985, was für uns sozusagen der offizielle Startpunkt ist. In dem Jahr sind wir bei den IGNM Weltmusiktagen für Österreich angetreten. Sehr zum Schrecken des Schwedischen Vorsitzenden, soweit ich mich erinnere. [lacht] Den Briten hat unsere Musik aber gut gefallen.

Was macht eure Musik aus?
Stilistisch ist die Musik nicht leicht zu beschreiben und zu schubladisieren. Das meiste wächst sozusagen auf dem Mist von mir und Christoph Cech und wir denken nicht darüber nach, was marketingtechnisch günstig wäre, sondern wir machen einfach die Musik die uns gefällt.

Du hast anscheinend eine Vorliebe für große Ensembles. Worin besteht für dich darin der Reiz?

Die Besetzung ist ursprünglich aus einem Quartett gewachsen. Wir haben aber schon relativ bald die große Big-Band-Besetzung gehabt. Wobei das natürlich Vor- und Nachteile hat. Klangtechnisch bietet so eine große Besetzung tolle Möglichkeiten. Auf der anderen Seite ist die Band auch recht schwer zu bewegen – was es bei manchen Veranstaltern oft schwierig macht, Konzerte zu organisieren.

Bist du momentan auch in kleineren Ensembles aktiv?
In etwas kleinerer Besetzung spielt zum Beispiel Mühlbacher’s USW, aber die Band ist wirklich nur marginal kleiner, dafür etwas anders gestrickt. Im Prinzip ist das keine echte Big Band, sondern mehr ein großes Solistenensemble.

Du bist nicht nur als Schlagzeuger tätig, sondern auch als Komponist und Arrangeur. Wie siehst du dich eher? Als komponierender Schlagzeuger, als Schlagzeug spielender Komponist oder gehört für dich beides zusammen?
Das Verhältnis hat sich bei mir über die Jahre schon gewandelt. Früher war ich mehr der Schlagzeuger, heute bin ich mehr der Komponist. Ich mach‘ jetzt auch fast nur noch meine eigenen Dinger. Das hat sich so ergeben und finde ich eigentlich ganz ok. [lacht]

Daneben unterrichtest du auch?

Genau, sogar ziemlich viel. An der Musikuni in Wien unterrichte ich Jazztheorie und Arrangement. Außerdem Komposition an der Bruckner-Uni in Linz und Jazztheorie, Arrangement und Schlagzeug am Gustav-Mahler-Konservatorium in Wien, was auch mein erster Job in dieser Richtung war. Auch das Unterrichten ist bei mir gewachsen, so daß ich später eben auch Komposition und Arrangement unterrichten konnte. Nicht zuletzt dadurch, daß es mich selber schon immer interessiert hat Musik zu schreiben.

Wie beurteilst du die österreichische Jazzszene der letzten Jahre? Was sind für dich interessante Entwicklungen?
Auffällig ist natürlich, daß es viele junge, super Typen gibt. Es ist schon ein Wahnsinn, was für Leute da immer wieder daherkommen – in allen Instrumentalbereichen. Das ist wirklich eine Freude zu beobachten, gerade für mich als Lehrer.
Stilistisch gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Spätestens seit den 80ern kann man eigentlich alles machen, was einem in den Sinn kommt, ohne irgendwie schief angesehen zu werden. Deshalb ist die Musik auch relativ vielfältig.
Klar ist auch, daß die Elektronik Einzug gehalten hat. Und das völlig zu Recht. Man muß die Instrumente der Zeit nehmen, wie sie kommen. Außer man mag sie nicht, dann verwendet man sie halt nicht. Aber interessant ist es allemal. Ähnlich wie in den 30ern das Saxophon oder in den 60ern die E-Gitarre. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was als nächstes kommt.

Es gibt doch einige österreichische Musiker, die ihr Glück lieber im Ausland suchen. Ist das für dich jemals in Frage gekommen?
Ich hab mich einmal über mehrere Woche in Holland aufgehalten und mir die Szene angesehen. Da habe ich mir schon gedacht, daß es interessant und lässig sein könnte, dort wirklich Fuß zu fassen. Auf der anderen Seite bin ich aber einfach in Österreich verwurzelt.
Natürlich ist es keine Frage, daß es gerade, wenn man jung und in einer Entwicklungsphase ist, gut ist, zum Beispiel für drei Jahre nach Berklee zu gehen um dort superfit zu werden. Vorausgesetzt man hat nichts anderes im Kopf. Aber für mich persönlich hat das keinen Sinn. Da müssen sie schon anrufen und etwas von mir wollen. [lacht]

Alle Informationen über Christian Mühlbacher und seine Tätigkeiten und Projekte gibt es auf christianmuehlbacher.com


Interview: Matthias Rigal

Foto: Werner Korn